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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Ann. d. Hydr. ete., XXIII. Jahrg, (1895), Heft IX. 
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Von Hongkong nach Singapore, und Tandjong Priok. 
Aus dem Reisebericht S. M. S. „Marie“, Kommandant Korv,-Kapt. CREDNER, Juni 1895. 
l. Route, Da der Jahreszeit nach Südwestmonsun und entsprechende 
See zu erwarten war, liefßs ich zu Anfang der Reise nicht die für Dampfer 
gewöhnliche Route zwischen den Paracel-Inseln und der Maclesfield-Bank ein- 
schlagen, sondern fuhr näher an die Hainan- und Annam-Küste heran, um bei 
einsetzendem Monsun unter der Küste mit Benutzung der dort auch beim Süd- 
westmonsun herrschenden Land- und Seebriese schneller vorwärts zu kommen. 
Die Paracel-Inseln wurden an B. B. gelassen und von hier, als Stillen und geringe 
wechselnde Winde angetroffen wurden, Kap Padaran angesteuert. Als auch hier 
dieselben Windverhältnisse waren, steuerte ich direkt auf die Aor-Insel nördlich 
der Singapore-Strafße zu und wurde dauernd vom Wetter so begünstigt, dafs 
Aor am fünften Reisetage abends erreicht wurde. 
2. Strom. Die in den „Wind and Current Charts for the Pacific etc. 
Ocean“ auf dieser Strecke angegebenen Stromstärken zwischen 18 und 60 Sm 
in nördlicher und nordöstlicher Richtung wurden nicht vorgefunden, wie ich 
überhaupt während des Winters die Erfahrung gemacht habe, dafs die in diesen 
Karten für die chinesische Küste angegebenen Strömungen nur bei anhaltenden 
Winden aus den entsprechenden Richtungen bestehen. 
Auf dieser Reise erreichten die Stromstärken nur folgende Beträge: 
Vom 5, bis 6. Juni N 34° W, 62 Sm (in die Hainan-Strafse setzend). 
„6 „ 7. „ S58°W, 174 Sm (in den Tongking-Golf setzend). 
» 7. 8 „ N70°O, 126 Sm. 
8. 9 „ N 7°W, 58 Sm. 
„ 9. 10. „ N 7°W, 81 Sm. 
3. Wind und Wetter. Bei einem durchschnittlichen Barometerstand 
von 761 mm war das Wetter ausnahmsweise schön. Es war fast immer Wind- 
stille oder geringer südlicher Wind. Nur an den beiden ersten Tagen wehte 
Nordostwind, Stärke 4. 
Tandjong Priok. Weder nach den Segelanweisungen noch den ein- 
gezogenen Erkundigungen konnte ich mit genügender Sicherheit feststellen, ob es 
vorzuziehen sei, auf der alten Batavia-Rhede zu ankern oder zwischen die Molen 
von Tandjong Priok zu gehen. Aus diesem Grunde beschlofs ich, falls die Hafen- 
behörden nicht abrathen würden, letzteren Ort anzulaufen. 
1. Vergleich von Priok und Batavia. Man ankert, wie auch die 
Segelanweisungen sagen, hauptsächlich aus dem Grunde auf der Rhede von Batavia, 
am den Vortheil der frischen Briese zu haben, dagegen ist das Landen in den 
Booten zwischen den Molen, in welche man weit hineinfahren muß, besonders 
für die Bootsbesatzungen von sehr schädlichem Einfluß, In Priok liegen die 
Verhältnisse derart, dafs, so lange man in der äufseren Hälfte des Hafens, je 
weiter nach aufsen, desto besser, liegt, man der frischen See- und Landbriese 
auch ausgesetzt ist, das Verweilen im inneren Hafen und an den Kais zwar 
schädlich, aber besonders das Landen dicht am Bahnhof am steinernen Kai viel 
günstiger als in Batavia ist. Während im inneren Hafen von Priok die Mosquitos 
häufig zu einer grofsen Plage für die Besatzung werden sollen, sind im äußeren 
Hafen die Mosquitonetze entbehrlich. Die Mannschaft hat nicht über Belästigungen 
durch Mosquitos zu klagen gehabt. 
2. Hafenanlagen. Zwischen den Molen liegen auf jeder Seite zwei 
Reihen von Bojen, an denen man vorn und achtern festmacht; meistentheils läfst 
man ‚einen Anker fallen, um sich leichter frei zu hiewen. Ich fand jedoch keine 
Schwierigkeit, weder an die Boje zu gehen, noch den Hafen zu verlassen, ohne 
zu ankern. Die linke Seite beim Einlaufen soll in gesundheitlicher Beziehung 
günstiger liegen als die rechte. S. M. S. „Marie“ lag zwischen den beiden 
äufsersten Bojen der linken Seite, hatte also den besten Platz im Hafen, 
Ann. d. Hydr. ete., 1895, Heft IX.
	        
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