Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 37 (1909)

Sandström, J. W.: Über die Bewegung der Flüssigkeiten, 
247 
richtung jeder Trennungslinie strömt. Man kann dann eine linke und eine rechte 
Seite der Linie unterscheiden, indem man sich so stellt, daß man längs derselben 
in der Strömungsrichtung blickt. Wenn die Flüssigkeit von beiden Seiten in die 
Linie hineinströmt, wie das erste Gebilde in Fig. 2 auf der Tafel 27 andeutet, 
wollen wir sie eine Kontraktionslinie nennen; wenn dagegen die Flüssigkeit nach 
beiden. Seiten hin ausströmt, wie das zweite Gebilde dieser Figur zeigt, soll sie 
eine Ausdehnungslinie genannt werden, 
Wenn die Flüssigkeit auf der einen Seite einer Trennungslinie hineinströmt 
und auf der andern Seite derselben herausströmt, wie es im vierten und siebenten 
Gebilde der Tafel 27, Fig. 2, veranschaulicht wird, so soll sie eine Doppellinie 
genannt werden. Findet Einströmung auf der linken Seite statt, wie im vierten 
Gebilde, so nennen wir sie eine links einströmende Doppellinie. Die Trennungslinie 
des siebenten Gebildes nennen wir dagegen eine rechts einströmende Doppellinie, 
Das dritte Gebilde der Tafel 27, Fig. 2, zeigt das Stromliniensystem, 
welches das Ausbilden einer links einströmenden Doppellinie begünstigt, das 
vierte Gebilde zeigt den Zustand, wenn die Linie eben ausgebildet worden ist, 
und das fünfte Gebilde die weitere Entwicklung dieses Zustandes, d.h. die Zwei- 
teilung der Linie im eine Kontraktionslinie links und eine Ausdehnungslinie 
rechts, Das sechste, siebente und achte Gebilde zeigen die entsprechenden Vor- 
gänge bei den rechts einströmenden Doppellinien, Diese Vorgänge sind um- 
kehrbar, d.h. eine Kontraktions- und eine Ausdehnungslinie, die anfangs vwor- 
handen sind, können sich zu einer Doppellinie vereinen, wonach diese verschwindet 
and das Stromfeld ein regelmäßiges wird. . 
Das Entstehen der Trennungslinien in einem regulären Stromliniensystem 
Äindet wahrscheinlich immer mit Hilfe von Doppellinien statt, die sich später in 
der auf Tafel 27, Fig. 2, angedeuteten Weise in je zwei Linien teilen. Die auf 
diese Weise gebildeten Trennungslinien müssen dann immer paarweise auftreten, 
Wenn es dagegen einen singulären Punkt gibt, z. B. den Mittelpunkt eines 
Wirbels im Stromsystem, s0 kann aus demselben eine einzelne Trennungslinie 
ausgeschieden werden, wie es auf Tafel 27, Fig. 1, gezeigt wurde, Auch von den 
Ufern eines Flusses scheiden sich sehr oft einzelne Trennungslinien aus, namentlich 
wenn derselbe in Windungen läuft. 
IL. 
Dieses Verfahren, die Stromlinien der Flüssigkeiten mittels Isogonen zu 
konstruieren, wird natürlich in der Hydrographie sowohl wie in der Meteorologie 
gute Anwendung finden, Ein Beispiel dafür aus ersterem Gebiete stellt Textfigur 1 
dieser Abhandlung dar, Ebenfalls auf hydrographische. Verhältnisse habe ich 
das Verfahren weiter noch in meinem Aufsatze über die Windströmungen im 
Gullmarfjord praktisch angewandt.!) Hier will ich nun auch noch ein Beispiel 
zus der Meteorologie anführen, um zu zeigen, wie man die Stromlinien des 
Windes an der Erdoberfläche zeichnet. 
Zu diesem Zweck trägt man auf einem gewöhnlichen synoptischen Karten- 
Formular die Windrichtungen mit den Zahlen ein, die von den verschiedenen 
Beobachtungsstationen telegraphisch eingelaufen sind, und verbindet die Stationen, 
bei denen die gleiche Windrichtung beobachtet wurde, durch Linien, die somit 
die Isogonen des Windes darstellen. Diese Linien werden dann mit einer großen 
Anzahl kleiner Striche versehen, welche die Windrichtung an ihnen angeben, 
Tafel 28 zeigt eine derartig entworfene Windkarte für den 8.) Januar 1908, 
) Uhr abends, Darauf zeichnet man die Tangentenlinien dieser Striche ein, und 
diese nun sind die Stromlinien des Windes, Tafel 29 zeigt die aus Tafel 28 in 
Jieser Weise hergeleijteten Stromlinien des Windes am 8.7) Januar 1908, 9 Uhr abends, 
Diese Anwendung der Isogonenmethode ist offenbar nichts anderes als ein 
rationelles Verfahren, um die wahrscheinlichsten Windrichtungen in den Zwischen- 
5 J. W. Sandström, Windströme im Gullmarfjord, Svenska Hydrografisk-Biologiska 
Kommissionens. skrifter. Gothenburg 1905, * 
2) Berichtigung Auf den Tafeln 28 und 29 ist versehentlich als Datum der 9. Januar an- 
zegeben, was hiermit berichtigt wird.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.