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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

418 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1895, 
Jahreszeit, und im Jahre 1891 berührte sie, wie erwähnt, die ganze Kante dieses 
Theiles der Festlandfläche während des gröfseren Theiles des Sommers. Die 
Aenderung der Temperatur am Boden, die hierdurch am Rande der Festland- 
fläche verursacht wurde, betrug nahezu 10° F (4,5° C), eine Gröfse von ansehn- 
licher Bedeutung. 
Die durch diese Temperaturänderung hervorgebrachte Wirkung, und ihre 
Beziehungen zu der Arbeit der Fischerei-Kommission, können am deutlichsten an 
einer sehr interessanten biologischen Aufgabe erkannt werden, womit sie unmittel- 
bar zusammenhängen. Auf einer Konferenz mit dem Fischerei-Kommissar in 
Washington wurden die bis dahin gewonnenen Ergebnisse sorgfältig erwogen. 
Wir sahen ganz deutlich, dafs, wenn die Verschiebung in demselben Mafse im 
Jahre 1892 fortdauerte, der ganze Rand der Festlandfläche, oder wenigstens der 
Theil, womit wir besonders beschäftigt waren, mit diesem warmen Wasser 
bedeckt werden würde. Der Gedanke wurde dann ausgesprochen, dafs in diesem 
Falle die Bedingungen für das Wiedererscheinen des Pfannenfisches wieder 
gegeben sein würden, wenn „das umgebende Mittel“ in der Frage irgend eine 
Bedeutung hätte. In den Jahren 1880 und 1881 war dieser neuerdings entdeckte 
Fisch in beträchtlicher Zahl auf dem von uns untersuchten Gebiet gefunden 
worden und hatte die Aufmerksamkeit der Fischer in so hohem Grade auf sich 
gezogen, dafs Vorbereitungen gemacht waren, um ihn in kaufmännischer Weise 
während des folgenden Jahres für die Märkte in New York und Boston zu ver- 
werthen. Aber unglücklicherweise wurde das Wasser von Kap May bis Nan- 
tucket im Frühjahr 1882 mit zahllosen Millionen dieses Fisches im todten oder 
sterbenden Zustande bedeckt gefunden. Von der Zeit an verschwand der Pfannen- 
fisch (Lopholatilus chamaeleonticeps) vollständig aus diesem Gebiete, und alle 
Bemühungen, ihn seit der Zeit zu finden, waren vergeblich gewesen. Die Ursache 
seines Verschwindens wurde eine Art biologischen Räthsels. 
Der Fisch war früher in Wassertiefen zwischen 60 bis 130 Faden (110 bis 
238 m) gefangen worden. Da seine Futtergründe am Boden lagen, befanden sie 
sich gerade an dem Rande der Festlandfläche. Es ist wahrscheinlich, nach ihren 
Verwandten zu urtheilen, eine Tiefseeart aus den Tropen, die infolge von 
günstigen Aussichten, ausgedehntere Futtergründe, die sich in nördlicher Richtung 
eröffneten, nordwärts gewandert war. Es ist bemerkenswerth, dafs die Tempe- 
ratur, bei der er gefangen wurde (50 bis 58° F, oder 10 bis 14,5° €), nur an der 
Küste von Neu-England festgestellt werden konnte und am Rande der Festland- 
fläche, durch gerade solch einen Vorstols von warmem Wasser, wie er vorhin 
beschrieben wurde. Es ist nur nöthig, sich den ganzen Festlandrand von Florida 
bis Nantucket durch diesen warmen Streifen Wassers überfluthet zu denken, um 
zu verstehen, wie der regelmäfsige Futtergrund einer tropischen Art sich So aus- 
dehnen konnte, dafs der Fisch ihm über dieses ganze so weit vergröfserte Gebiet 
folgen konnte. Man kam überein, im Sommer 1892 diese theoretischen Schlüsse 
auf die Probe zu stellen. Im Juli gingen der Fischerei-Kommissar und ich selber 
in dem Schoner „Grampas“ südlich von „Martha’s Weingarten“ zu dem Gebiet, 
das einen Lohn für unsere Arbeiten versprach. Wir fanden die Temperatur- 
Bedingungen richtig, setzten die Laberdan-Schleppnetze aus und fingen den 
Pfannenfisch. Während des Restes des Sommers verwandte ich viel Zeit darauf, 
den Grenzen des Gebietes am Boden nachzuspüren, worüber eine Temperatur von 
50° F (10° C) und mehr gefunden werden konnte; ich gebrauchte die Schlepp- 
netzleinen gleichzeitig, um festzustellen, ob der Fisch da wäre. Wir fanden ihn auf 
dem ganzen Wege bis zu den Delaware-Kaps und waren überzeugt, dafs sie trotz 
ihrer nicht grofsen Zahl aus den veränderten Bedingungen den Vortheil gezogen 
hatten, dieses Gebiet wieder einzunehmen. 
Die Erklärung des Verschwindens des Pfannenfisches im Jahre 1882 scheint 
nun eine verhältnifsmäfsig leichte Sache zu sein. Wenn wir annehmen, dafß 
dieses Gebiet in den dem Jahre 1882 vorhergehenden Jahren von warmem Wasser 
in der eben angedeuteten Weise überfluthet gewesen war, dann ist leicht zu sehen, 
daß, wenn diese warme Schicht zurückwich, die erste Unterbrechung darin in 
dem äufsersten Theil des Bogens eintreten mufste, der zwischen Kap May und 
Nantucket liegt. Die Fische über diesem Theil des Bodens mufsten beim Zurück- 
weichen des warmen Wassers plötzlich einem hinreichend kalten Wasserbad aus- 
reseizt sein, um sie zu betäuben und sie auf den Weg nach der Oberfläche in
	        
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