Ja
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1895.
Kontinente — eins der wichtigsten Hülfsmittel für das Studium der
Meteorologie sind, und dafs auch nur eine Unterbrechung dieses Werkes
die Wissenschaft auf das Schwerste schädigen würde.“
(Einstimmig angenommen in der vierten Sitzung der Abtheilung für
Meteorologie, Donnerstag, den 27, September, vormittags. Vorsitzender Herr
F. Erk-München.)*)
Die Strömungen in der Bucht von Biscaya.
Die „Revista General de Marina“, Madrid, Februar 1894, enthält die
Uebersetzung eines in dem „Bulletin de la Societ€ de Geographie commerciale
de Bordeaux“ über die Strömungen in der Bucht von Biscaya erschienenen Artikels,
welcher sich namentlich mit den neueren Untersuchungen über die Existenz der
sogenannten Rennell-Strömung beschäftigt, Herr M. Hautreux hat dann später
in den „Comptes Rendus ete.“ No. 1 (2. Juli 1894) einen Aufsatz veröffentlicht,
welcher die früheren Angaben durch neue Untersuchungen vervollständigt, welche
während eines Winterhalbjahres durch Fischdampfer von Arcachon und durch
Dampfer der „Messageries Maritimes“ angestellt wurden. — Auf beide Veröffent-
lichungen — von der ersteren stand nur die spanische Uebersetzung zur Ver-
fügung — möchten wir im Folgenden etwas näher eingehen.
Die Ansichten über das Auftreten der Rennell-Strömung waren und sind
wohl noch heute getheilt. Korvetten-Kapitän, jetzt Kontre-Admiral Hoffmann
äufsert sich dazu in seiner Abhandlung „Zur Mechanik der Meeresströmungen etc.,“
Berlin 1884, Seite 89, wie folgt:
„Dieser Strom ist früher, als die Gezeitenverhältnisse vor dem Kanal noch
nicht genügend bekannt waren, jedenfalls überschätzt. Aus dem Vertreiben von
Schiffen, welche den Kanal ansteuern wollen, in den Bristol-Kanal und nördlich
davon würde man heute nur auf Ebbe- und Fluthströme schliefsen. Immerhin
liegen Berichte genug vor, welche an einer zeitweisen Versetzung nach NW
auch aufserhalb der Gezeitenströme kaum zweifeln lassen, andererseits ist es wohl
bekannt, dafs man auf eine solche Strömung der Regel nach nicht zu rechnen
hat. Die Nordwestrichtung widerspricht so vollständig den mechanischen Principien,
dafs die Annahme einer stetigen auf eine lange Strecke zu verfolgenden Rennell-
Strömung als ausgeschlossen anzusehen ist etc.“
Auch die deutsche Seewarte vertritt diese Auffassung, da eine solche
Strömung aus den zahlreichen Journalen deutscher Schiffe, welche dem Institut
vorliegen, nicht nachzuweisen ist, Schon in dem 1884 erschienenen „Segelhand-
buch für den Atlantischen Ocean“ ist die Rennell-Strömung überhaupt nicht
erwähnt worden. Dagegen findet sich auf Seite 522 folgende Angabe:
Hinsichtlich der Ansegelung des Englischen, Bristol-, St. Georgs-Kanals etc.
müssen wir auf die speciellen Segelhandbücher für diese Gewässer verweisen.
Wir wollen hier nur noch bemerken, dafs den Journalen der Seewarte zufolge
beim Ansteuern des Englischen Kanals sich viel häufiger eine südliche als eine
nördliche Versetzung konstatirt findet. Für Schiffe, welche den Wind nordwestlich
oder auch nur raum westlich haben, dürfte es, besonders bei einer Bestimmung
nach dem Ordrehafen Falmouth oder bei unsichtigem Weiter rathsam sein, bei
der Aufgabe ihres Steuerkurses eine solche südliche Versetzung in Rechnung zu
ziehen. — Die oben erwähnten Untersuchungen dürften die in Deutschland über
die Existenz der sogenannten Rennell-Strömung herrschende Ansicht lediglich
bestätigen.
Der Verfasser der erstgenannten Arbeit hat folgende Veröffentlichungen
und Erfahrungen einer Prüfung unterzogen, deren Resultat wir hier kurz an-
führen möchten:
1. Die amerikanischen Pilot Charts. Aus der Trift der für die Arbeit
herangezogenen in den Golf eingedrungenen Flaschenposten und Wracks ergiebt
sich, dafs die letzteren, welche häufig beobachtet werden konnten, einen besseren
Anhalt für die Strombestimmung gewähren als die Flaschen, dafs ferner die
1) „Verhandlungen der 66, Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wien“,
24. bis 28. September 1894. Zweiter Theil, I, Hälfte. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, S. 59.