Ann. d. Hydr. usw., XXXVIL Jahrg. (1909), Heft IV.
AA
Yorläufiger Bericht über eine ozeanographische Forsehungsreise.
Von Dr, Rudolf Lütgens-Hanbure,
(Hierzu Tafel 17.)
I. Einleitung.
Der Bericht bezweckt lediglich einen vorläufigen Überblick über die auf
ler Reise angestellten Untersuchungen und die aus ihnen gewonnenen Ergebnisse,
soweit sie bisher erkennbar sind, zu geben. Vollständigkeit und eine erschöpfende
Behandlung jeder Frage kam nicht das Ziel dieser Zeilen sein, da später eine
zusammenfassende Darstellung erfolgen soll
Die Reise, über deren Aufgaben Prof. Dr. Schott im Septemberheft 1908
der Annalen der Hydrographie usw, berichtet, führte in ihrem ersten Abschnitte
auf der Hamburger Viermastbark »Pangani« (Kapitän Junge) von Hamburg nach
Valparaiso, Da der äußere Verlauf der Fahrt für die nachfolgenden Ausführungen
nicht unwesentlich ist, möge er hier kurz geschildert werden. (Reiseweg
siehe Taf. 17.)
Nachdem am 12. September 1908 Hamburg verlassen worden war, wurde am
29, desselben. Monats Lizard passiert, Hartnäckige SSW-Winde hielten in den
arsten Wochen das Schiff auf, verdarben auch häufig durch stürmische Regenböen
die Arbeit des Tages. Auf 31° N-Br. setzte am 9. Oktober der Nordostpassat ein,
um aber schon nach 2 Tagen in flauem SSO-Wind überzugehen, der wiederholt
ganz einschlief und nur selten und für kurze Zeit auf 0SO bis XO holte, Von
8 bis 5° Nord herrschte völlige Windstille, so daß das Schiff 7 Tage für diese
180 Seemeilen nötig hatte. Dann aber setzte frischer, anfangs sehr südlicher
Südostpassat ein, der in rascher Fahrt »Pangani« am 31, Oktober — 38 Tage
nach Lizard — auf 30° West über die Linie brachte und bis 23° südlicher Breite
durchhielt, Auch weiter verlief die Fahrt bei meist westlichen Winden nicht
ungünstig, wenngleich zweimal auf 28° und 32° südlicher Breite äußerst heftige
Pamperos zu überstehen waren, und am 23, November konnte der 50. Breiten-
yrad überschritten werden, 2 Tage später wurde auch Staaten-Insel umsegelt, da
SW-Winde einen Versuch, die Straße »Le Maire« zu durchsegeln, unratsam erscheinen
ließen. Von nun an herrschte bis über 40° Süd fast fortdauernd NNW-Wind,
nur gelegentlich durch Stillen oder Stürme aus SW unterbrochen, so daß nur
unter ständigem Kreuzen West und später Nord gut gemacht werden konnte.
50° Süd wurde wieder am 7. Dezember geschnitten. Auf 37° Süd setzten endlich
züdliche Winde ein, und am 15. Dezember konnte »Pangani« nach 84 Tagen Reise
ab Lizard, 94 ab Hamburg vor Valparaiso Anker werfen, Vergleichsweise sel
angeführt, daß das schnelle Schiff — es lief mehrfach über 120 Seemeilen in
3 Wachen — bisher für seine 7 Ausreisen von Lizard bis Valparaiso im Durch-
schnitt 66 Tage benötigte, Der Mehraufwand an Zeit kommt zur Hauptsache
auf die völlig anormalen Verhältnisse im Nordostpassat.
II. Die Verdunstungsuntersuchungen,
1. Die Ausführung der Untersuchungen.
Schon im den ersten Tagen ergab sich, daß, um der Sache schadende Zer-
splitterung zu vermeiden, nur wenigen Problemen nachgegangen werden durfte,
und von diesen wiederum war das Studium der Verdunstungsvorgänge auf dem
Meere das weitaus wichtigste,
Auf dem Lande kann man die Verdunstung des Wassers leicht mit der
Wildschen Verdunstungswage direkt messen, Das haben — hauptsächlich um
das Verhältnis der Süßwasser- zur Seewasserverdunstung festzustellen — Mazelle
in Triest und Okada in Japan getan. Mazelle stellte die Wage aber in der
meteorologisehen Hütte auf, während Okada die Vorgänge im Freien und in
der Hütte verglich. Über den Einfluß der Bestrahlung, der Temperatur, des
Ann. &. Hrer, UsW., 200% Heft IV.