146 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1900.
Windes usw. auf die Meerwasserverdunstung sind. ferner vor kurzem schon in
den Jahren 1857 bis 18638 in Trivandrum {(Südindien) von J, Allan Brown aus.
geführte Untersuchungen veröffentliecht,!) Auf dem Meere stehen derartigen Be-
obachtungen aber große Schwierigkeiten entgegen, und so ist es erklärlich, daß
über den so wichtigen Vorgang der Einverleibung des Wassers der Meere in
den Kreislauf der Atmosphäre, was die Größe der Verdunstung und ihre Ab-
hängigkeit von den verschiedenen klimatischen Faktoren anbelangt, so gut wie
nichts bekannt ist.“)
Ein direktes Maß für die Verdunstung an der Meeresoberfläche selbst zu
erlangen, ist auch jetzt nicht angängip, Es Jäßt sich nur in gewisser Höhe über
dem Meere und durch indirekte Methoden die Verdunstung bestimmen. Schott
hat 1892 den Weg dazu angegeben, als er mittels Aräometer die Salzgehalts-
zunahme einer in einem Gefäß der Luft ausgesetzt gewesenen Menge Seewasser
bestimmte?) Er bekam dadurch allerdings nur ein Bild der Konzentrierung der
Salzlösung, Wenn man jedoch außerdem den Inhalt des Gefäßes, die Größe der
Oberfläche und die Mitteltemperatur des Wassers kennt, so läßt sich daraus nach
ainer Anleitung von Krümmel im neuen Handbuch der OÖzeanographie die Höhe
der verdunsteten Wassersäule berechnen, Man erhält aus dem Anfangsvolumen
und spezifischen Gewicht — gefunden durch Salzgehalt- und Temperatur-
bestimmung — die Gewichtsmenge g, des Wassers beim Einfüllen in das Gefäß;
die restliche Wassermenge g, nach Ablauf der Beobachtungszeit aus dem Verhältnis:
BıtBr = SB. 45
wobei S, und S, den Anfangs- bzw, Endsalzgehalt bezeichnen. Die verdunstete
Menge reinen Wassers ist dann in Gramm: .
Br = Bi — Ba
Diese umgerechnet in das Volumen bei der bestimmten Wassertemperatur, ver-
mehrt um die etwaige Regenmengo und geteilt durch die bekannte Oberfläche
des Gefäßes, gibt die gesuchte Verdunstungshöhe reinen Wassers.
Es ist also erforderlich, in einem passend gewählten und aufgestellten Gefäß
eine abgemessene Menge Wasser nach Bestimmung des Salzgehaltes der Verdunstung
auszusetzen, von Zeit zu Zeit die Temperatur des Wassers abzulesen und nach
abgelaufener Beobachtungszeit abermals den Salzgehalt zu bestimmen,
Fir 1 Das von mir benutzte, kardanisch aufgehängte Gefäß
Be hatte, um eine möglichst große Oberfläche zu erzielen, die neben-
— —— |] stehende Form (siehe Fig. 1), während der Inhalt — es waren
| 2400 Kubikzentimeter — aus praktischen Gründen eine gewisse
== Größe nicht überschreiten sollte, Um Strahlungseinflüsse mög-
FE lichst auszuschalten, war das Glasgefäß von einem einen halben
— Zentimeter Zwischenraum für die Luftzirkulation lassenden
Nickelmantel umgeben. Die Politur des Mantels war leider nach
I wenigen. Wochen völlig vernichtet, und ich ersetzte sie daher
—| durch einen weißen Farbanstrich, Das Verdunstungsgestell stand
) mit dem Regenmesser auf dem Achterdeck (siehe Fig, 2, 5. 147),
dem einzigen in Betracht kommenden Ort, der aber auch bei Segelmanövern
nicht immer genügend Sicherheit bot und außerdem häufig dureh. die Besahn-
segel beschatiet war. Morgens um 6 Uhr wurde das Gefäß mit 2400 Kubik-
zentimeter Seewasser, von dem eine Probe zur Salzgehaltsbestimmung zurück-
gestellt und dessen Temperatur bestimmt war, gefüllt, Um 12% mittags und
5 N, — nach Bedarf auch häufiger — wurde gleichfalls Wassertemperatur im
Gefäß, Lufttemperatur und Feuchtigkeit, Wind am Gefäß, Regen sowie Sonnen-
scheindauer festgestellt. Die Entleerung des Gefäßes erfolgte nach 24 Stunden, die
Salzgehaltsbestimmung von Zeit zu Zeit titrimetrisch. Darüber siehe weiter unten.
4 Meteorol, Zeitschr. 1906, 3, 428, . . .
8 W. Stahlberg in Berlix hat auf einem Kabeldampfer im Nordatl, Ozean Versuche an-
gestellt, aber bislanez nilehte darüber veröffentlicht. Ich bin Herr Stahlberg für persönliche Aus-
kunft zu Dank verpflichtet, .
% Petermanns Mitt, Ereänzungsheft 109, 1893, 8. 28,