Querfurt, H.: Die Einwirkung der Winde auf die Strömungen im Skagerrak und Kattegat usw. 111
Am Leuchtschiff Skagens Riff werden sechsmal täglich, also alle vier Stunden,
Beobachtungen über Richtung und Stärke des Windes und des Stromes und ein-
mal täglich, um 8 Uhr vormittags, Beobachtungen über Salzgehalt und Temperatur
in 0, 5, 10, 15, 20, 30 und 38 m Tiefe angestellt, Zur Bestimmung der Temperatur
und des Salzgehaltes werden auf den dänischen Leuchtschiffen Thermometer und
Aräometer benutzt, die einer sorglältigen Kontrolle unterworfen sind. Nach An-
yabe des Meteorologischen Instituts ist hierüber folgendes zu bemerken:
„Auf den dänischen Leuchtschiffen wird die Temperatur des Meerwassers
mit Hilfe von Thermometern bestimmt, die aus Jenenser Normalglas 16 1II her-
gestellt. und mit in halbe Grade eingeteilten Papierskalen versehen sind, Bevor
die Thermometer an Bord geschickt werden, werden sie im Meteorologischen
Institut auf verschiedene Temperaturen zwischen 0° und 20° geprüft, und alle
an Bord befindlichen Thermometer werden einmal im Monat verglichen durch
gleichzeitiges Ablesen der Temperatur in einem Behälter mit Wasser, das
möglichst die gleiche Temperatur wie die umgebende Luft hat, wodurch man
eine ziemlich zuverlässige Konfirolle über die einzelnen Thermometer erzielt,
Das spezifische Gewicht des Meerwassers wird mit Hilfe von Glasaräo-
mnetern bestimmt, welche mit Papierskalen, die mit einer Genauigkeit von 0.0002
eingeteilt sind, versehen werden, Bevor sie an Bord geschickt werden, werden
sie im Meteorologischen Institut geprüft, und zwar in einer Kochsalzlösung, deren
spezifisches Gewicht vermittels einer Anzahl von Normalaräometern bestimmt
wird, die speziell in der technischen Hochschule geprüft werden, Um das
spezifische Gewicht bei schlechtem Wetter mit hinlänglicher Genauigkeit ablesen
zu können, wird der Glaszylinder, in welchem das spezifische Gewicht bestimmt
wird, in einem kardanischen Ring befestigt. Im Meteorologischen Institut wird
der Salzgehalt des Meerwassers mit Hilfe von Martin Knudsens hydrographischen
Tabellen auf Grund der Messungen der Temperatur und des spezifischen Ge-
wichtes des Wassers ermittelt,.« (Nautisk-Meteorologisk Aarbog 1907, S. XXIXJ)
In den Tabellen der Nautisch-Meteorologischen Jahrbücher sind sowohl
Wind als auch Strom mit der magnetischen Richtung, aus der sie kommen, be-
zeichnet, Die MiBweisung beträgt 11° W,
Ich habe nun die Häufigkeit der verschiedenen Strömungen bei den ver
schiedenen Winden, d. h. die Abhängigkeit der Strömungen vom herrschenden
Winde, durch Berechnungen von Mittelwerten festzustellen versucht, Zuvor war
es jedoch erforderlich, die beim Leuchtschiff Skagens Riff laufenden ÖOberflächen-
strömungen daraufhin zu untersuchen, ob sie zu den ausfließenden oder ein-
fließenden Strömungen zu zählen sind, d.h. ob sie Wasser aus der Ostsee oder
Nordsee mit sich führen.
I. Beziehungen zwischen Strom, Salzgehalt und Temperatur an der Oberfläche,
Das wichtigste Merkmal zur Unterscheidung verschiedener Wasserarten
bilden Salzgehalt und Temperatur. Wie wir sahen, unterscheiden sich die im
Skagerrak übereinander lagernden Wasserschichten bezüglich dieser physikalischen
Eigenschaften des Meerwassers streng voneinander. Der Salzgehalt der durch
den Baltischen Strom aus der Ostsee fortgeführten Wassermassen nimmt zwar
auf seinem Wege durch den Sund bzw, die Belte und das Kattegatt zu, ist aber
dennoch selbst an der Skagerrakoberfläche im Vergleich mit dem bedeutend
höheren Salzgehalte des aus der Nordsee einströmenden Wassers verhältnismäßig
gering und steigt nicht über 830% Man nimmt daher für das Skagerrak die
Isohaline von 30% als annähernde Grenze zwischen dem ein- und ausfließenden
Wasser, d.h. dem Nord- und Ostseewasser, an. Da der Salzgehalt des Ostsee-
wassers im Frühjahr und Sommer im allgemeinen niedriger ist als im Winter,
wenn der Ostsee durch die Flüsse nur geringe Süßwassermassen, die verdünnend
auf das salzhaltige Östseewasser einwirken, zugeführt werden, und wenn der
Oberflächensalzgehalt wegen der niedrigen Wassertemperatur noch dazu durch
Konyvektion,!} d. h. durch Vermischen der oberen salzarmen Wasserschichten mit
dem salzigeren Tiefenwasser, zunimmt, so wird auch der sich am Leuchtschiff
;) Vgl. M. Knudsen: Der baltische Strom und der Salzwehalt. im Kattegat und im westlichen
Teile der Ostaec, Ann, d, Hodrogr. usw, 1901,