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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Silloth am Solway Firth, Westküste von England. 
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Silloth am Solway Firth, Westküste von England. 
Von Kapt. J. SÄLZER, Führer des Vollschiffes „Othmarschen“. 
In Falmouth, woselbst wir am 28. September 1892 angekommen waren, 
erhielten wir die Order, nach Silloth zu segeln, um dort die vom La Plata 
gebrachte Maisladung zu löschen. Nachdem dieses geschehen war, wurde das 
Schiff der schlechten Frachten halber vorläufig aufgelegt. Nach Verlauf von 
vier Wochen segelten wir indefs von Silloth nach Cardiff, um abermals eine 
Ladung Steinkohlen nach dem La Plata zu bringen. 
Der Hafen Silloth ist im Allgemeinen wenig bekannt, weshalb einige An- 
gaben über unsere Fahrt nach demselben von Interesse sein werden, Mit einem 
großen Segelschiffe nach dem Solway Firth bestimmt, ist es rathsam, schon bei 
Holyhead einen Schleppdampfer zu nehmen, um so viel Zeit als möglich zu 
ersparen, vor Allem aber, um die grofse Gefahr einer Strandung zu verhüten. 
Ich ging von der Voraussetzung aus, bei der Insel Man einen Lootsen und einen 
Schleppdampfer erhalten zu können, fand mich aber in Beiden getäuscht. Kin 
Fischer brachte uns von der genannten Insel, indem wir mit der Gezeit aufwärts 
trieben, bis in die Nähe von Maryport, woselbst wir den Anker fallen liefsen. 
Auf ein gegebenes Signal kamen ein Lootse und ein Schleppdampfer; da letzterer 
aber nicht kräftig genug war, mufßste ich nach Silloth reisen und dort einen 
zweiten Schleppdampfer annehmen, der sich aber noch schwächer als der erste 
erwies. Am nächsten Tage fing es stürmisch zu wehen an, und wir waren 
gezwungen, den zweiten Anker fallen zu lassen und unsere ganze Kette aus- 
zustecken. Dabei ging der Steuerbordanker verloren, und das Ankerspill erlitt 
einen Bruch. Nachdem der Sturm sich gelegt hatte, wurde „Othmarschen“ durch 
die beiden Dampfer nach Silloth geschleppt. Vor der Hafeneinfahrt, welche 
dwars zum Strome angelegt ist, lief das Schiff aus dem Ruder, und trotz aller 
Gegenanstrengung der beiden Schlepper würde es gegen den Pier gerannt sein, 
wenn es nicht glücklicherweise vorher auf Grund gerathen und dadurch zum 
Stehen gebracht worden wäre. Nach einiger Zeit gelang es, das Schiff wieder 
flott zu machen und in das Dock von Silloth zu bringen. Es dürfte ja für ein 
nach dem Solway Firth bestimmtes Schiff ungewöhnlich erscheinen, wenn es 
schon bei Holyhead einen Schleppdampfer nimmt; wenn ich aber ’ unseren 
erlittenen Schaden in Betracht ziehe, so würden wir uns doch gut dabei gestanden 
haben, denn der Lohn für den ersteren hätte annähernd nur die Hälfte der 
Kosten des letzteren betragen, ungerechnet den Zeitverlust und die große Gefahr, 
der das Schiff ausgesetzt war. Alles in Allem ist Silloth aber einer der billigsten 
Häfen von ganz England. 
Ueber diesen Hafen berichtet ferner Kapt. M. Meyer, Führer der Bark 
„Thalia‘, noch Folgendes: 
Am 11. Februar 1893, um 11% a, ankerten wir auf der Rhede von Mary- 
port. Ein Schiff mit einem Tiefgang von 6,22 m (20 Fufs 6 Zoll engl.) kann in 
Silloth nur in der Zeit von zwei Tage vor bis zwei Tage nach der Springfluth 
bei Hochwasser in das Dock holen. Aufserdem wird die Einsegelung dadurch 
erschwert, dafs das Fahrwasser nicht ordentlich ausgetonnt ist und keine Lootsen 
vorhanden sind. 
Die Photographie im Dienste der Schiffahrt. 
Wer jemals an Bord eines Schiffes in Fahrt den Versuch gemacht hat, 
bei der Ansegelung des Landes oder beim Passiren wichtiger Küstenpunkte Ver- 
tonungen zu entwerfen, welche für die Navigirung brauchbar sein sollten, der 
wird auch sehr bald die Schwierigkeit eines solchen Unternehmens erkannt haben, 
Wir möchten glauben, dafs selbst ein talentvoller, geübter Zeichner seine Noth 
haben wird, vom bewegten Schiffe aus in der kurzen zur Verfügung stehenden 
Zeit und namentlich bei wechselnder Beleuchtung alle charakteristischen Umrisse
	        
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