Ulrich, H.: Orkan bei den Comoren am 14. and 15. April 1908, 968
am 15. wuchs die Gewalt des Orkans gleichmäßig, um von diesem Zeitpunkt ab
etwa doppelt so rasch wieder abzunehmen, Bis 8b V, regnete es ununterbrochen,
nicht wolkenbruchartig, sondern sogenamter Bindfadenregen, dicht und gleich-
mäßig. Von 3 bis 5 V, blitzte es stark, kein Wetterleuchten, sondern scharf-
gezackte Blitze, Donner wurde im Tosen des Orkans nicht rernommen.
Wie erwähnt, trieb das Schiff während des Orkans mit dem Wind 2 Strich
achterlicher als dwars, in dieser Lage hielt es sich sehr gut, An dem breiten
Kielwasser des quertreibenden Schiffes, in das an vier Stellen Öl getropft wurde,
zerteilten sich die Köpfe der heraneilenden Brecher und nur wenige schwere
Seen sind übergekommen,
An der Festlandküste Afrikas wurden die Orte Palma, in der Tunghi-
Bucht bei Kap Delgado (Fig, 3), und Mazimbwa, 40 Sm südlich von Kap Delgado,
am schwersten vom Orkan heimgesucht, Mehr als 100 Neger verloren ihr Leben.
In Ibo und Mikindani wütete ein schwerer Sturm, doch hatte er nicht annähernd
die Gewalt, die uns traf In Ibo war der niedrigste Barometerstand 743 mm.
Die Comoren traf ebenfalls der volle Orkan. Die Zerstörungen und Verluste an
Menschenleben auf diesen Inseln waren sehr bedeutend, Auf Madagaskar hatte
man im Majunga und Nossi Be schlechtes Wetter, aber keinen Orkan. Auf
St, Pierre in 97° S-Br. hat man nichts gespürt,
Zu derselben Zeit, als der D, »Sultan« beim Kap Delgado in das Orkan-
gebiet geriet, verließ der D. KR. P. D. »Admiral« Mozambique auf der Reise nach
Norden. Man war an Bord des »Admiral«!) bereits in Mozambique gewarnt
durch eine außergewöhnliche Färbung des Himmels bei Sonnenuntergang, später
auf der Reise durch hohe Dünung aus Norden, Abnahme des Barometerstandes
und drohende Luft, Auf dem D, KR, P, D. »Prinzregent«') sah man die von dem
Unwetter gebildete Wolkenbank.“
Die Monatskarten für den Indischen Ozean, herausgegeben von der
Deutschen Seewarte, geben auch Grundlagen zum Manövrieren in tropischen
Orkanen (Dezember-Karte) und außerdem Anhaltspunkte über Orkane auf jeder
einzelnen Monatskarte,
Für den Ort des DD, »Sultan« entnehmen wir zunächst der Luftdruckkarte
für April den normalen Luftdruck, etwa 759.8 mm. Die Isobare von 760 mm
yeht südlich von den Comoren in südöstlicher Richtung vom Festland bei Ibo
nach Madagaskar bei Majunga. Da die Aneroidangaben an Bord verbessert sind,
betragen für den 14, April 1908 nachmittags die Abweichungen vom normalen
Wert nach dem Bericht:
45 N. — 1 mm, beobachtet 758,8 mm W 2—3,
3 « —2 =, x 7578 « WNW 6,
3 « —23«, * 757.5 + W 8—9,
0 « —28«, « 7570 « W110,
Vor Ausbruch des ‚eigentlichen Sturmes um 9b N. war also der Stand um
47 N, um 1 mm zu niedrig, um 8& um 2 mm gegen den normalen Stand hier
im April.
Abgesehen von diesen Abweichungen von dem Normalwert war aber auch
der Fall im Laufe des 14, April beträchtlich. Die Abfahrt von Lindi nach
Mikindani erfolgte um 5b 40% V,
Um 8% V. wurde beobachtet 762.5 mm bei W 2,
« 8 N. < € 75748 « « WNW 6
Fall — 4,7,
A. h. das Barometer war in 12 Stunden um 4,7 mm auf dem Wege nach Süden
gefallen, ein unter 10° Breite ganz ungewöhnlicher Fall, zumal wenn man aus
der Luftdruckkarte für April ersieht, daß ein Südkurs hier eigentlich höheren
Luftdruck bringen sollte, In den Grundlagen zum Manövrieren in tropischen
Örkanen findet sich unter dem Titel: Unterschiede und tiefste Stände folgender
Satz: »Luftdruckunterschiede haben nicht überall in den Tropen dieselbe Be-
nachher.
or.
ic Dampfer passierten. die Sturmbahn, der eine einen Tag vorher, der andere einen Tag