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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Grossmann: Zur Beobachtung der Wolken, 
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Ley verkennt nicht, dafs diese Bildungsprozesse bei einigen Wolkenarten 
nicht . zu trennen ‚sind und vielfach ı mehrere für dieselbe Wolke in Betracht 
kommen müfsten, nimmt aber keinen Anstand, die Wolken trotzdem in die: vier 
entsprechenden Abtheilungen!) zu ordnen, so dafs sich dem Beobachter auffallende 
Widersprüche und Unwahrscheinlichkeiten darbieten, Wenngleich zugegeben 
werden mufs, daß ‚die Uebereinstimmung zweier Wolken in ihrem Aussehen 
keineswegs mit mathematischer Beweiskraft auf eine gleiche Ursache ihrer Ent- 
stehung hinweist, so werden doch Bedenken erhoben werden können, wenn der- 
artige und zumal leicht zu verwechselnde Wolken in verschiedene Klassen eines 
auf die Genesis gegründeten Systems eingereiht werden, wie wir dies bei .der 
Eintheilung von Ley mehrfach antreffen, und nicht minder wird die einigen 
Wolkenarten zugewiesene Klasse gewifs berechtigtem Widerspruch begegnen, 
Eine umfassende Theorie der Wolkenbildung gehört leider zu denjenigen Problemen, 
die einstweilen aus dem Gebiet der Hypothese nicht. heraustreten werden, da das 
Experiment zur exakten Lösung versagt ist, die Beobachtung vom Erdboden aus 
nicht genügende Zuverlässigkeit besitzt und auch die erfolgreiche unmittelbare 
Beobachtung des Entstehens einer Wolke mittelst Luftballons wenig wahrscheinlich 
ist, wenngleich letzteres Hülfsmittel bedeutende Dienste bei der Erforschung der 
gebildeten Wolken leistet und beispielsweise die Kxistenz von. Wogenwolken an 
der Grenze verschiedenartig bewegter horizontaler Luftschichten von verschiedenen 
Dichtigkeiten gezeigt hat. 
Gewifs sind die von Ley betonten verschiedenen Vorgänge bei der Wolken- 
bildung thätig — vielleicht aber noch weitere bis zu einem bedeutenden Grade —, 
doch dürften sie die Grundlage zu einer Eintheilung der Wolken vorläufig nicht 
abgeben können; für Ley scheint hier maßsgebend gewesen zu sein das Bedürfnifs 
einer Anlehnung an die Hauptgruppen unserer heutigen Klassifikation, welche 
die Wolken wesentlich nach ihrer Höhe über dem Erdboden ordnet. ; 
Hier erwächst dem Referenten die Aufgabe, eine kurze Uebersicht über 
die Entwickelung der Wolkenbezeichnungen zu geben, um das Bedürfnils hervor- 
treten zu lassen, die Ley’schen Wolkenarten zu denen der’ internationalen 
Klassifikation. in klare Beziehung zu stellen. Da die Letzteren den künftigen 
Beobachtungen international zu Grunde zu legen sind, und es somit Aufgabe sein 
mufes, diese in erster Linie klar hervortreten zu lassen, so wurden die. inter- 
nationalen Definitionen wörtlich aufgenommen. Referent hofft, dafs es’ ihm 
gelungen sein möge, zu vermeiden, dafs der Leser durch die Ley’schen Wolken- 
arten irgend beschwert werde, sondern dafs im Gegentheil durch die Neben- 
einanderstellung und die auszugsweise Mittheilung der‘ von Ley gegebenen 
Charakterisirungen die international vereinbarten Wolkenarten nur um so 
deutlicher -hervortreten möchten. 
Die erste Eintheilung der Wolken versuchte nach Po&y der Franzose 
Lamarck,(5) indem er im Jahre 1801 nuages en balayures, en barres, pommeles, 
groupes und:'en voile und ‚noch weitgehender im Jahre 1804 nuages brumenx, 
fermines, en voile, en lambeaux, boursoufles, en barres, en balayures, pommeles, 
attroupes ou montonn&s, coureurs, groupes, de tonnerre und diablotins unterschieden 
wissen wollte. Diese Theilung fand jedoch keine weitergehende Beachtung und 
gerieth in völlige Vergessenheit, bedingt durch die einer so wenig bestimmten 
Eintheilung offenbar anhängenden Mängel. . 
Einen weitaus glücklicheren Griff that der englische Kaufmann Luke 
Howard(6) mit der von ihm aufgestellten und in den Jahren 1802/3 der „Askesian 
Society“, einer physikalischen Gesellschaft, vorgetragenen Wolkeneintheilung, 
welche, - in ihrer Verbreitung durch die gewählte lateinische Bezeichnung der 
Wolken begünstigt, verhältnifsmäfßig bald international bekannt und angenommen 
wurde und noch heute die Grundlage unserer Klassifikation ‚abgiebt. Die von 
Howard unterschiedenen Arten waren Cirrus, Cumulus und Stratus, nebst den 
Zwischengliedern Cirro-cumulus, Cirro-stratus, Cumulo-stratus und .Nimbus oder 
Cumulo-cirro-stratus, 
4) Die vom „Internationalen meteorologischen Kongrefs“ in München 1890 angenommene Ein- 
theilung in A. obere Wolken, B. mittlere Wolken, C. untere Wolken, D. Wolken der am Tage auf- 
steigenden Luftströäme und E. hohe Nebel entbehrt des festen Eintheilungsprincips und kann aus 
diesem Grunde nicht beibehalten werden.
	        
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