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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1895, 
of Central-America, San Juan del Sur to Judas Point“, herausgegeben im 
Februar 1889, nicht angegeben sind. Es ist daher grofse Vorsicht geboten. 
Um von diesen Untiefen frei zu bleiben, sollte man nicht zu nahe unter der 
Capitains-Insel ankern, sondern etwas näher dem in der ebengenannten Karte 
angeführten, von den Eingeborenen „Baranca‘“ genannten Einschnitt, hinter dem 
sich eine Lagune befindet. Die Lootsen sind stets bestrebt, das Schiff auf 
Geheifs des Abladers möglichst nahe dem Verschiffungsplatze der Ladung zu 
verankern, unbekümmert um die in der Nähe vorhandenen unsichtbaren Hindernisse 
und nur Rücksicht nehmend auf die gerade am Ankerplatze genügende Wasser- 
tiefe, Da nun aber das Schiff bei schönem Wetter infolge des Wechsels von 
Land- und Seewind bald nach der einen, bald nach der anderen Richtung herum- 
schwait, so kann der Anker leicht unklar werden und bei den zu einer anderen 
Zeit oft tagelang anhaltenden steifen nordöstlichen Winden durchgehen. Im 
Allgemeinen hält der aus grobem Sande und Muscheln bestehende Grund zwar 
gut, aber bevor man das Durchgehen des Ankers wahrnimmt und den zweiten 
Anker in den Grund bekommt, geräth das Schiff auf dem gewöhnlichen Anker- 
platze schon in Gefahr. Den hier fungirenden Lootsen (Arbeiter der Verlader) 
scheint das Vorhandensein der anfangs erwähnten Klippen nicht bekannt zu sein, 
wenigstens war dieses mit dem meinigen der Fall, der mich versicherte, dafs alle 
Gefahren sichtbar seien. Bei gewöhnlichem Wetter, wie solches auch bei meiner 
Ankunft am 21. März 1891 vorhanden war, findet keine Brandung auf den 
Klippen statt, noch machen sie sich in anderer Weise bemerkbar; als aber am 
12. April eine hohe See aus WSW eine starke Brandung auf denselben hervor- 
rief, wurde uns die Gefährlichkeit unserer Lage klar, weil wir nur 63 m (35 Faden) 
Kette aushatten und kaum drei Schiffslängen von den Klippen entfernt waren. 
Als es am nächsten Tage wieder flan geworden war, warpten wir das Schiff 
näher nach dem Kap Velas, in der Richtung NWzN. Bei den in der Regenzeit 
von Mai bis Oktober vorherrschenden südwestlichen bis westlichen Winden, die 
in der anderen Hälfte des Jahres nur gelegentlich auftreten, ist Barca Quebrada 
stets einer mehr oder minder hohen See ausgesetzt und daher kein guter Lade- 
platz, zumal auch die Stelle, an der die Bungos beladen werden — in der Süd- 
ostecke der Bucht bei der Spitze Wreck — zu weit entfernt ist, und erstere 
nur schwer gegen den Wind ankönnen. Während unserer Ladezeit, vom 22, März 
bis zum 22. April 1891, war es nur möglich, 325 Tonnen Farbholz an Bord zu 
schaffen, trotzdem am Strande. ein genügender Vorrath vorhanden war. 
Unser zweiter Ladeplatz — Braxilito — etwa 12 Sm weiter nordwärts an 
der Küste, ist dahingegen ein sehr guter. Auf einer Wassertiefe von 10,8 m 
(6 Faden) liegt das Schiff in genügendem Abstande von dem steil ansteigenden 
Strande ganz sicher. Das Abbringen der Ladung nach dem Schiffe konnte 
gleichen Schritt halten mit dem Verstauen derselben im Raume des Schiffes und 
belief sich auf 45 bis 50 Tonnen täglich, Auch ist hier eine nur geringe Brandung 
am Strande vorhanden, so dafs ich jederzeit mit meiner kleinen Jolle und 
zwei Mann Besatzung landen konnte, was in Barca Quebrada häufig nicht an- 
gängig war. 
Dafs die hiesigen Lootsen nicht mit einem Seeschiffe umzugehen ver- 
stehen und nur den Bestimmungsplatz auffinden können, ist allgemein bekannt, 
dafs aber selbst Letzteres nicht immer zutriflt, beweist folgender Vorfall: Als 
ich am 21. März 1891 am frühen Morgen in der Nähe vom Kap Velas gegen den 
Landwind ankreuzte, um Barca Quebrada zu erreichen, welches ungefähr Ost 
von uns peilte, sah ich dicht unter Land, nahe der Brandung, eine Bark segeln. 
Nachdem wir noch einige kurze Schläge gemacht hatten, hielt die Bark, welche 
sich als „J. H. Ramien“, Kapt. Wieting aus Elsfleth, erwies, mit der wir in 
Puntarenas zusammen gewesen waren, auf uns ab und zeigte bei Annäherung das 
Signal, daß der Kapitän mich zu sprechen wünschte. In Rufweite mit uns 
weitersegelnd, theilte Kapt. Wieting mir mit, daß er nach Venao bestimmt sei, 
aber der Lootse diesen Platz nicht finden konnte und das Schiff diesen Morgen 
nahezu auf den Strand gesetzt hatte. Zufälligerweise hatte ich zwei Tage zuvor die 
amerikanische Bark „ÖOphir“ unter der Küste vor Anker liegend gesehen, und 
da ich von Puntarenas aus wufste, daß dieses Schiff ebenfalls zum Laden nach 
Venao beordert war, so nahm ich an, dafs es auf diesem seinen Bestimmungsorte 
lag, und konnte dadurch dem Kapt. Wieting aus seiner Verlegenheit helfen.
	        
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