500 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1895.
auf, verschwindet meist durch Verdunstung oder verwandelt sich bei der Aus-
breitung einer atmosphärischen Störung in Stratus castellatus.
Stratus quietus bezeichnet nach Ley eine Wolkenart, die ruhigem Wetter
and den stationären wie wandernden Hochdruckgebieten der Erde angehört, eine
Wolke des Winters und der Nacht; theils stellt sie eine fast einförmige Wolken-
Jecke, theils eine durchbrochene, geballte Wolkenhülle von nur geringer Dicke
Jar, bedingt durch das Mehr oder Minder der Vereinigung und gedrängten
Lagerung der Wolkentheilchen; trotz ihrer geringen vertikalen Dicke absorbirt
sie viel Licht und zeigt häufig dunkle Streifen, mit helleren abwechselnd, in
paralleler Erstreckung zum Horizont. Die in Tafel II von Ley gegebene farbige
Darstellung einer niedrigen Wolke dieser Art ist typisch für eine, Rolleumulus
der Wulsteumulus benannte, Erscheinungsform der international angenommenen
Wolkenart Strato-cumulus, deren internationale Definition folgend angenommen
worden ist: „Grofse rundliche Massen oder Rollen dunkler Wolken,
lie häufig den ganzen Himmel bedecken und zumal im Winter auf-
treten und ihm zeitweise ein welliges Aussehen verleihen. In der
Regel ist die Schicht des Strato-cumulus nicht sehr dick und läfst
häufig durch ihre Lücken den blauen Himmel sehen. Es finden sich
alle Uebergangsformen zwischen dieser Wolke und dem Alto-cumulus.
Vom Nimbus unterscheidet sie sich durch ihre rundlichen oder rollen-
artigen Formen wie auch dadurch, dafs sie keinen Regen bringt.“
Diese Definition hebt insbesondere die früher von Scott Rollcumulus, (18) in
Deutschland Wulsteumulus benannte Form hervor (Tafel II von Ley), will aber
viele Uebergangsformen mit einbegriffen wissen.
Wichtig scheint es dem Referenten, hervorzuheben, dafs diese Roll-cumuli
ein bei ruhiger Witterung auftretendes Gewölk darstellen und nicht zu ver-
wechseln sind mit jenen einzeln daherziehenden, langgestreckten dunklen Wolken-
wülsten, die bei böigem, regnerischem Wetter auftreten, finster drohend heran-
nahen, dabei scheinbar an Dunkelheit zunehmen und plötzlich einem allgemeinen,
keine Wolkenumrisse mehr zu erkennen gebenden Grau des Himmels weichen,
aus welchem strömender Regen, meist von ebenso plötzlich eintretendem starken
Wind begleitet, herabfällt; diese, von Weilbach (Il) Nimbo-stratus genannte
Wolkenart, in Deutschland als Böen-Wolke bekannt, gehört in dem internationalen
System zu Nimbus.
Dafs diese Roll-cumuli stets parallel zum Horizont zu verlaufen scheinen,
auch wenn. die gleiche Wolke im Zenith keine Wulst-Anordnung, sondern schein-
bar unregelmäfsig vertheilte Wölkchen aufweist, glaubte Abercromby (19) auf
eine Wirkung der Perspektive zurückführen zu können. Auf jeden Fall wird
man derartige Wolken uach Ansicht des Referenten kaum durch Wogenbildung
arklären können, da die parallelen Wogen durch Wirkung der Perspektive
scheinbar nach einem oder zwei Himmelspunkten konvergiren mülfsten.
Der Strato-eumulus der internationalen Definition stammt von Rubenson-
Hildebrandsson (12a) her, während diese Bezeichnung zuerst von Kämtz, (7)
Joch, wie es scheint, in beschränkterem Sinne, gebraucht wurde, da hiermit eine
Wolkenart gemeint war, die besonders nachts während der Zeit der Auflösung und
der Neuentwickelung der Cumulus-Wolken auftreten, jedoch im Winter auch den
Himmel oft wochenlang bedecken sollte. Weilbach (Il) nannte die einförmig
yraue Decke, die Strato-cumulus darbieten kann, Strato-pallium, dagegen den Roll-
sumulus Nubes hiemalis.
Nach Ley tritt Stratus quietus auch in dem Zeitraum zwischen zwei auf-
einander folgenden atmosphärischen Störungen auf, und verdient sein Erscheinen
and Verschwinden besondere Beachtung, da Letzteres auf unruhiges Wetter
deutet; zumal soll sein übrigens seltenes Erscheinen im Sommer als Anzeichen
von Regen gelten, falls sich in der Höhe über Stratus quietus obere Wolken zeigen.
Nubes informis nennt Ley die in England als scud bekannte Wolkenart,
niedrige, schnell dahinziehende Wolken, die den Eindruck von Wolkenfetzen
machen, einerseits dem Nebel nahestehen und andererseits zuweilen in Cumulo-
rudimentum übergehen; sie tritt theils mit Cumulo-nimbus und mit Nimbus, die
Basis dieser Wolkenart darstellend, theils ohne andere Wolken auf, oder endlich
entsteht sie gelegentlich unter den höheren Wolken des Interfret oder der
(nklination.