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Annalen der Hrdrographie und Maritimen Meteorologie, März 1900,
Was die Luftdruckverteilung und die Witterungsverhältnisse im einzelnen
betrifft, so blieb zunächst noch die Kälteperiode vom Dezember, nämlich bis zum
2. Januar, bei inlandigen Winden bestehen. Alsdann trat bei vorwiegend west-
lichen Winden ziemlich mildes und regnerisches Weiter ein, das bis zum 18. mit
Ausnahme des 9. und 10. im Westen anhielt, Darauf setzte wieder eine Periode
strengen Frostes ein, der mit Ausnahme der beiden letzten Tage bis zum Monats-
schluß bei Winden aus dem Nordost- bzw, Südostquadranten anhielt,
Am 1. und 2. Januar lag das Hochdruckgebiet noch wenig verändert über
dem Kontinent, so daß ruhiges, kaltes und ziemlich trockenes Wetter herrschte.
Am 8. aber wurde das Hochdruckgebiet durch eine im Norden vorüberziehende
Depression nach dem westlichen Kontinent gedrängt, so daß Südwestwinde und
Erwärmung eintraten, An diesem Tage setzte fast überall Tauwetter ein, das
sich am folgenden Tage bei wenig veränderter Wetterlage noch stärker geltend
machte, Während am 5. die Depression nach Osten abzog, erschien bei Island
eine neue, und das Hochdruckgebiet verlagerte sich nach Südwesteuropa, Unter
ihrem Einfluß blieb das milde Wetter bestehen, und sie gewann besonders am 8.
größere Bedeutung für das deutsche Küstengebiet, da sie an diesem Tage auf
ihrem Wege nach Südost, verbreitete Stürme, meist nordwestlicher Richtung,
hervorrief. Nach ihrem Abzuge blieb das Hochdruckgebiet bis zum 17. in
wenig veränderter Lage im Südwesten und dem angrenzenden Teil des Atlantischen
Ozeans liegen, während eine Reihe von barometrischen Depressionen und deren
Ausläufern im Norden vorüberzogen, und zunächst bis zu dem genannten Tage
bei Winden meist westlicher Richtung, mildes und regnerisches Wetter ver-
breiteten. Vom 12. bis zum 17. traten vielfach steife und stürmische Winde anf,
Am 12, selbst bedeckte ein umfangreiches Tiefdruckgebiet mit dem Kern über
Mittelskandinavien fast ganz Europa. Es erzeugte an der ganzen deutschen
Küste starke bis stürmische Winde, die auf seinem Wege nach Osten auch noch
am 13, in der Östlichen Ostsee bestehen blieben. Ihm folgte aber schnell eine
neue Depression von Island her, deren Kern am 14, nördlich Schottland lag, und
die mit einem Ausläufer nur der Nordseeküste stürmische Winde brachte, Am
folgenden Tage löste sich der Ausläufer ab und verschwand, als Teilminimum
ausgebildet, ostwärts, Ein neuer Ausläufer entwickelte sich aber über der Nord-
zee und brachte am 15. auch der westlichen Ostseeküste steife Winde, während
die Winde an der Nordseeküste vielfach stürmischen Charakter annahmen. Auf
seinem Wege nach Osten rief er am 16. auch an der mittleren Ostseeküste steife
Winde hervor. Am 17. vertiefte sich das Minimum und das Hochdruckgebiet
entwich jetzt von Südwesteuropa ostwärts, so daß das Maximum am 18, über
Süddeutschland lag. Nur noch stellenweise traten an diesem Tage vereinzelt
steife Winde auf, Am folgenden Tage, dem 19, vereinigte sich das noch weiter
ostwärts verlagerte Hochdruckgebiet mit einem schon längere Zeit über Inner-
rußland liegenden, und ein am 18, über der Biscayasee entwickelter flacher Aus-
jäufer der großen Depression schritt, gefolgt von einem neuen Hochdruckgebiet,
hoerdostwärts. Am 18. setzte bei inlandigen Winden trockenes, ruhigeres und
kälteres Wetter ein, das nun bis zum 28. Januar bestehen blieb, nachdem noch
am 19. und 20, in Verbindung mit dem genannten Ausläufer im westlichen
Küstengebiet, Niederschläge aufgetreten waren. Bis zum 28. behauptete sich
hoher Luftdruck über dem größten Teile von Europa; Depressionen lagen über dem
Mittelmeer und im äußersten Norden, Hiermit entwickelte sich bei Winden östlicher
Richtung trockenes, heiteres Wetter mit strengem Frost; besonders traten an der
Ostseeküste sehr tiefe Temperaturen auf, Am 29, bereitete sich wieder ein Um-
schlag vor, indem ein Ausläufer der nordischen Depression über die britischen
Inseln hin nach dem deutschen Küstengebiet zog und hier in den letzten Tagen
des Monats fast überall stürmische Winde mit Niederschlägen und starker
Temperaturerhöhung mit sich brachte,
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