Mensing: Versuche mit Gastonnen in der Aufsenjade,
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3. Die Bewegungen der Versuchstonnen und deren Einflufs auf die
Unterscheidungsfähigkeit der Tonnenfeuer voneinander.
a) Die Bewegungen in der Richtung der Längsachse. Das Stampfen
der Tonnen ist, wenn es excessiv wird, einmal wegen der dadurch entstehenden
Gefahr des Kettenbruches von Wichtigkeit, dann aber auch wegen der Ver-
ringerung der Fokalhöhe. beim Eintauchen der Tonne und der dadurch verringerten
Sichtweite des Laternenfeuers.
Beide Tonnenarten erwiesen sich in dieser Beziehung als ungefähr gleich-
werthig. Die Bewegungen waren mehrfach als „starke“ zu bezeichnen; trotzdem
sind Kettenbrüche nicht eingetreten. Die Tiefe‘ der Eintauchung scheint 1 m
nicht überschritten zu haben.
b) Die Schlingerbewegungen der Leuchttonnen verursachen periodische
Veränderungen der Lichtstärke, während die Neigung derselben eine dauernde
Schwächung derselben verursacht. .
Ein festes Feuer auf einer schlingernden Tonne, von einem Punkte in der
Nähe der Meeresfläche gesehen, welcher in der Richtung senkrecht zu ihrer Drehachse
liegt, wird somit bei stärkerem Schlingern als ein schwaches festes Feuer mit
hellen Blinken oder als ein Blinkfeuer mit sehr kurzen Perioden erscheinen und
von einem Blitzfeuer oder von der Ankerlaterne eines vor Anker liegenden Fahr-
zeuges nur schwer zu unterscheiden sein.
Die Blitze eines Blitzfeuers werden dagegen durch das Schlingern eine
unregelmäfsige Länge erhalten. Auch können lange Blitze als zwei kurze er-
scheinen, und wird das Zählen derselben und das Unterscheiden von Nachbar-
feuern hierdurch erschwert. Starkes Schlingern stellt also in wesentlichem Mafse
die Vortheile in Frage, welche durch die verschiedene Charakteristik des Feuers
sonst zu erzielen sein würden.
Die Doppelkonus-Tonne I zeigte zeitweise aufserordentlich heftige Be-
wegungen. So ist z. B. in dem Journal des Lootsendampfers unterm 5. September
bemerkt, dafs die Tonne I 40 bis 50° „nach allen Seiten“ schlingerte. „Beowulf“
beobachtete beim Passiren, wie die Schlingerbewegungen so heftige waren, dafs
„die Laterne häufiger ins Wasser kommt“. .
Der Blickapparat litt augenscheinlich unter den sehr heftigen Bewegungen
der Tonne. So ging z. B. die Zahl der in 5 Minuten gezählten Blicke von
40 am 26. Oktober, auf 24 am 27. bei einem Seegang, Stärke 4, am 28. auf 4,
in einem Falle sogar auf 2 (!) zurück, um am 29., ohne ersichtlichen Grund,
wieder auf 20 zu steigen. Die am 7. September bemerkte Havarie der Laterne
scheint jedoch, wie später ausgeführt werden wird, nicht auf das starke Schlingern
zurückzurühren zu sein,
Dafs unter solchen Umständen das Feuer häufig nur lange Blicke oder
dann und wann auch einen langen und drei kurze Blicke zeigen oder auch ganz
unregelmäfsig erscheinen konnte, wird durch das Gesagtie leicht erklärlich.
Auch die Schlingerbewegungen der Stieltonnen waren nicht geringe, so
daß-z. B. von „Minsener Sand“ das feste Feuer der Tonne II einige Tage für
das der Tonne I gehalten werden: konnte. Auch „Aufsenjade“ meldet 21mal,
dafs Tonne II des Seeganges wegen blinkte. Den Beobachtern auf Wangerooge-
Strand erschien dagegen dies Feuer mit zwei Ausnahmen als festes, was sich
dadurch leicht erklärt, dafs die Tonne in einer Richtung gesehen wurde, die zu
der des Stromes und der Hauptrichtung des Seeganges ungefähr einen rechten
Winkel bildete. Die Blicke der Tonne I dagegen erschienen auch von hier aus
häufig als unregelmäfßige. . )
4. Die Sichtbarkeit der Tonnenfeuer.
Um einen, ‚wenn auch nur angenäherten Vergleich der Lichtstärken der
Tonnenfeuer ‚mit denen ‚der benachbarten Leuchtthürme zu ermöglichen, war die
Bezeichnung der Sichtbarkeit aller Feuer durch fünf Helligkeitsgrade in Aussicht
genommen, je nachdem sie „gut“, „matt“, „schlecht“, „nur mit dem Nachtglase‘;
oder „nicht sichtbar“. waren. In der Praxis zeigte sich, dafs diese Bezeichnungs-
art nicht genügte, und sind deswegen außerdem noch die Prädikate „sehr gut
sichtbar“, „sichtbar“ und „nur zeitweise sichtbar“ zur Anwendung gekommen,