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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

176 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1895, 
Landpeilungen ausgeführt. Von hier nahm ich einen nordwestlichen Kurs und 
ying zwischen Harbi Flat und High Islands einerseits und der westlichsten Insel 
jer Haycock-Gruppe andererseits hindurch, steuerte dann, nachdem ich noch in 
ler Dämmerung die South West Rocks aus Sicht peilen konnte, Jebel Teir an, 
welches am 31. 1”°p an St. B. ca 11,3 Sm querab war. Mit nordnordwest- 
lichen bis nördlichen Kursen wurde dann die weitere Durchsteuerung durch das 
Rothe Meer ausgeführt, indem ich mich, wie es die Segelanweisung empfiehlt, 
stets näher an der arabischen als an der afrikanischen Küste hielt, da ich dort 
ruhigeres Wasser und weniger Wind vorfinden müfste (aufserdem auf Land- und 
Seewinde rechnen durfte) als in der Mitte des Meeres, Ich hielt den nördlichen 
Kurs bei, bis ich auf die Breite der Shad wan-Insel gekommen war und zugleich 
die Insel Suba voraus in Sicht kam, am 5. 7"p. Mit einem westlichen Kurse 
steuerte ich dann Shad wan an. Nach den während dieser Fahrt gemachten Er- 
fahrungen bin ich zu der Ansicht gekommen, dafs die Angaben der Segel- 
anweisung richtig sind, und dafs es für ein kleineres Schiff mit geringer Dampf- 
kraft in dieser Jahreszeit entschieden von Vortheil ist, sich stets an der arabischen 
Küste zu halten und an dieser dann möglichst weit nach Norden zu gehn. Der 
Nachtheil des Umweges wird aufgehoben durch die Vortheile der geringeren See 
and des schwächeren Windes, den man auf diesem Wege zu erwarten hat. 
Unterstützt wurde die Navigirung wesentlich durch den in der Abend- und 
Morgendämmerung stets klaren Himmel, der gute Sternbeobachtungen zu machen 
arlaubte. Ich konnte so schon früh am Morgen wieder näher an die Küste 
aerangehen, von welcher ich während der Nacht wegen des häufig und unerwartet 
einsetzenden Querstromes, welchem man in dem ganzen Rothen Meere aus- 
yesetzt sein kann, hatte abhalten müssen. Landpeilungen konnten kaum gemacht 
werden, denn die vor der Küste gelagerten Riffe gestatten nicht ein solch nahes 
Herangehen an das Land, dafs dasselbe für Positionsbestimmungen nutzbar 
yemacht werden konnte, aufserdem war die Küste während des ganzen Tages in 
dicke diesige Luft (Wüstenstaub) eingehüllt, welche dieselbe auch bei gröfserer 
Nähe unerkennbar gemacht hätte, 
Um 1° 10” a den 6. kam Shad wan-Feuer in Sicht und wurde dann durch 
die Jubal-Straße gesteuert. Die sichtige Luft, der wolkenlose Himmel und der 
Mond gestatteten ein recht gutes Erkennen des Landes, und so bot die Durch- 
steuerung keinerlei Schwierigkeiten. KErschwert wurde die Durchfahrt durch die 
Jubal-Strafßse durch starken Gegenwind und Seegang, welcher das Schiff nuı 
wenig Fortschritte machen liefs. Nach dem Passiren von Ashrafi-Feuerthurm 
md der westlich von diesem gelagerten Riffe, ging ich an die westliche Küste 
les Golfes von Suez, wo der Wind schwächer sein sollte, als an der anderen 
Seite, steuerte in geringem Abstand von derselben bis Zafarana-Leuchtthurm 
and dann nach Landpeilungen auf die Rhede von Suez, wo ich 10 10°a den 7. 
ankerte. 
Nachdem an Land die für die Kanalfahrt vorgeschriebenen Formalitäten 
erledigt waren, und der Kanallootse an Bord gekommen war, ging ich Anker 
auf. Um 12° 55” passirten wir die Kanaleinfahrt. Die bis auf eine kurze Strecke 
Jurchgeführte Verbreiterung und Vertiefung des Kanals erleichtert die 
Fahrt wesentlich. Die Absicht, das häufige lange Warten in den Ausweichstellen 
zu vermeiden, ist auf den meisten Strecken jetzt erreicht, denn die Schiffe machen 
inabhängig davon an beliebigen Punkten des Kanals fest. Bald wird die Ver- 
breiterung und Vertiefung auf der ganzen Strecke des Kanals durchgeführt sein. 
An diesem Tage ankerten wir abends vor Ismailia. Am nächsten Morgen 
4% 30" wurde die Fahrt fortgesetzt und um 1* 30" p den 8. August 5. M. S, „Wolf“ 
im Hafen von Port Said zwischen zwei Bojen festgemacht. 
Wind und Wetter. Nach dem Passiren der Strafse von Bab el Mandeb 
ging der westliche Wind nach Nord herum und wehte während der ganzen Reise 
zus nördlicher bis nordnordwestlicher Richtung, tags über in geringer Stärke, auf 
der Mittelwache frischte er meist auf, um auf der Morgenwache wieder an Stärke 
abzunehmen. Anders waren die Verhältnisse im Golf von Suez, wo der Wind 
morgens nicht abnahm, sondern in Stärke 4 bis 5 weiter wehte. Das Auffrischen 
des Windes auf der Mittelwache brachte meist schnell in der Windrichtung 
ziehende tiefhängende Wolken mit sich. Die Sichtigkeit der Luft war tags über
	        
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