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Full text: 37, 1909

Ämundsen, R.: Zur Erforschung des Nordpolarbeckens, 
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Ehe ich die Besprechung der Probleme abschließe, welche sich zur Lösung 
im Polarmeer für eine Expedition darbieten, die mit den besten wissenschaft- 
lichen Hilfsmitteln der Gegenwart ausgerüstet ist, will ich noch einige wichtige 
Punkte erwähnen. Es ist Ihnen allen bekannt, daß das Meer verschiedene 
Mengen aufgelöster Gasarten enthält. Ein Studium dieser aufgelösten Casarten 
im Meerwasser gibt viel Arbeitsstoff, aber ich werde mich hier nur auf eine 
ainzelne Sache beschränken. Bekanntlich gebrauchen alle Tiere Sauerstoff, um 
jehben zu können; beim Atmen wird der Sauerstoff verbraucht und Kohlensäure 
ausgeschieden. Das gleiche ist der Fall mit den Pflanzen im Dunkeln; im Licht 
dagegen entgegengesetzt, dort verbrauchen die Pflanzen Kohlensäure und 
produzieren Sauerstoff. In bezug auf das Meerwasser sind verschiedene inter- 
essante Beobachtungen über die Wechselwirkung zwischen Tieren und Pflanzen, 
zwischen Hell und Dunkel gemacht worden. Das Polarmeer bietet für ein 
Studium dieser Fragen sehr günstige Bedingungen — der Sommer ein langer 
heller Tag und der Winter eine gleich lange dunkle Nacht. Es würde äußerst 
interessant sein, diese Wechselwirkung unter so charakteristischen Verhältnissen 
zu studieren, Als Hilfsmittel für diese Studien hat man jetzt Apparate, mit 
denen die Lichtstärke in den verschiedenen Tiefen des Wassers unter dem Eise 
sowohl als im offenen Fahrwasser gemessen werden kann, Und die Menge der 
kleinen Pflanzen und Tiere, die sich im Meer befinden, kann gemessen werden. 
Damit kann eine der wichtigsten Fragen der Physiologie des Meeres und der 
Kreislauf der Organismen eingehend studiert werden, 
Außer den hier besprochenen ozeanographischen Aufgaben, deren Lösung 
meine in Aussicht genommene Expedition sich als Hauptzwecke stellen wird, 
gibt es noch eine Menge anderer Fragen von fast ebenso großer Wichtigkeit, 
In enger Verbindung mit den ozeanographischen Beobachtungen stehen die 
meteorologischen. Allerdings fand während Nansens Trift mit der »Fram« 
ein eingehendes Studium der meteorologischen Erscheinungen statt; aber dies 
hindert nicht, daß eine neue Reihe von großer Bedeutung sein wird, Ich meine 
picht, daß ich neuen merkwürdigen, bis jetzt ungekannten Erscheinungen be- 
gegnen werde, dazu sind die meteorologischen Verhältnisse über dem Polarbecken 
wahrscheinlich zu gleichartig; aber schon zur Kontrolle und Vergleichung mit 
den früher gemachten werden sie yon großem Interesse sein, Ich beabsichtige 
daher, eine vollständige meteorologische Ausrüstung von den neuesten Instrumenten 
mitzunehmen. Von geringerer Bedeutung, aber doch von Interesse, werden 
die Untersuchungen der erdmagnetischen Verhältnisse sein — von ge- 
ringerer Bedeutung, weil das bewegliche Treibeis nur eine schlechte Grundlage 
für Beobachtungen bietet, welche einen so hohen Grad von Genauigkeit erfordern 
wie die magnetischen, aber doch von Interesse, als eine Ergänzung der auf der 
ersten »Fram«-Expedition von Kapitän S, Hansen ausgeführten magnetischen 
Beobachtungen. 
in Verbindung mit den magnetischen werden die Nordlichtbeobachtungen 
großes Interesse haben, Wir kennen ja alle die prachtvollen Nordlichter dort 
oben in der tiefen düsteren Polarnacht aus Nansens vorzüglicher Beschrei- 
bung — wir kennen sie alle, diese seltsamen, flammenden, jagenden Bewegungen 
über das Himmelsgewölbe hin in einer stillen Winternacht — wir kennen sie alle 
so gut und haben dieses rätselhafte Schauspiel so häufig bewundert. Es zweifelt 
wohl niemand daran, daß hier eine merkwürdige Kraft als Ursache vorhanden 
sein muß, eine Kraft, die uns Menschen nicht Ruhe läßt, ehe wir sie gefunden, 
gebunden und uns zunutze gemacht haben, 
Und die Polargegenden sind gerade der rechte Ort für das Studium dieser 
Erscheinungen, die hier häufiger und prachtvoller vorkommen als an irgend 
einer anderen Stelle, Bekanntlich haben die Professoren Birkeland und 
Störmer außerordentlich wichtige Untersuchungen auf diesem Gebiet vor- 
genommen, welche eine Lösung dieser schwierigen Probleme zu versprechen 
scheinen, aber durch Untersuchungen, welche eine so lange Zeit hindurch fort- 
gesetzt werden, dürften sicher wertvolle Beiträge zum Studium derselben er- 
reicht werden.
	        
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