Ann, d. Hydr. ete., XXI. Jahrg. (1895), Heft 11.
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Von Apia über Jaluit, Friedrich Wilhelms-Hafen und Herbertshöh
nach Singapore.
Aus dem Reisebericht S. M. Krzr. „Sperber“, Kommandant Korv.-Kapt. voN ARNOLDI.
i. Reise Apia—Jaluit. Am 6. November 1893 nachmittags wurde der
Hafen von Apia verlassen und die Reise nach Jaluit angetreten. In den ersten
Tagen wurde bei nordöstlichem Winde — Stärke 3 bis 4 — regnerisches und
böiges Wetter sowie ein schwacher südöstlicher Strom angetroffen, Am 7. nach-
mittags wurde die Insel Gente Hermosa und‘ am 14. nachmittags die Insel
Marakki (Gilbert-Inseln) in Sicht passirt. Nach Passiren des Aequators setzte
ein starker westlicher Strom von 41 Sm ein, der auf der Weiterreise allmählich
an Stärke abnahm. Am 17. vormittags wurden die Jaluit-Inseln auf 14 Sm
gesichtet. Lootse Reiher kam dem Schiff in See entgegen und lootste es durch
die Ostpassage. Mittags wurde in der Peilung Flaggenstock der Hernsheim-
Kompagnie N0!40, Robbenbock-Insel N°/sW geankert.
Da die Flaggenstangen des Reichskommissariats und der ehemaligen
Amerikanischen Station in der Hafenkarte fehlen und als gute Ansteuerungs-
marken von Werth sind, so wurden dieselben eingetragen. .
Das Wetter während des Aufenthaltes in Jaluit war bei leichter nordöst-
licher Briese und vereinzelten Regenböen gut. Die Temperatur betrug im
Durchschnitt 27,5° C. ;
2. Reise Jaluit— Herbertshöh und Bismarck-Archipel. Am
92, November wurde der Hafen von Jaluit durch. die Ostpassage wieder verlassen.
Wind und Strom auf der Ueberfahrt waren von verschiedener Richtung und Stärke.
Auf 1'/2° N-Br wurde nordwestlicher Strom von 31 Sm angetroffen. Am 28.
morgens wurde die Bougainville-Insel (Salomons-Inseln) und die Nissan-Insel auf
ca 18 Sm gesichtet und zwischen beiden hindurch gesteuert. Schon nach Passiren
derselben wurde bei klarem Wetter das Gebirge von Neu-Mecklenburg auf 90 Sm
gesichtet. Abends wurde das Kap St. George (Neu-Mecklenburg) und in der
Nacht vom 28. zum 29. der St. George-Kanal auf der östlichen Seite passirt,
Am 29. wurde durch die Blanche-Bai auf die Rhede von Herbertshöh gesteuert,
dort für kurze Zeit mit gestoppter Maschine gelegen und dann durch den
St. George-Kanal südlich von Neu-Pommern die Reise nach Friedrich Wilhelms-
Hafen angetreten. Beim Passiren der Vitiaz-Strafse wurde südöstlicher Strom
von etwa l Sm in der Stunde angetroffen. Nach Peilungen und Winkelmessung
scheint die Rook-Insel in nordwest—südöstlicher Richtung statt 27 Sm nur etwa
20 Sm Ausdehnung zu haben, und die Lottin-Insel etwa 2,5 Sm nordöstlicher zu
liegen wie auf der Karte. Zum Ansteuern von Friedrich Wilheilms-Hafen diente
die schon im Bericht S. M. S. „Bussard“ als gute Marke erwähnte weifse Bake
aus Wellblech, die ein rothes F trägt. Am 2. Dezember mittags wurde durch
die Dallmann-Einfahrt in den Friedrich Wilhelms-Hafen gesteuert und in der
Peilung Südkante der Götz-Insel W!/sN, Ostkante der Koppelow-Insel NzW',3W
auf 28 m geankert. Soweit während des kurzen Aufenthaltes festgestellt werden
konnte, ist die Passage zwischen der Oertzen-Insel und der Fischel-Insel nicht
rathsam, da dieselbe nur eine schmale (etwa 20 m) Rinne von größerer Wasser-
tiefe bietet; aufßserdem liegt etwa 150 m südlich der Oertzen-Insel ein Riff, das
in der Karte nicht enthalten ist.
Während des Aufenthaltes in Friedrich Wilhelms-Hafen war das Wetter: bei
verschiedenem Winde von Stärke 1 bis 2 und Stillen gut. Die Temperatur betrug
29,5 bis 25° C. Am 5. mittags wurde der Hafen verlassen und um die Südküste
von Neu-Pommern nach Herbertshöh gesteuert, wo das Schiff am 8. vormittags
eintraf. Beim Passiren der Vitiaz-Strafse wurden die auf der Hinfahrt gemachten
Beobachtungen über die Lage der Rook- und Lottin-Inseln sowie über den Strom
kontrolirt und bestätigt gefunden. Am 8. vormittags traf das Schiff vor Herbertshöh
Ann. d. Hydr. etc., 1895, Heft IL