204 Annalen der Hydrographie und Mantimen Meteorologie, Juli 190%.
daß, wenn es zu Eisbildungen kommen soll, ein intensiverer Frost eintreten muß,
wie es während der ersten Periode der Fall war, wo vom 27, bis 31. Dezember
die mittlere Temperatur 8 Grad unter dem Gefrierpunkt betrug, während sie in
der Pentade vom 25, Februar bis 1. März (zur Zeit des stärksten Frostes dieser
letzteren. Periode) nur kaum 3 Grad unter Null erreichte,
. Die Ostsee.
Hier gestalteten sich, den tieferen Temperaturen entsprechend, die Eis-
verhältnisse weit ungünstiger als an der Nordseeküste, und zwar ostwärts fort-
schreitend. In zunehmendem Maße, Wie die Temperaturkurven von Rügenwalder-
münde und von Memel zeigen, wurde der Frost nach Östen zu nicht bloß
intensiver, sondern zugleich such andauernder. Im äußersten. Osten hielt der Frost
des vergangenen Winters olme Unterbrechung von Mitte Dezember bis Ende
März än und grreichte während dieser Zeit oft eine sehr bedeutende Stärke;
während der Pentade vom 27, bis 31, Dezember, die im ganzen deutschen Küsten-
gebiet im letzten Winter die tielsten Temperaturen aufwies, betrug die mittlere
Temperatur 15 Grad. unter Null. Sie nähert sich darauf schnell dem Gefrier-
punkte, sank aber Mitte Januar wieder auf 11'/, Grad und Mitte Februar auf
121% Grad. In Rügenwaldermünde dagegen stieg das Thermometer nach der
ersten Intensiven Frostperiode Anfang Januar über Null, und die zweite Periode
zeigte sowohl eine geringere Dauer als anch eine weit geringere Frostintensität,
Dementsprechend zeigen auch die Eisverhältnisse ein ganz ähnliches Bild.
J. Die schleswigsche Ostküste,
Die westliche Ostseeküste nähert sich sowchl hinsichtlich ihrer Witterungs-
als auch ihrer Kisverhältnisse denjenigen der Nordseeküste, Was zunächst die
schleswigsche Ostküste betrifft, so ragen hier wieder das Eidergebiet, Schlei-
münde und die Apenrader Föhrde hervor; die Eider von Rendsburg bis zur
Hohner Fähre war an 80 Tagen mit Eis besetzt, worunter an 69 Tagen die
Dampfschiffahrt geschlossen werden mußte, Schleimünde hatte an 72 und Apenrade
an 74 Tagen das Vorkommen von Eis gemeldet. An Jetzterem Orte wurde jedoch
die Dampfschiffahrt niemals geschlossen, in Schleimünde nur an 2 Tagon, Die
Segelschiffahrt war also auch an diesen. beiden Stationen. am häufigsten, nämlich
an 42 bzw. 31 Tagen erschwert.
Sehr stark war auch der Kaiser Wilhelm-Kanal mit Eis besetzt, da an
35 Tagen die Segelschiffahrt erschwert, an 36 sogar geschlossen war, während
die Dampferfahrt mit Hilfe von Eisbrechern bis auf einen Tag möglich blieb.
Erst am 256. März trat gäuzliche KEisfreiheit ein.
. )V. Das Rügener Fahrwasser.
Hier macht sich schon die Annäherung an den Osten stark bemerkbar.
Nicht nur begann hier entsprechend den Temperaturen die Eisbildung schon sehr
früh, nämlich gegen Mitte November, sondern es zeigt sich auch die Dauer sowie
die Intensität der Eisbesetzung stärker, Barhöft, am westlichen Eingang in den
Greifswalder Bodden, Thiessow (diese Station berichtet über die Strecke von
der östlichen Einfahrt in den Bodden bis Stralsund) und die Eismeldestelle
Witiower Posthaus, die über die KEisverhältnisse des Fahrwassers im Westen von
Rügen berichtet, stimmen in dem Datum des Beginns der Eismeldungen sehr
nahe überein (14, bis 16, November), Die Temperaturkurve von Rügenwalder-
münde 136€ erkennen, daß hier schon während der Pentade vom 12, bis 16. Norember
eine Frostperiode eingetreten war, die Mitteltemperatur während dieser Tage
betrug 4 Grad unter Null. Mit dem Aufhören des Frostes verschwand zuch das
Eis sehr bald, um gegen Ende Dezember wieder zu erscheinen, Der Frost nahm
aber schnell eine solche Stärke an {vom 27, bis 31, Dezember betrug die Mittel-
temperatur etwa 14 Grad), daß alle drei genannten Stationen alsbald Schluß der
Segel- bzw. der Dampfschiffahrt meldeten. Nunmehr blieb das Eis bis zum Anfang
des April ohne Unterbrechung bestehen, am längsten bei Thiessow, wo es erst