Jentzsch, M.: Bund Kap Horn.
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Auch Nachts wird zuweilen der Kurs durch die Straße gyenommen, wie
ebenfalls der Führer der »Potosi« berichtet: »Am 30, Juli 1907 10% N, peilten
wir das Feuer von New Year Island in OzS 22 Sm, der Wind war Ost Stärke 6
und es herrschte regnerisches Wetter, Das Barometer stand auf 760 mm, dabei
wurden alle Segel geführt. Um 12% nachts peilte Kap St, Bartholomew in rw. N84°O0
4 Sm, In der Straße holte der Wind nach NNO Stärke 4/5; wir waren somit
schnell und ohne Schwierigkeiten durch die Straße gekommen.« Während dieser
Reise hatte »Potosi« eine sehr schnelle Umsegelung von Kap Horn gemacht.
Nachdem die Straße Le Maire passiert war, setzte am 2, August 1907 in 58° S-Br.
und 67° W-Lg. bei noch hohem, stetigem Barometer SO-Wind ein, der das Schiff
schnell nach Westen führte, Ohne viel Nord gut zu machen, behielt »Potosi« in
Jen. nächsten Tagen bei dem allbnählich zum Sturm anwachsenden Ostwind und
stetig fallendem Barometer seinen westlichen Kurs bei und stand am 4, August
mittags in 54° S-Br. und 88° W-Lg. Am 3. August in 56° S-Br. und 80° W-Lg.
lief »Potosi« in der Wache 67 Sm bei Ostwind Stärke 10; es wurden alle Segel
geführt, auch die Royals. Am 4. August nachmittags flaute der Wind bis zur
Stille ab, Barometer 741 mm. Jedoch war inzwischen die Depression weiter nach
Dsten fortgezogen, so daß am 5, August südliche Winde einsetzten, die das Schiff
jetzt rasch nach Norden führten. 50° S-Br,. wurde am 6, August abends in
839° W-Lg, geschritten. Dieses Mal gebrauchte »Potosi« von 50° S-Br. im
Atlantischen Ozean bis wieder 50° S-Br. im Stillen Ozean 8 Tage 11 Stunden.
Es wird überhaupt interessant sein, zu erfahren, wie oft die beiden Fünf-
master »Preußen« und »Potosi« seit ihrem Erbauungsjahr durch die Straße
Le Maire gekommen sind,
Vom Segler »Potosi« liegen auf der Deutschen Seewarte Journale vor von
19 Reisen um Kap Horn nach Chile. Bis zum Jahre 1903 ist »Potosi« überhaupt
nicht durch die Straße Le Maire gegangen. Seit 1903 sind bis jetzt (1908)
? Journale von 7 Reisen nach Chile abgeliefert worden; danach ist das Schiff in
dieser Zeit fünfmal durch die Straße gegangen und nur zweimal um Kap
St. John, Yom Fünfmaster »Preußen« liegen im ganzen Journale von 10 Reisen
am Kap Horn vor, nach denen das Schiff seit seinem Baujahr fünfmal dureh die
Straße und fünfmal Ost um Staaten-Land gesegelt ist. Diese Zahlen sprechen
sicher nicht dafür, daß die Durchfahrt durch die Straße Le Maire sehr gefahrvoll
oder mit allzu großen Schwierigkeiten verknüpft ist. Es geht ferner aus den
Journalen dieser beiden Schiffe nicht hervor, daß sie überhaupt jemals nördlich
der Straße beigedreht hätten, um entweder Tagesanbruch oder günstigeren Wind
abzuwarten, Vielmehr steuern sie bei guter Gelegenheit direkt auf die Straße
los, einerlei ob es Tag oder Nacht ist; weht der Wind zu südlich, so bleiben
sie, ohne durch Beidrehen weiter Zeit zu verlieren, über St-B,-Halsen liegen um
Kap St. John anzusegeln. Letzteres ist ihnen um so eher möglich, als sie nach
Überschreiten von 50° S-Br. im Atlantischen Ozean stets genügend West angeholt
haben, und überhaupt 50° S-Br. selten östlicher als in 64° W-Lg., zuweilen auch
in 66° W-Lg., schneiden.
Die Reisedauer der meisten Schiffe, deren Journale in den Jahren 1906
und 1907 auf der Deutschen Seewarte eingelaufen sind, ist auf dem Wege zwischen
50° S-Br. im Atlantischen Ozean bis 50° S-Br. im Stillen Ozean bedeutend kürzer
ausgefallen, als die Zeit, welche als mittlere Reisedauer für die einzelnen Monate
im Segelbandbuch für den Atlantischen Ozean angegeben ist. Nur einige wenige
Schiffe haben zu der Umsegelung von Kap Horn eine außerordentlich lange Zeit
gebraucht, Z.B. dauerte auf dem bezeichneten Wege die Reise der Bark »Fürst
Bülowe, welche am 4. Februar 1906 50° S-Br. im Atlantischen Ozean überschritt,
31 Tage und 20 Stunden, während das Vollschiff »Hera«, das 8 Tage später, am
12, Februar 1906, den 50, Breitengrad überschritt, für dieselbe Strecke nur
15 Tage und 2 Stunden gebrauchte,” Es würde daher nur ein falsches Bild ent-
stehen, wenn man unter diesen Umständen die mittlere Reisedauer der 150 Schiffe
für die einzelnen Monate aufstellen wollte, Nur die beiden Fünfmaster »Preußen«
und »Potosi« haben seit ihrem Baujahr eine außerordentlich gleichmäßige Reise-
dauer von 50° S-Br. bis wieder 50° 5-Br. innegehalten, Im Mittel hat »Potosi«
gebraucht: 10 Tage 13 Stunden und »Preußen«; 11 Tage 4 Stunden,
Ann. d. Hrdr, U08w.. 19090 Heft IIL
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