4166 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1895.
scheinend dicht herunter bis nahe an unsere Masttoppen, und sie übte offenbar
beträchtlichen Einflufs auf die Magnetnadel unseres Kompasses aus.
In 44° 35‘ Breite und 147° 34' O-Lg trafen wir eine grofse Zahl von Pottwalen
an. Wir jagten sie in unseren Booten und fingen einen. Nachdem wir mehrere
Tage gegen einen wüthenden Sturm von ausgeprägt cyklonischem Charakter an-
gekämpft hatten, sichteten wir die Küste von Tasmanien am 4. März und passirten
den Eingang zu Port Philipp am 12., 5'/2 Monate nach unserer Abfahrt von
Melbourne.
Gegenstrom „El Nino“ an der Küste des nördlichen Perus.‘
Von Sehor F. A. PEZET.
Der Gegenstrom übt einen sehr grofsen Einflufs auf die klimatischen Ver-
hältnisse der Küste des nördlichen Perus aus und scheint sie sogar in den letzten
Jahren bis zu einem gewissen Grade verändert zu haben.
Viel Aufmerksamkeit ist letzthin dem Gegenstande in Peru gewidmet
worden, aber der Strom ist schon vor langer Zeit beobachtet worden, so 1822
von M. Lartigue von der französischen Fregatte „La Clorinde“, der bemerkte,
dafs er vom Golf von Guayaquil in südlicher Richtung sehr nahe an der Küste
hinflösse. Gleichfalls besprochen wurde er in den Segelanweisungen der Kapitäne
Ray (V. St. M.), Fitzroy und Findlay (I. Br. M. M.) und Amelio Garcia y
Garcia (Peruanische Marine).
Kapt. Ray vermuthete einigen Zusammenhang zwischen dem Strom und
nördlichen Winden, wies aber auch auf eine mögliche Verbindung mit der
Strömung der Galdpagos-Gruppe hin.
Kapt. Fitzroy sagt, dafs „die Periode des Stromes vollständig unbekannt
sei, und weder die Jahreszeiten, noch das Mondalter, noch irgend welche andere
bekannte Ursachen .... irgend einen Einflufßs dabei auszuüben schienen“, und
dafs alte und erfahrene Seeleute nicht im Stande seien, seinen Ursprung nach-
zuweisen. Er beobachtete ihn häufig unmittelbar vor und während nördlicher
Winde, aber ohne die Möglichkeit, dies als eine feste Regel angeben zu können.
Kapt. Carrillo sagt, dals die Paita-Seeleute ihn „El Niio“ (das Kind
Jesus) nennen, weil er unmittelbar nach Weihnachten beobachtet worden ist.
Er nimmt an, daß er im Golf von Guayaquil seinen Ursprung hat, weil Blätter,
Früchte u. s. w. von den Flüssen, die sich da hinein ergiefsen, nahe an der nörd-
lichen Küste Perus treibend bemerkt worden sind. Die seltenen nördlichen
Winde hält er nicht für fähig, solch einen Strom zu erzeugen,
Nach dem heftigen Regen des Sommers 1891 war der Strom ungewöhnlich
stark, und die Temperatur eines grofsen Theiles von Peru erlitt eine bedeutende
Aenderung durch die warmen Gewässer, die die Küste bespülten, und es scheint
gewifs, dafs die bedeutenden Regenfälle in den sonst regenlosen Gegenden Perus
durch den Strom verursacht werden, da sie immer in Sommern mit aufßsergewöhn-
licher Hitze auftreten und am schwersten in den Landestheilen gewesen sind, die
von dem Strom bespült werden.
Eine genauere Untersuchung des Stromes wäre deshalb sehr angebracht,
und es wäre zu wünschen, daß die Regierungen der Seemächte, die Stationen im
südlichen Stillen Ocean haben, ihren Offizieren Weisung gäben, der Frage ihre
Aufmerksamkeit zu schenken. Die Geographische Gesellschaft von Lima beab-
sichtigt, ein meteorologisches Observatorium und ein Küstenvermessungs-Amt in
Paita einzurichten, die allen denen Erleichterungen bieten werden, die an Ort
und Stelle die Frage studiren wollen.
Der
1) „Sechster Internationaler Geographen-Kongrefs“, London 1895. Dienstag, 30. Juli. C, No. 5.
_Kurze Auszüge aus den Vorträgen.“ London, Wm. Clowes and Sons.