Knipping: Zur Entwickelungsgeschichte der Cyklonen in subtropischen Breiten. - 341
Falle ganz und gar für die Ansicht zu sprechen, dafs barometrische Depressionen
von geringer Tiefe, aber großer Ausdehnung sich allmählich zu Taifunen ent-
wickeln“, und weiter: „Die Nachbarschaft der Liukiu-Inseln wird allem Anschein
nach von den Taifunen sehr bevorzugt, und es ist unzweifelhaft, dafs für die
Sturmbahnen eine meteorologische Station auf diesen Inseln mehr werth sein
würde als ein halbes Dutzend Stationen auf den japanischen Hauptinseln.“ Zehn
Jahre später, 1890, acht Jahre nach der Einrichtung des japanischen Wetter-
dienstes, gründete die japanische Regierung eine Station in Naba. Voll gewürdigt
nach der praktischen Seite werden ihre Beobachtungen erst dann werden, wenn
das ebenfalls längst geplante, nach diesjährigen Zeitungsberichten bald in Aus-
sicht stehende Kabel Naha einerseits mit den japanischen Hauptinseln, anderer-
seits mit Formosa verbindet. Dann werden seine Beobachtungen, wie sich später
zeigen wird, in den täglichen japanischen Wetterkarten und Berichten aufser-
ordentlich werthvoll sein. Für unseren jetzigen Zweck genügt es schon, wenn
wir diese Wetterkarten nachträglich mit Hülfe von Naha ergänzen.
Von Naha liegen jetzt 4'/ojährige tägliche Beobachtungen gedruckt vor,
um 2, 6 und 10* a und p, und da es mir, wie ich glaube, schon früher!) gelungen
ist, in mehreren Fällen innerhalb der Tropen und gemäßigten Zone die Ent-
wickelung von Cyklonen aus flachen Depressionen an der Erdoberfläche, genauer
ausgedrückt an der Meeresoberfläche, nachzuweisen, will ich den Versuch machen,
mit den Naha-Beobachtungen den Beweis zu verallgemeinern und auch auf die
subtropischen Gebiete auszudehnen. Ein strenger Beweis ist natürlich nicht
möglich, dazu genügt das Material nicht, aber nicht nur die genauer untersuchten
Einzelfälle in verschiedenen Meeren, sondern auch Beobachtungen, Untersuchungen
und Erfahrungen allgemeiner Art in dem ostasiatischen Monsungebiet weisen
sämmtlich auf eine Entwickelung an der Meeresoberfläche hin. Es sei noch ein-
mal ausdrücklich bemerkt, dafs es sich hier nicht um Wind- und Wasserhosen,
Tromben und Tornados handelt, die nicht selten als begleitende Erscheinungen
der Cyklonen auftreten, sondern nur um Cyklonen oder Taifune, wie sie im
Monsungebiet heifsen.
Naha, auf der gröfsten der Liukiu-Inseln, Okinawa der Japaner, liegt in
26° N-Br, 128° O-Lg. Neun Monate im Jahre herrschen Nordostwinde vor, in
den drei Sommermonaten Südwinde. Da das ostasiatische Monsungebiet bis über
50° N-Br hinaufreicht, liegt Naha so ziemlich in seiner Mitte, ebenso weit von
Formosa entfernt wie von den grofsen japanischen Inseln, etwas weiter noch
vom nächsten Festlande, der chinesischen Küste. Die japanische Strömung geht
dicht an den Liukiu-Inseln vorbei.
Um zunächst eine Uebersicht über die Dauer der Barometer-Aenderungen
zu erhalten, die in Nahba bei den tiefsten Ständen auftreten, wurde für jedes
Monatsminimum in den 4!/a Jahren 1890/94 die Anzahl Tage gezählt, während
deren das Barometer vor und nach dem absoluten Minimum fiel und stieg. Wir
erhalten so folgende Tabelle:
Dauer des Fallens und Steigens des Barometers in Tagen vor und nach dem absoluten
Minimum des Monats in Naha.
Alle Tage über 5 sind fett gedruckt.
18901 -
1891] ?
1892] ©
18931 £
1894] 4
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Juli lAugust | Sept. | Okt. | Nor. | Dez,
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2
2
3
1
+) „Annalen der Hydrographie ete.“, 1892, S. 267: „Die Samoa-Orkane im Februar und
März 1889.“ — 1894, S. 52: „Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der aufsertropischen Cyklonen.“
— 1894, S. 166: „Einiges zur Entstehung der Cyklonen aus dem Allgemeinen über die Stürme des
Stillen Oceans.“