322 Aunalen der Hydrographie and Maritimen. Meteorologie, Juli 1908.
dürften die Refraktionsstörungen, die sich in den gegenseitigen Zenitdistanzen
Heigoland—Neuwerk so stark bemerkbar machen, ihre Erklärung gefunden haben,
Durch die Durchführung der Höhenberechnung von Helgoland ist ein
Beitrag zu dem Beweis geliefert, daß die Kohlschüttersche Formel die Re-
fraktion über Wasserflächen unter besonderen Witterungsverhältnissen darzustellen
imstande ist. Um diesen Geltungsbereich der Formel genauer zu untersuchen
und um ein Bild von der Genauigkeit der Refraktionsberechnung zu erhalten,
wurden mit ihr auch die von Koß angestellten Kimmtiefenbeobachtungen durch-
gerechnet und die mittleren Fehler!) einer nach Kohlschütters Formel von
Refraktion befreiten Visur abgeleitet:
Angabe der Anzahl n der Beobachtung und mittlere
Fehler # einer Kinmtiefenbeobachtung
Tao
April Gr
Ti
10
1:
* MM 5
Mai 2%
® 6 x
Tani 2:
%:
6:
® 7%
Juli 157
Aue, 3:
« 11:
zent, 1:
Okt.
Bi
z
as H=1l6m | H=10m
' Y
|
Fi
14
4. 23
+ 117
A AD
A 10.47
4 207
+ 50°
+ 156°
© 050
a 470 .
4. RE
a
A
+ 10. pr
4 11,57
+ 6°
12,97
+ 1539 |
+ FH ; 5
Eure
+ 5 | ;
a BO ;
on
16
.
CS
+ 329
+ 55° |
4 19%
© a8
5
3} E
k al
+ 11.77
188°
BO
AR
A LS
A
4 17,47
* 16. rn
& Pad
4 BU
7
.
*
HH 42 m
a
{7}
A 81
4.
Ar
+ 10
1
Wind
Flauf von 11% an ab.
Erstab 10% Windstärke2.
NW 3,
0 1—2.
Erst ab 8: SSW 3—dı
SO 2.
550 1—2.
O—50 12
NW 2.
0 3—4,
NW 1—2—3,
NW 123.
Dad
NW 12,
XWR, a
DEN Du
SR.
SW AWSW 2—4,
81—3: SW 3: WR
SS __WSWW Sg,
W&
+ & A | 4 £
Faßt man die Voraussetzungen, die der Gültigkeit der Kohlschütterschen
Formel zugrunde liegen, zusammen nach Maßgabe dieser mittleren Fehler 4 und
der Abweichungen E12: 180° + % — E. der trigonometrischen Höhenbestimmung
Helgolands, so ergibt sich: Die normalen Refraktionsverhältnisse, welche die
Formel. darstellt, liegen bei einem Winde von mindestens der Stärke 2 vor, ge-
ringe Windstärken oder gar Windstille bringen außerordentliche Abweichungen
hervor. Gleichmäßiges Temperaturgefälle, wie die Formel voraussetzt, herrscht
nur bei konstanter Windrichtung; Wechsel der Windrichtung ruft aber nicht
so starke Abweichungen vom Normalzustand hervor wie ein Nachlassen der
Windstärke, Durch Regen tritt ebenfalls eine Änderung des Temperaturgefälles
der Luft und hiermit der Refraktion ein.
Die Ergebnisse der angestellten Betrachtungen dürften für die Geodäsie
und die Nautik verschiedene Bedeutung haben. Es ist ersichtlich, daß man bei
Ausführung von trigonometrischen Höhenbestimmungen über Wasserflächen allen
für die Refraktionsberechnung notwendigen Elementen eine scharfe Beobachtung
widmen muß Besonderer Genauigkeit bedürfen die Messungen des Lufttempe-
raturgefälles, das in seiner Beziehung zum Unterschied der Luft- und Wasser-
temperatur in der Kohlschütterschen Formel einen befriedigenden Ausdruck
zu finden scheint. Zur Erhöhung der Genauigkeit der nach ihr für das Tem-
peraturgefälle erhaltenen Werte wäre eine Beobachtung der Luft- und Wasser-
temperaturen. zußer an den Endpunkten des Visierstrahls auch an mehreren
Stellen in seinem Verlauf sehr erwünscht, da in der Nähe der Küste die Wasser-
1) Richtiger: Stremmg. Siehe H, Bruns, Wehrscheinlichkeitsrechwung nd Kollektivmaaß-
lehre. 1908, 8. 119, und Helmert, Sitzungsber, d. Akad. ad, Wies, 1905. 8. 10