Ayn. d. Hydr. usw. XXXVIL Jahre, (1909), Heft I,
Telsgraphische Bestimmung der Länge von Tsingtau.
Im Reiche-Mayine-Anıt bearbeitet,
(Hierzu Tafeh 1, 2 und 3
In dem vom Reichs-Marine- Amt im Jahre 1901 herausgegebenen Werke:
„Die Vermessung des deutschen Kiautschougebiets« ist bereits darauf hingewiesen
worden, daß eine Nachprüfung der von dem verstorbenen Korvettenkapitän
Deimling mittels einer einseitigen Chronometerreise ausgeführten Läugen-
bestimmung‘ von Tsingtau mit Hilfe des Telegraphenkabels Schanghai--Tsingtau
notwendig sei. Die an dieser Stelle angegebene Unsicherheit der ersten Be-
stimmung ist olıne Rücksicht auf den wahrscheinlich vorhandenen Unterschied
zwischen Seegang und Landgang der Chronometer berechnet worden und dem-
entsprechend vermutlich zu klein ausgefallen, so daß auch aus diesem Grunde
eine Neubestimmung des Längenunterschiedes erwünscht erschien, Den unmittel-
baren Anstoß dazu gab eine Anfrage der Königlich Preußischen Landesaufnahme,
die ihre topographischen Arbeiten in Schantung und Techili auf die Länge von
Tsingtat stützen wollte,
Eine günstige Gelegenheit für diese Nachprüfung schien sich im Frühjahr 1907
zu bieten, als infolge der Ablösung des Vorstandes der astronomisch-meteoro-
logischen Station in Teingtfau zwei einigermaßen für eine solche Arbeit wvor-
gebildete Offiziere gleichzeitig in Ostasien waren. Es wurde deshalb im Ein-
yerständnis mit dem Gouvernement von Kiautschow dieser Zeitpunkt in Aussicht
genommen und die Kapitänleutnants Heyne und Collmann als Beobachter be-
stimmt, Auch die Jahreszeit schien nicht ungünstige zu sein, da nach den fünf-
jährigen meteorologischen Beobachtungen in Teingtau auf eine Reihe klarer
Abende im Februar und März gerechnet werden konnte. Später hat sich indessen
herausgestellt, daß in dem südlicheren Schanghai Nebel und Wolken fast während
der ganzen verfügbaren Zeit astronomische Beobachtungen unmöglich machten.
Das Kabel Schanghai= Tseingtau wurde von der Reichs-Postverwaltung in
dankenswerter Weise kostenfrei für die Becobachtungsabende zur Verfügung ge-
stellt, ebenso eine Keihe elektrischer Hilfsapparate, Umschalter, Relais, Strom-
messer, Widerstände, Schaltbreiter u. a. Die Beamten der Telegraphenämter
Schanghai und Tsingtau haben bei der Herstellung der Anschlüsse und Schaltungen.
sowie der gegenseitigen Verständigung vor und nach dem Signalwechsel den
Beobachtern wertvolle Hilfe geleistet. Die Verbindung des Kabels mit den Beob-
achtungshütten sollte durch Telephonleitungen hergestellt werden, Dies wurde
jedoch durch die große herrschende Luftfeuchtigkeit unmöglich gemacht, die alle
Versuche gegenseitiger Verständigung vereitelte, Daher wurde in Teingtau eine
isolierte Leitung vom Telegraphenamt. zur astronomisch-meteorologischen. Station
gelegt und in Schanghai eine Kabelader der Deutsch-Niederländischen Telegraphen-
Gesellschaft von der Landungsstelle des Hauptkabels in. Wusung nach dem Postamt
in Schanghai statt der langen Luftleitung benutzt. Der Gesellschaft sei auch an
Jieser Stelle für die kostenfreie Überlassung der Ader gedankt, Außerdem
wurden in beiden Beobachtungshütten die elektrischen Apparate und die Fern-
batterien auf Porzellanfüße und Hartgummiplatiten gestellt. Auf diese Weise
wurde dann auch eine sichere Verbindung von Hütte zu Hütte erreicht,
Die Schaltung sollte ebenso ausgeführt werden, wie sie Albrecht in den
‚Formeln und Hilfstafeln für geographische Ortsbestimmungen« beschreibt, Da
sich jedoch das Kabel, trotzdem es zwischen den einzelnen Zeichen mit Erde
verbunden war, nicht schnell genug entlud, so mußte Zwischenzeichenstrom an-
gewandt, d.h, in der Zeit zwischen den einzelnen Sienalen Strom in der ent-
gegengesetzten Richtung‘ in das Kabel geschickt werden. Das hatte zur Folge,
daß auch beim Lokal- Registrieren Zwischenzeichenstrom erforderlich war, Die
Anlage wurde jedoch mit Hilfe eines Nebenschluß-Widerstandes so gestaltet, daß
das Relais beim Empfangen und Geben von gleichstarken Strömen durchflossen
wurde, Daß auch beim Lokal-Registrieren Strom von annähernd derselben Stärke
Ann, d. Hyradr. USW... 1908, Heft I.