Konkurrenz-Prüfung von Marine-Chronometern im Winter 1894—95, 297
Konferenz, zur Ableitung der für die Güte der Instrumente charakteristischen
Zahlen nur die während der zwölf Dekaden von 1894 November 30. bis 1895
März 30. erhaltenen Gänge verwendet.
Während der ersten beiden Dekaden der Prüfungszeit (1894 November 10,
bis November 30.) wurden die Instrumente allmählich bis auf 30° C erwärmt; während
Jer beiden letzten Dekaden (1895 März 30. bis April 19.) wurde die Temperatur
langsam von 30° C bis auf Zimmertemperatur vermindert. Unter Fortfall dieser
äußersten, hier nicht weiter berücksichtigten Dekaden ergab sich das folgende
vollständig symmetrische Temperaturschema:
Dekade: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 22
Temperatur C: 30° 25° 20° 15° 10° 5° 5° 10° 15° 20° 25° 30°
Der Winter war der Prüfung bei den niedrigen Temperaturen sehr günstig,
es konnten daher letztere fast vollkommen erreicht werden, die niedrigste
überhaupt beobachtete mittlere Tagestemperatur betrug 4,A°, die höchste 31,6°,
Die Schwankungen innerhalb der einzelnen Dekaden hielten sich innerhalb der zu-
lässigen Grenzen; die Mitteltemperaturen der Dekaden konnten bis auf wenige
Zehntheile des Grades dem vorstehenden Prüfungsschema entsprechend hergestellt
werden.
Die aus den Vergleichungen mit den Normaluhren resultirenden Gänge
Jer einzelnen Chronometer wurden zu zehntägigen Gangsummen vereinigt und
die hieraus abgeleiteten mittleren täglichen Gänge in die Kolumne V der an-
liegenden Tabelle eingetragen.
Gleichzeitig mit den Chronometern wurden die beiden Thermochronometer
‘nicht kompensirte Chronometer) Tiede No. 108 und Eppner No. 20 verglichen,
ind es sind die mittleren täglichen Gänge derselben am Fuße der Tabelle an-
gegeben. Unter den Rubriken, welche diese in Sekunden ausgedrückten Werthe
anthalten, folgen alsdann die aus den täglichen Ablesungen der meteorologischen
Instrumente gebildeten Mitteltemperaturen sowie die Extreme der während der
betreffenden Dekade beobachteten mittleren Tagestemperaturen. In der letzten
Reihe sind schließlich die Mittelwerthe der an den Koppe’schen Haarhygro-
metern abgelesenen relativen Feuchtigkeitsgrade im Innern des Prüfungsapparates
angegeben.
In Gemäfsheit der hohen Verfügungen des Herrn Chefs der Admiralität
zom 12. Juli 1889 und vom 3. März 1890, sowie dem Konkurrenz-Ausschreiben
Aer Direktion der Seewarte entsprechend, sollte nach beendeter Prüfung für die
Beurtheilung der Güte der Chronometer das folgende Verfahren in Anwendung“
yebracht werden: sämmtliche Chronometer, soweit sich dieselben überhaupt als
brauchbar für die nautische Praxis erweisen, werden in vier Klassen eingeordnet,
welche durch folgende Prädikate bezeichnet werden:
Klasse 1: „Vorzüglich“
„2: „Sehr gut“
„3: „Gut“
4: „Genügend“,
Für die einzelnen Klassen werden die folgenden Maximalwerthe der die
Fehler der Chronometer zum Ausdrucke bringenden Koefficienten A, B und €
festgestellt:
Klasse 1 2 a
A+2B+C 2,5% 5,05 6,55 10,0%
B 0,75° 1,20° 1,60° 2,50%,
CC 0.088 0.10° 0.12° 0,20°
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Diese Gröfsen A, B und C werden berechnet aus den während der ein-
zelnen Dekaden der symmetrisch vorgenommenen Temperaturprüfung erhaltenen
mittleren täglichen Gängen. Zur Bestimmung der Gröfse A sind die beiden zu
yleichen Temperatur-Dekaden gehörigen täglichen Gänge paarweise zu einem
Mittelwerthe zusammenzufassen (siehe Kolumne VI). Es ist dann die gröfste
vorkommende Differenz der so gefundenen Mittelwerthe gleich A zu setzen.
Bezeichnet ferner B‘ die gröfste Differenz der täglichen Gänge von zwei auf-
ainander folgenden Dekaden, z die Differenz der Temperatur dieser beiden Zeit-
Ann. 4. Hydr. etc., 1895, Heft YIIL