Köppen: Die. Regenverhältnisse des Stillen Ötesns:
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Die weiten Lücken, die zwischen den Stationen der beiden letzten Tabellen
stellenweise. noch bestehen, konnten theilweise nach anderweitigem Material aus-
gefüllt werden. Die charakteristische Vertheilung: der Tage mit Niederschlag auf
das Jahr an der Westküste der Vereinigten Staaten (ausgesprochene Winter-
regen) ist in anderer Weise ausführlich dargestellt von mir in der „Meteorologischen
Zeitschrift“ 1893, Seite 161. Von den holländischen Kolonien in Australasien
lag: ein reichhaltiges Material vor in den Veröffentlichungen des Observatoriums
in Batavia. über sein Netz von Regenstationen. Da dasselbe nur mit seinem öst-
lichen Rande in unsere Karte hineinragt, so habe ich mich damit begnügt, diese
nach dem neuesten Jahrgang (1892) der „Regenwaarnemingen in Nederlandsch-
Indie“ zu revidiren, wo man die mehrjährigen Mittel der Stationen bequem bei-
sammen findet; in die Tabelle 12 sind sie nicht aufgenommen. . An manchen
Stellen haben zur Ergänzung des Bildes auch, in Ermangelung der Regentage,
die Regenmengen. ihn. zu Grunde gelegt werden müssen, was freilich nur in
niederen Breiten. möglich ist, da in höheren der jährliche Gang beider Erschei-
nungen zu verschieden ist. Besonders auffällig ist der nahezu. vollständige
Mangel der Angaben über Regentage von den Hawailischen Inseln, deren Regen-
verhältnisse in Bezug auf Regenmenge jetzt hinreichend bekannt und vor Kurzem
(Januarheft 1895 der „Meteor. Zeitschr.“) von Hann in meisterhafter Weise
dargestellt sind. So charakteristisch sie nach dieser Darstellung: auch sind —
Regenzeit überall im Winter, .ausgenommen. an der Leeseite der hohen Berge auf
Hawai, wo Sommerregen überwiegen —, So ist doch leider eine Verknüpfung mit
den Schiffsbeobachtungen östlich und nördlich dieser Inseln nicht möglich, denn
diese weisen eine grofse Häufigkeit von Regen im Sommer auf, dabei seltsamer-
weise überwiegend in der Form von Staubregen. Ob der Widerspruch an der
zu geringen Zahl der Schiffsbeobachtungen, oder daran liegt, dafs Regen-Tage und
-Menge hier verschiedenen jährlichen Gang haben, oder ein Unterschied zwischen
der‘ Windseite der Inseln und dem offenen Meere besteht,. läfst sich vorläufig
nicht entscheiden,
Für viele Inseln und Küstenstrecken mulfsten schließlich auch die all
gemeinen Schilderungen von Reisenden etc. mit hinzugezogen werden, In Gegen-
den: mit scharf ausgesprochenen Trockenzeiten ist dieses auch recht wohl thun-
lich. Eine ausführliche Besprechung des in solcher Weise verwendeten Materials
würde aber hier zu weit führen. Durch die allmähliche Ausbreitung systematischer
Beobachtungen nimmt die Bedeutung dieser Schilderungen als Nothbehelf immer
mehr ab, als lebensvolle Ergänzung der regelmäßigen Aufzeichnungen behalten
sie aber, wenn auf scharfer Beobachtung beruhend, ihren hohen Werth. In
Klimaten ohne eigentliche Trockenzeiten, wie z. B. anscheinend auf den Karo-
linen, lassen sie uns für die kartographische Darstellung ganz im Stich, ‘die
Angaben über die Lage der Regenzeit dort sind ganz widersprechend. In Mittel-
amerika. konnte die Darstellung auf Tafel 25 des Atlas noch während des
Stichs derselben nach gefälligen mündlichen Mittheilungen von Dr. C. Sapper
verbessert werden.
Auf Grund aller dieser Daten ist. die Karte der Regengebiete‘ des Stillen
Oceans. entworfen, die als Tafel 25 Aufnahme in den Atlas vom Stillen Ocean
gefunden hat, den die Seewarte in Verbindung mit dem Segelhandbuch für diesen
Ocean demnächst erscheinen läfst. Die grofsen Züge der Regenverhältnisse des
Stillen Oceans, wie sie sich auf dieser Karte darstellen, wollen. wir in Kürze hier
zusammenfassen. .
Zwei Momente wollen wir dabei, wie schon in unseren früher erschienenen
Karten für den Atlantischen und Indischen Ocean, als leitende wählen: das Vor-
handensein oder Fehlen wirklicher Trockenzeiten und gemäfsigt regenreicher Zeiten
einerseits, und die Lage der regenreichsten und regenärmsten Zeit im Jahreslaufe
andererseits. Um das erstere festzustellen, müssen wir feste Schwellen wählen:
wir nennen Trockenzeit, wenn weniger als sechs Tage mit Regen auf den Monat
kommen, also: die Regenwahrscheinlichkeit unter ‚20 sinkt, und gemälfsigt regen-
reich die Monate, in denen mehr als !/s und weniger als die Hälfte aller Tage
Regen bringen oder die Regenwahrscheinlichkeit zwischen ‚20 und ‚50 liegt.
Diese letztere Schwelle benutzen. wir nur, um. die. beständige Nässe aller Monate
des Jahres in gewissen Gegenden kenntlich zu machen; denn das Ueberschreiten