346 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1895,
Höhe von 2800 Fuß!) erreicht. Die Niederschläge sind sehr reichlich, ungefähr
dreimal so grofs wie in Kopenhagen; Nebel sind namentlich in den Sommer-
und Spätjahrs-Monaten sehr häufig.
Die Einwohner ernähren sich mit Fischerei und Schafzucht sowie den da-
mit in Verbindung stehenden Erwerbszweigen. Man findet auf den Inseln keine
industriellen Anlagen, so dafs Schiffe, welche sie besuchen, nicht darauf rechnen
dürfen, Hülfe bei grofsen Havarien zu finden. Was Proviant anbetrifft, so kann
man auf frisches Fleisch und Wasser rechnen.
Die Ansteuerung der Inseln wird sehr oft durch Nebel gefährdet; aber da
man nahezu überall sich der Küste auf ein paar Kabellängen nähern kann, so
ist es eigentlich nur die südlich von Suderg liegende Klippe Munken, welche
bei unsichtigem Wetter Segelschiffen einige Gefahr bereitet. Die 100 Faden-
Linie läuft überall in einem Abstand von 10 bis 20 Sm um die Inseln, außer-
halb dieser Linie nehmen die Tiefen sehr schnell zu, während sie innerhalb
gegen die Küste hin einigermafsen gleichmäfsig abnehmen; da man aber nahe an
Land häufig noch 50 Faden Wasser findet, so gewähren Lothwürfe keine grofe
Sicherheit.
Mehrere Inseln oder einzelne Theile derselben sind sehr charakteristisch
durch ibre Gestalt (siehe die Vertonungen), wie z. B. Store Dimon und Lille
Dimon, Skaalhoved und die steilen Berge auf der Nord- und Westküste. Die
Kenntnifs eines einzelnen Punktes giebt daher eine gute Anleitung für die An-
steuerung in unsichtigem Wetter.
Faerg-Bank. Zur Orientirung für von Westen kommende Schiffe dient
zugleich die sogenannte Faerg-Bank, deren Mitte ungefähr 60 Sm SWzW von
Suderg’s Südspitze liegt, Die Bank hat ihre gröfste Ausdehnung von NNO nach
SSW, wo sie innerhalb der 100 Faden-Grenze ungefähr 50 Sm lang ist, während
die Breite ungefähr 25 Sm beträgt. Aufserhalb der genannten Grenze wachsen
die Tiefen plötzlich auf 200 Faden und darüber. Der größte Theil der Bank
besteht aus einem nahezu ebenen Plateau mit 50 bis 70 Faden Tiefe, auf welchem
der Boden aus Sand mit Muscheln besteht; aber dieser Grund verändert sich
gegen die Grenzen der Bank zu, wo man eine grobe Art von Kies und
Steine findet.
Zwischen dieser Bank und dem Plateau, worauf die Faerpger-Inseln Yiegen,
findet man eine Gruppe von Klippen, welche vom Grunde steil aufragen; auf
ihnen findet man 80 bis 100 Faden Wasser, aber zwischen ihnen grofse Tiefen.
Die Faerg-Bank wird jährlich von vielen dänischen und fremden
Fischern besucht, welche hier einen häufig reichen Dorsch- und
Kabliau-Fischfang betreiben.
Der Strom um die und zwischen den Inseln, verursacht durch Ebbe und Fluth,
ist sehr stark; Schiffe und namentlich Segelschiffe müssen beim Ansteuern dem
Strom die gröfste Aufmerksamkeit schenken. Der durch die Fluth hervorgerufene
Strom heifst Vestfald, der durch die Ebbe erzeugte dagegen Ostfald, wobei
jedoch bemerkt werden mulfs, daß die Bewohner von Norderoerne, der sechsten
nördlichsten Insel, sowie die auf der Nordostseite von Oterg die Bezeichnungen
umgekehrt gebrauchen.
In der Karte der Inseln findet man bei den Stromrichtungspfeilen die
Uhrzeit angegeben, um welche der Fluthstrom bei Neu- und Vollmond in der
Pfeilrichtung zu laufen aufhört.
Wenn man sich nun vergegenwärtigt, dafs jeder Gezeitenstrom 6 Stunden
12 Minuten dauert, und dafs der Stromwechsel für jeden Tag, der nach Neu-
oder Vollmond verflossen ist, um ca 50 Minuten später eintritt, wird es nicht
sehr schwierig sein, die Stromrichtung für einen gegebenen Augenblick zu finden.
Es ist indessen leichter, die beigehefteten Tabellen?) zu benutzen, in welchen
die Uhrzeit, zu welcher der Fluthstrom für jeden Tag nach Neu- und Vollmond
einsetzt, für die wichtigsten Fjorde besonders angegeben ist.
Bei Neu- und Vollmond ist der Strom am stärksten, man ist indessen
nicht einig über einen bestimmten Tag, an welchem der stärkste Strom eintritt.
1) Die dänischen Mafse sind in dieser Beschreibung beibehalten, weil die einzige bisher
existirende Karte der Inseln eine dänische Aufnahme ist.
2) Gesammelt und herausgegeben vom Oberlehrer Louis Bergh in Zhorshavn.