Notizen.
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Notizen.
1. Rabat und Casablanca. (Hydrographische Bemerkungen aus dem
Reisebericht S. M. S. „Alexandrine“.) Die Barre von Rabat kann nur bei sehr gutem
Wetter und geringer Dünung mit Schiffsbooten passirt werden, doch ist auch dann
abzurathen, weil der Zustand der Barre sich in kürzester Zeit ändert, starke Brandung
entsteht und dann der Verkehr für Schiffsboote ausgeschlossen ist. Die Passage
erfolgt gewöhnlich in ca 30 Tonnen grofsen Leichterfahrzeugen, welche von
10 bis 16 Mann gerudert werden. Diese Leichter halten die See sehr gut; sind
sehr stark gebaut, aber infolge der unhandlichen, sehr schlecht abbalancirten
Riemen, an denen je ein Mann arbeitet, äußerst langsam und schwerfällig, so dafs
ausgehend das Passiren des etwa 150 m breiten Brandungsgürtels der Barre bei
mittelgutem Zustande !/2 bis 1'/2 Stunden in Anspruch nimmt. Aufser den
Leichtern ist noch ein kleiner Schleppdampfer als Verkehrsmittel vorhanden,
doch kann er jetzt nur noch bei Spring-Hochwasser über die Barre, weil die
Tiefen infolge von Versandung bei gewöhnlichen Tiden zu gering geworden sind.
Der Zustand der Barre erlaubt auch den Leichtern oftmals die Passage nicht,
die starke Brandung wirft die Fahrzeuge zurück, wobei es verschiedentlich vor-
gekommen, dafs sie quer zu den Brechern zu liegen kamen, kenterten, und die
Leute verunglückten. Auch am Nachmittage des 9. Mai 1895 konnten die
Leichter nicht mehr fahren, weil die Barre zu schlecht war, obgleich zwei Stunden
vorher verhältnifsmäfsig wenig Brandung auf derselben gewesen war. Würden
jedoch die Riemen dieser Leichter besser gearbeitet und abbalancirt, jeder mit
zwei Leuten bemannt und eine bessere Sitzgelegenheit für die Ruderer geschaffen,
so würden vermuthlich die Leichter die Barre öfter passiren können wie jetzt.
Durch Einengung der jetzt sehr breiten Flufsmündung würde auch bald eine tiefe
Fahrrinne geschaffen werden können.
Das Landen mit Schiffsbooten bei Casablanca bietet bei gutem Wetter,
wie es von S. M. S. „Alexandrine“ angetroffen wurde, nicht die geringsten
Schwierigkeiten. Auch bei schlechtem Wetter soll der Verkehr mit dem Lande
nur sehr selten gehindert sein.
2, Ueber die Anwendung von Oel zur Beruhigung der Wellen
berichtet Kapt. D. Schumacher von der Bark „Sterna“: „Am 19. Januar 1892,
um 11 Uhr abends, auf der Reise von Laurvik nach Sydney, im Nordatlantischen
Ocean auf 41,5° N-Br und 12,1° W-Lg, sprang der allmählich steif gewordene
Wind von SW auf NW. Um 12 Uhr wurde gehalst und dann eine kurze Zeit
Südkurs gesteuert. Bald nahmen aber der Wind und die See derart zu, dafs
wir genöthigt waren beizudrehen. Unter Grofsuntermarssegel, Sturmbesan und
Vorstängestagsegel lag das Schiff mit Backbordhalsen sehr schön bei, Da die
See, entsprechend der veränderten Windrichtung, auch eine Nordnordwestrichtung
erlangte und dabei gewaltig hoch hef, entschlofs ich mich, zur Beruhigung der-
selben Oel anzuwenden. Ich stellte einen Blechtopf mit durchlöchertem Boden
und mit Oel gefüllt in das Steuerbord-Vorderkloset. Das Oel floß alsdann in
reichlicher Menge aus und verbreitete sich auf dem Wasser über eine Fläche,
welche durch die Linie vom Bug des Schiffes luvwärts achteraus bis zum äufsersten
sichtbaren Ende des Kielwassers begrenzt war. Um 10'/2 Uhr vormittags, nach-
dem etwa !/a Stunde lang Oel gebraucht worden war, und obgleich, wie ich wich
sofort überzeugte, das Oel nach wie vor auf das Meer geleitet wurde, nahm das
Schiff trotzdem eine schwere Sturzsee über. Das Oel hatte also nicht die erhoffte
Wirkung. Meiner Ansicht nach liegt dies daran, daß man von einem bei-
gedrehten Schiffe das Oel nicht weit genug luvwärts dem Meere zuführen kann.“
3. Die Erscheinung eines besonders schönen Nordlichtes wird
in dem meteorologischen Journal des Dampfers „Slavonia“, Kapt. H. Schmidt,
folgendermafsen beschrieben: „Am 25. April 1892, auf der Reise von New York
nach Hamburg, in ungefähr 45,4° N-Br und 38,9° W-Lg beobachteten wir um
9 Uhr abends ein Nordlicht, welches sich über den ganzen nördlichen Horizont
verbreitete. Zuerst erschien ein heller Glanz in einer Höhe von 45 Grad, aus
welchem Strahlen bis zum Zenith emporschossen. Gleichzeitig war die Nacht so
hell wie. beim Leuchten des Vollmondes. Nach einiger Zeit sah es aus, als wäre