Ein Sturm auf den Azoren am 7. und 8. Dezember 1894,
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und Terceira. Als Beobachtungsstunde ist 9a angegeben. Der Vergleich mit
der von Herrn Chaves der Seewarte eingesandten Barographenkurve vom 3. bis
10. Dezember zeigt an den Tagen mit schneller Aenderung des Barometers
deutlich, dafs die Beobachtung sich nicht auf 9" a Ortszeit beziehen kann, sondern
vermuthlich auf 9° a Lissaboner Zeit = 7*54” Ortszeit, vorausgesetzt, dafs das
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Barogramm richtige Ortszeit angebe. Nimmt man das an, so stimmen beide
Zahlenreihen recht gut überein, nur sind die Angaben des Barographs um durch-
schnittlich 0,3 mm (0,9 bis — 0,2) höher als jene des Telegramms. Auch das
„Bulletin International“ der Pariser meteorologischen Centralanstalt bringt die
Angaben von Punta Delgada, wenn auch häufig verspätet, und hier findet sich
aufser der Morgenbeobachtung auch eine vom Abend vorher, jedoch ohne Zeit-
angabe. Bezieht man sie auf 9"p, so stimmt sie innerhalb derselben Grenzen
(+0,8 bis + 0,1) mit dem Barogramm überein (letzteres höher), bis auf den
7. Dezember, wo die Angabe 740,4 mm offenbar um 10 mm .zu niedrig ist; ein
solcher Stand wurde erst um 2 Uhr nachts erreicht. Durch dieses Versehen,
wenn es ein solches ist, hat das Pariser Institut seltsamerweise eine verfrühte
Kunde von der merkwürdigen tiefen Barometer-Depression erhalten, die sonst
ziemlich spurlos zwischen den Beobachtungsterminen vorbeigegangen wäre.
In Irland war das Barometer am 7. und 8. Dezember im Steigen begriffen,
seit der Nacht zum 9. aber ist es rasch gefallen, in Belmnullet an der Nordwest-
küste von 6"p am 9. an in 24 Stunden um 18'2 mm bei starken südlichen
Winden. Ob diese Depression einen Zusammenhang mit der auf den Azoren
beobachteten hat, kann nur auf Grund von Schiffsbeobachtungen aus den zwischen-
liegenden Meerestheilen entschieden werden. Die drei Kärtchen auf Seite 490
geben eine Uebersicht der Beobachtungen deutscher Schiffe an den Morgen dieser
drei Tage, 81a. Die Vertheilung des Luftdrucks war danach eine sehr unregel-
mäfsige, was ‚sich auch in dem wiederholten Krimpen und Ausschiefsen des
Windes an Bord kenntlich machte. Am Rande des grofsen Gebietes niedrigen
Luftdruckes, das den Norden des Atlantischen Oceans bedeckte, sind auf unseren
Kärtchen vor Allem zwei Theilwirbel deutlich erkennbar, deren Centren am
Morgen des 7. an der Nordwestküste von Irland und westlich von den Azoren
lagen. Der östliche von diesen Wirbeln wanderte nordostwärts, wobei am
Morgen des 8. der Rücken hohen Druckes, der seine Rückseite bildete, auf der
asuropäischen Wetterkarte erschien.‘ Durch Steigen des Luftdruckes auf dem
suropäischen Festlande und neues Fallen in Irland war am Morgen des 9. die
Wetterlage ganz verändert: vor dem Eingange in den Kanal lag jetzt der zweite;
von den Azoren gekommene Wirbel. Valencia hatte nun einen Barometerstand
von 750,8 bei SE 7; in den folgenden Stunden mufs aber das Barometer dort
rasch weiter gefallen und darauf gestiegen sein, denn um 6" p finden wir im
englischen Wetterbericht für Belmullet an der Nordwestküste von Irland 741,7
vei SSE 5, für Parsonstown im Innern der Insel 747,5 bei SE 2, für Valentia
aber schon wieder 749,3 bei SW 6 angegeben (ohne Schwere-Korrektion, wie
auch für die Schiffe). Die Schiffsjournale und Karten zeigen, dafs wir es hier
in der That mit demselben Wirbel zu thun haben, der Punta Delgada heimgesucht
hat. Durch die Beobachtungen der „Melpomene“, „Chile“ und „Marie Sieden-
ourg“ wird seine Lage auch am Abend des 8. und am Morgen des 9. genügend
festgestellt; wir geben sie in.der folgenden Tabelle auszugsweise wieder: >
Ann, d. Hydr. ete.. 1895. Heft XII.