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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 37 (1909)

398 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1909. 
luftdicht gemacht werden können, Diese Verbrennungsgase des Generators ver- 
halten sieh gegen alle nur denkbaren Ladungen vollkommen neutral, Eßwaren, 
Butter, Mehl usw. bleiben unverändert, Im Hamburger Hafon befindet sich also 
bereits seit 1903 ein solch idealer Feuerlöschapparat, 
Zunächst muß vor allem festgestellt werden, daß €s ein Universalmittel 
gegen Feuersgefahr nicht gibt, Die verschiedenen Feuerlöschmittel wirken an 
Bord je nach der Ladungsart und je nach der Örtlichkeit, für die ihre An- 
wendung erfolgen muß, ungemein verschieden, Wollte man, was tatsächlich 
schon unternommen wurde, eine brennende Decksladung von Kork oder Baum- 
wolle mit Kohlensäure, Stickstoff, Ammoniakgas, Schwefeldioxyd usw. zu löschen 
versuchen, so würde man einen glänzenden Mißerfolg feststellen; die Folgerung 
aber, daß deshalb diese Löschgase an Bord überhaupt unbrauchbar seien, wäre 
ein großer Fehler, Brennenden Decksladungen oder Inventarbränden im nicht 
abzudichtenden Innenräumen und auf offenem Deck ist nur mit Wasser bei- 
zukommen, Selbstredend gilt das im allgemeinen, es sind andererseits auch 
einzelne Fälle möglich, in denen ein kleiner beginnender Brand durch Mittel 
erstiekt werden kann, die gerade zur Hand sind. Brennendes Pech wird durch 
einige Schaufeln von Sand oder Asche, brennender Twist durch Überwerfen einer 
wollenen Decke schnell erstickt usw. Wir müssen also unsere Betrachtung der 
Löschwirkung von Gasen ausschließlich auf luftdicht herzustellende 
Innenräume beschränken. Des ferneren. fragt es slch, bei welchen Ladungs- 
arten Raumbrände mit Stickgasen zu ersticken, oder doch hinzuhalten sind, Aus- 
geschlossen hiervon sind alle Explosivstoffe, sehr fraglich ist ferner eine löschende 
Wirkung von Stickgasen bei Massenladungen, die auf den Öberflächen ihrer Be- 
standteile Sauerstoff absorbiert enthalten (Steinkohle), oder die in ihrer Molekular- 
zusammensetzung als Sauerstoffträger (Salpeter, besonders in Säcken) zu be- 
trachten. sind. Immerhin bleiben noch recht viele Ladungsarten übrig, bei 
denen die Stickgase ideale Löschmittel in Schiffsräumen sind, und zwar sind 
diese Ladungen wie Stückgüter, Nahrungsmittel, Baumwolle, Flachs usw, gerade 
auch die allerwertrollsten; Schließlich haben wir zu entscheiden, welche Stick- 
gase für Feuerlöschzwecke vorzuziehen und welche an Bord möglichst immer zur 
Hand. oder doch schnell zu beschaffen sind, 
Betrachten wir in erster Linie die Löschgase, die sich möglichst neutral gegen 
andere Stoffe verhalten. In dieser Hinsicht wäre reiner Stickstoff dasjenige Gas, das 
allen anderen vorzuziehen und als ein Bestandteil der Luft auch überall vorhanden 
ist. Allein er ist sehr schwer von dem Sauerstoff abzuscheiden, z.B. in Form von 
flüssiger Luft, kommt deshalb für unsere Zwecke an Bord in reinem Zustande 
nicht in Frage. Das gleiche gilt von. Ammoniak und anderen Gasen, die kostspielig 
herzustellen. sind, Zu allererst ist nun Kohlendioxyd (Kohlensäure) zu Feuer- 
löschzwecken vorgeschlagen und vielfach ausprobiert worden und zwar in kom- 
primiertem. verflüssigtem Zustande, in Stahlzylindern; auch Verfasser hat diese 
Versuche praktisch wochenlang durchgeführt, um. brennende Kohlenhaufen zu 
Jöschen, jedoch mit dem denkbar schlechtesten Erfolge, Um Kohlendioxyd in reinem 
Zustande, also in Stahlzylindern mit Erfolg verwenden zu können, muß man recht 
bedeutende Mengen zur Verfügung haben, mindestens noch einmal 8o viel als nach 
der theoretischen. Berechnung zum Feuerlöschen notwendig erscheint, wenn eine 
sichere Wirkung erzielt werden soll; bei kompakten Massenladungen, die im In- 
neren glühen, ist die Wirkung erst nach Tagen zu verspüren, Beispielsweise kann 
ein Kohlenbunker, vorausgesetzt, daß er auch gegen den Heizraum, praktisch 
wenigstens, so gut wie lufidicht abgeschlossen sei, bis zur äußersten Möglichkeit 
mit Kohlensäure angefüllt sein, ohne daß ein Einfluß auf den Brandherd zu be- 
merken ist, Die Kohlensäure bleibt ganz wirkungslos in dem über den Kohlen 
Freien. Luftraum lagern und diffundiert nur sehr allmählich in die Kohlenmasse 
hinein. Daß sie, wie vielfach angenommen wurde, in. die Kohlenmasse und. auch 
gerade an den Sitz eines Brandherdes eindringt, ist keineswegs der Fall, vielmehr 
folgt sie als Gas dem im Raum etwa vorhandenen Zuge und wird, wenn ein solcher 
auch nur in geringem Maße, etwa durch undichte Ventilatoren, vorhanden ist, 
viel schneller ins Freie sich verflüchtigen, als in die Kohlenmasse hineindiffundieren.
	        
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