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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1895. 
5, Gleichzeitige Beobachtungen sämmtlicher Stationen nach europäischer Zeit. 
6. Graphische Isobaren-Darstellung auch an den Nachmittagen. 
Die Forderungen, welche von dem Verfasser unter .dem frischen Eindrucke 
des am 10. März d. J. erfolgten Verlustes der „Reina Regente“ aufgestellt sind, 
werden für sein Vaterland, welches den plötzlich auftretenden Stürmen des Atlan- 
tischen Oceans gegenüber nur die Azoren als Vorposten entgegen zu stellen hat, 
daher von Portugal abhängig ist, wohl der Erwägung werth sein. 
Welchen Werth die deutsche meteorologische Centralstelle auf die recht- 
zeitige Kenntnifs der Beobachtungen von der Iberischen Halbinsel legen mufs, 
läfst der Artikel „Der Wetterdienst an der Deutschen Seewarte“ im Oktoberheft 
dieser Annalen erkennen. In diesem Artikel heifst es Seite 308 unten: „Recht 
zu bedauern ist es, daß die Beobachtungen von der Iberischen Halbinsel, die 
doch für unseren Witterungsverlauf eine immerhin erhebliche Bedeutung haben, 
in dem wettertelegraphischen Material der Seewarte fehlen, um so mehr, als 
durch die telegraphische Verbindung der Azoren und der Bermuden mit dem 
Festlande ein Üeberblick der Witterungs-Verhältnisse auf dem Ocean jener Breiten 
geschaffen werden könnte. Verschiedene dahin zielende Bestrebungen hatten den 
erwünschten Erfolg nicht.“ 
Eine wichtige Ergänzung dieser Vorschläge würde wohl auch in der Ein- 
richtung des amerikanischen Circuit-Systems sowie in der von den meteorologischen 
internationalen Kongressen vorgeschlagenen Telemeteorologie zu finden sein. 
E. Broeker. 
Luft- und Meeresströmungen, 
Von E. WITTE. 
Dafs durch die Luftströmungen nicht nur Wellenbewegung, sondern Strö- 
mungen des Wassers hervorgerufen werden, wird von keiner Seite bezweifelt. 
Ueber das Mafs aber, bis zu welchem die Wasserströmungen durch den Wind 
bestimmt werden, über die Gröfse des Einflusses, welchen der Wind auf die 
Meeresströmungen ausübt, gehen die Ansichten noch heute sehr weit auseinander. 
Während die Einen dem Winde nur einen untergeordneten, einen sekundären 
Einflufs auf die Meeresströmungen zuschreiben, halten Andere die Passate für die 
hauptsächlichsten, wenn nicht die einzigen Motoren der Meeresströmungen. 
Ebenso verschieden sind die Auffassungen über die Gröfse des Einflusses, den 
die Achsendrehung der Erde auf die Strömungen ausübt. Ich will nun versuchen, 
die drei wesentlichen Motive, welche nach dem heutigen Stande der Wissenschaft 
für die Gestaltung der großen Meeresströmungen in Betracht kommen, die HEr- 
wärmung des Wassers, den Wind und die Achsendrehung der Erde, gegenein- 
ander abzuwägen. 
Die Erwärmung des Wassers muß für sich allein in der Weise wirken, daß es 
in den Tropen sich ausdehnt, sein Spiegel sich über das ursprüngliche Niveau hebt, 
das Oberflächenwasser also nach beiden Seiten hin polwärts abflielst, hierdurch 
der Druck auf die tieferen Schichten am Aequator verringert, in den höheren 
Breiten verstärkt wird, mithin eine untere Strömung zum Aequator entsteht. 
Der Wind wirkt für sich allein so, dafs er das Oberllächenwasser mit sich 
führt. Auf offenem Meere pflanzt sich diese Bewegung mit der Zeit in immer 
gröfsere Tiefen fort. Trifft aber die Strömung auf Land, so staut sich das Wasser 
gegen die Küste auf. Infolge des erhöhten Druckes fließen also die tieferen 
Schichten von der Küste weg. Aufserdem kann unter günstigen Verhältnissen 
das Abfließfsen zu beiden Seiten der Erhöhung an der Oberfläche stattfinden. 
Weht dagegen der Wind vom Lande zum Meere, so treibt er das Oberflächen- 
wasser von der Küste weg. Dann steht das Wasser der tieferen Schichten an 
der Küste unter geringerem Drucke als auf dem offenen Meere, mufs also auf 
die Küste zu fließsen und hier emporquellen. 
Auf die so entstehenden Strömungen wirkt nun die Achsendrehung der 
Erde in der bekannten Weise, dals sie denselben auf der nördlichen Halbkugel
	        
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