239 Annalen der Hryrdrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1904
Gefahr entsteht, In den Nebenräumen allerdings wird die Ladung an den der-
artig erhitzten Schotten cbenfalls leiden, das läßt sich jedoch nicht vermeiden,
Große Aufmerksamkeit ist in solchen Fällen. den benachbarten Kohlenbunkern zu-
zuwenden und die Kohlen an dem erhitzten Schott sollten weggetrimmt und zuerst
verbrannt werden, damit sie sich nicht selbst entzünden,
Auf weitere Ausführungen mit Bezug auf die zweckentsprechenden Lösch-
methoden bei einzelnen Ladungsarten hier einzugehen, wäre verfrüht und kann erst
später geschehen, wenn das von mir Seit Jahren gesammelte Material von Schiffs-
bränden gesichtet und durchgearbeitet ist. Nur so viel sei hier vorgreifend mit-
geteilt, daß ein Löschen von Kohlenbränden mit Gas, es sei Schwefeldioxyd, Kohlen-
säure, Wasserdampf oder Abzugsgase aus der Feuerung vollkommen versagt hat, daß
selbst das Überfluten im Innern brennender Kohlenmassen keineswegs immer zum
Ziele geführt hat, wie ich später in diesen Blättern nachweisen werde. Die Brände
von Kohlen wie auch die verschiedener anderer Ladungsarten verlangen eine
eigene Löschmethode, Auch das etwas ausführlichere, wenn auch keineswegs er-
schöpfende Eingehen auf die Dampflöschmethode geschah nur, um einige der okla-
tantesten, aber vielfach noch üblichen Fehler hervorzuheben und vor ihnen zu
warnen, Im allgemeinen sollte das Vorstehende nur einen übersichtlichen Ver-
gleich der drei in der Praxis auf See bereits mehrfach erprobten Feuerlösch-
methoden mit Gas gestatten, Man wird hiernach zugeben müssen, daß die alt-
bewährte Dampflöschung, selbstrerständlich, wenn richtig angewandt, nur in sel-
tenen. Fällen. versagen wird, sie bietet außerdem den ünschätzbaren Vorzug vor
den anderen beiden Methoden auf einem Dampfer in Fahrt beständig bereif zu
sein, die Kohlen werden schwerlich und das notwendige Wasser niemals knapp
werden, Einen Nothafen anzulaufen um Kohlen zu ergänzen, dürfte bei Anwen-
dung der Dampflöschmethode selten eintreten, Die durch Anwendung von
Schwefeldioxyd möglichen Vorteile sind demgegenüber recht gering, demn was
beim Dampf durch Hitze zerstört wird, das wird beim Schwefeldioxyd durch
seine chemische Reaktion für den Gebrauch unverwendbar, Der einzige Vorzug
den Schwefeldioxyd vor dem Wasserdampf hat, ist daß es einige Industriewaren
z. B. Leder, Baumwolle, Jute usw., die vom Dampf beschädigt werden, unverändert
Jäßt. Ob dieser geringe Vorteil die größeren Kosten, die geringere Bereitschaft,
die Gefahr des Zukurzkommens an. Schwefel, die Platzbeanspruchung des Schwefels,
des Claytonapparats und die dadurch entstehenden Frachtverluste wirklich auf-
wiegt, das dürfte noch recht zweifelhaft sein. Für die Reeder und für die Seg-
Jeute bietet die Anwendung des Claytonspparats zweifellos keinen Vorteil gegen-
über der Verwendung von Dampf.
Wenden wir uns uunmehr, nachdem Vor- und Nachteile der bisher ver-
wendeten Feuerlöschmethoden genügend beleuchtet worden sind, der eingangs
wähnten neuesten Löschmethode mit den Verbrennungsgasen aus den Kesselfeug-
rungen. zu, wie sie nach dem Patent von Dr. Harker auf dem Dampfer »Fiona«
zum ersten Male in die Praxis eingeführt worden ist. Harkers Löschmethode
besteht nach der »Shipping Gazette« darin, daß die abziehenden Schornsteingase
abgefangen, gekühlt, gereinigt und dann unter bedeutendem Druck in den. breunen-
den Raum eingelassen werden, wo sie das Feuer löschen sollen, So - einfach
dies erscheint, so darf man doch nicht ohne weiteres an eine ebenso einfache
praktische Lösung dieser Aufgabe glauben. Denn am die Verbrennungsgase von
den brenzlichen. Beimengungen, den unverbrannten Kohlenwasserstoffen usw, sö
zu reinigen, daB zie sich wirklich neutral gegen alle Ladungsarten verhalten, wie
68. das Generatorgas des Rattenvertilgungsapparats des Hamburger Hafenarztes
tut, dazu gehört eine eiwas komplizierte chemische. Wäsche, Trotzdem muß viel
gereinigtes Löschgas in kurzer Zeit zur Verfügung stehen, Werden diese Be-
Äingungen nicht erfüllt, dann verliert die Methode viel an Wert, Es muß also
erst abgewartet werden, ob die Reinigung der Verbrennungsgase nicht gar zu
kompliziert und deshalb teuer sich gestaltet, und ob die Reinigung gründlich
genug ist, um Eßwaren, Tabak usw, in unverändertem Zustand zu belassen. Es
erscheint sehr fraglich, ob Herr Dr. Harker den richtigen Weg eingeschlagen hat,
um den. Pankt zu erreichen, von dem aus erst die Lösung des Problems in An-