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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1895. 
Die Durchführung der folgenden sechs Vorschläge dürfte 
geeignet sein, das Sturmwarnungswesen an unserer Küste in hervor- 
ragender Weise zu fördern: 
1. Ausdehnung des weitertelegraphischen Netzes nach Westen 
hin (auf den Atlantischen Ocean hinaus). 
2. Beschleunigung des Depeschenverkehrs (Einführung des 
Circuit-Systems). 
3. Häufigere Informationen (Telemeteorographie). 
4. Depeschenaustausch zwischen benachbarten Signalstellen. 
5. Anbahnung eines besseren Verständnisses der Grundlehren 
der praktischen Witterungskunde beim Publikum. 
6. Herausgabe eines Wetter- oder Sturmatlas und telegraphische 
Mittheilung analoger Fälle an das Publikum. 
i. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs die Durchführung des Hoff- 
meier’schen Projektes, durch telegraphische Verbindung der meteorologischen 
Stationen der Far-Ver, Islands und Südgrönlands, sowie andererseits der Azoren 
und Bermuden mit dem Festlande den Wetterdienst westwärts auf den Atlantischen 
Ocean zu erweitern, die Erfolge der ausübenden Witterungskunde erheblich erhöhen 
und sowohl für die Sicherung der Seefahrt als für die Interessen des Binnenlandes 
von grofser Tragweite sein würde. Dieses System würde um so wirksamer sein, 
wenn sich daran ein wettertelegraphischer Dienst auf dem östlichen Theile des 
Nordatlantischen Oceans, ähnlich wie er in den Vereinigten Staaten für den 
westlichen Theil dieses Oceans eingerichtet ist, in der Weise anschlösse, daß die 
an den europäischen Küsten ankommenden Dampfer, insbesondere die Schnell- 
dampfer, welche den Wirbelstürmen des Oceans wohl in den meisten Fällen 
vorauseilen, sofort Wettertelegramme an die Centralstellen Westeuropas ab- 
schickten. Die Vereinigung dieser Telegramme mit denen vom westlichen Theile 
des Nordatlantischen Oceans würde uns in Stand setzen, einen wenigstens an- 
genähert richtigen Ueberblick über den Witterungsverlauf auf dem Ocean uns 
zu verschaffen. Bei dieser Einrichtung würden wir nach und nach dahin kommen, 
den vorherrschenden Witterungscharakter auf mehrere Tage voraus anzugeben, 
wodurch der Werth der Wettervorhersage in hohem Grade gefördert würde. Ich 
erinnere hier nur an eine Wetterlage, welche namentlich in unseren Sommern 
häufig vorkommt und welche oft wochen-, ja monatelang den Witterungscharakter 
anserer Gegenden bestimmt. Sehr oft schiebt sich in dieser Jahreszeit ein Hoch- 
druckgebiet vom Ocean nach den Britischen Inseln vor und erlangt dort eine 
ıngewöhnlich grofse Beständigkeit (siehe diese Zeitschrift, Juuniheft 1894), während 
der Luftdruck im Osten verhältnifsmäfsig niedrig ist. Dieser Wetterlage sind 
westliche und nordwestliche Winde eigenthümlich, welche vermöge ihres Ursprungs 
nafskühles Wetter bringen. Verschiebt sich jenes Hochdruckgebiet weiter nach 
Osten hin über Centraleuropa, dann ist, abgesehen von Gewittererscheinungen, 
ruhige, heitere, trockene und warme Witterung entschieden die Regel. Solche 
durch ihre Beständigkeit sich auszeichnenden Perioden mit nafskühler oder 
trockener und heißer Witterung könnten bei zweckmäfßiger Einrichtung des 
wettertelegraphischen Systems jedenfalls mit Erfolg vorhergesagt werden. 
Zum Studium solcher Verhältnisse sind die von der Seewarte und vom 
Dänischen meteorologischen Institut herausgegebenen „Tägliche synoptische Wetter- 
karten für den Nordatlantischen Ocean und die anliegenden Theile der Kontinente“ 
ein unentbehrliches Material, um so mehr, als sie die einzigen Karten sind, welche 
für ein so grofses und für uns so aufserordentlich wichtiges Gebiet veröffentlicht 
werden, Nur durch sie ist es möglich, sich ein klares Verständnifs unserer 
Witterungszustände zu verschaffen. Die Herausgabe dieser Wetterkarten mufs 
noihwendig ununterbrochen fortgesetzt werden, wenn man nicht der Entwickelung 
der ausübenden Witterungskunde in erheblicher Weise schaden will. 
Die große Wichtigkeit des Hoffmeyer’schen Projektes ist schon immer 
von den meteorologischen Instituten anerkannt worden, und daher hat dasselbe bis 
zur letzten Zeit auf der Tagesordnung der internationalen Berathungen einen 
beständigen Platz eingenommen, allein der Durchführung stellten sich, insbesondere 
wegen des damit verbundenen grofsen Kostenaufwandes, derartige Schwierigkeiten 
entgegen, dafs die Verwirklichung in immer gröfsere Ferne gerückt ist; nur die
	        
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