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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Knipping: Zur Entwickelungsgeschichte der Cyklonen in subtropischen Breiten. - 341 
Falle ganz und gar für die Ansicht zu sprechen, dafs barometrische Depressionen 
von geringer Tiefe, aber großer Ausdehnung sich allmählich zu Taifunen ent- 
wickeln“, und weiter: „Die Nachbarschaft der Liukiu-Inseln wird allem Anschein 
nach von den Taifunen sehr bevorzugt, und es ist unzweifelhaft, dafs für die 
Sturmbahnen eine meteorologische Station auf diesen Inseln mehr werth sein 
würde als ein halbes Dutzend Stationen auf den japanischen Hauptinseln.“ Zehn 
Jahre später, 1890, acht Jahre nach der Einrichtung des japanischen Wetter- 
dienstes, gründete die japanische Regierung eine Station in Naba. Voll gewürdigt 
nach der praktischen Seite werden ihre Beobachtungen erst dann werden, wenn 
das ebenfalls längst geplante, nach diesjährigen Zeitungsberichten bald in Aus- 
sicht stehende Kabel Naha einerseits mit den japanischen Hauptinseln, anderer- 
seits mit Formosa verbindet. Dann werden seine Beobachtungen, wie sich später 
zeigen wird, in den täglichen japanischen Wetterkarten und Berichten aufser- 
ordentlich werthvoll sein. Für unseren jetzigen Zweck genügt es schon, wenn 
wir diese Wetterkarten nachträglich mit Hülfe von Naha ergänzen. 
Von Naha liegen jetzt 4'/ojährige tägliche Beobachtungen gedruckt vor, 
um 2, 6 und 10* a und p, und da es mir, wie ich glaube, schon früher!) gelungen 
ist, in mehreren Fällen innerhalb der Tropen und gemäßigten Zone die Ent- 
wickelung von Cyklonen aus flachen Depressionen an der Erdoberfläche, genauer 
ausgedrückt an der Meeresoberfläche, nachzuweisen, will ich den Versuch machen, 
mit den Naha-Beobachtungen den Beweis zu verallgemeinern und auch auf die 
subtropischen Gebiete auszudehnen. Ein strenger Beweis ist natürlich nicht 
möglich, dazu genügt das Material nicht, aber nicht nur die genauer untersuchten 
Einzelfälle in verschiedenen Meeren, sondern auch Beobachtungen, Untersuchungen 
und Erfahrungen allgemeiner Art in dem ostasiatischen Monsungebiet weisen 
sämmtlich auf eine Entwickelung an der Meeresoberfläche hin. Es sei noch ein- 
mal ausdrücklich bemerkt, dafs es sich hier nicht um Wind- und Wasserhosen, 
Tromben und Tornados handelt, die nicht selten als begleitende Erscheinungen 
der Cyklonen auftreten, sondern nur um Cyklonen oder Taifune, wie sie im 
Monsungebiet heifsen. 
Naha, auf der gröfsten der Liukiu-Inseln, Okinawa der Japaner, liegt in 
26° N-Br, 128° O-Lg. Neun Monate im Jahre herrschen Nordostwinde vor, in 
den drei Sommermonaten Südwinde. Da das ostasiatische Monsungebiet bis über 
50° N-Br hinaufreicht, liegt Naha so ziemlich in seiner Mitte, ebenso weit von 
Formosa entfernt wie von den grofsen japanischen Inseln, etwas weiter noch 
vom nächsten Festlande, der chinesischen Küste. Die japanische Strömung geht 
dicht an den Liukiu-Inseln vorbei. 
Um zunächst eine Uebersicht über die Dauer der Barometer-Aenderungen 
zu erhalten, die in Nahba bei den tiefsten Ständen auftreten, wurde für jedes 
Monatsminimum in den 4!/a Jahren 1890/94 die Anzahl Tage gezählt, während 
deren das Barometer vor und nach dem absoluten Minimum fiel und stieg. Wir 
erhalten so folgende Tabelle: 
Dauer des Fallens und Steigens des Barometers in Tagen vor und nach dem absoluten 
Minimum des Monats in Naha. 
Alle Tage über 5 sind fett gedruckt. 
18901 - 
1891] ? 
1892] © 
18931 £ 
1894] 4 
Januar} 
F.ls:. 
Febr, 
FE. St. 
März 
FR. | St. 
April I 
FE. St. 
Mai | Juni 
F.' St. 
BF. St. 
Juli lAugust | Sept. | Okt. | Nor. | Dez, 
se else est lsel St 
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3 | 
2 
2 
2 
3 
1 
+) „Annalen der Hydrographie ete.“, 1892, S. 267: „Die Samoa-Orkane im Februar und 
März 1889.“ — 1894, S. 52: „Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der aufsertropischen Cyklonen.“ 
— 1894, S. 166: „Einiges zur Entstehung der Cyklonen aus dem Allgemeinen über die Stürme des 
Stillen Oceans.“
	        
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