Ueber die täglichen synoptischen Wetterkarten für den Nordatlantischen Ocean.
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Rückseite südlich von Island. Die Analogie beider Fälle blieb während einer
ganzen Woche bis in kleineres Detail hinein in einer Weise gewahrt, wie wir
sie bei der unendlichen Mannigfaltigkeit meteorologischer Erscheinungen sonst
vergebens suchen. Näheren Aufschlufs hierüber giebt die „ Vierteljahrs- Wetter-
Rundschau“.
Aehnliche bogenförmige Bahnen der Minima haben sich bei diesem Isobaren-
typus mehrfach gezeigt. Die grofse Karte führt Ihnen die wichtigsten Zug-
straßsen vor Augen. Der Hauptzug der Minima erfolgt von West nach Ost
oder NO, wobei die Hochdruckgebiete rechter Hand liegen bleiben. Hieraus ist
erklärlich, daß über Europa die Minima in diesem Falle nach NO umbiegen.
Auf der Kartonkarte ist die Häufigkeit der Hauptminima, ohne Theil-
minima, in Procenten der Häufigkeit dargestellt worden. Hiernach gehören die
Hauptminima vorzugsweise den höheren Breiten an, während die Theilminima
nach Süden hin der Häufigkeit nach zunehmen und schon südlich vom 50. Breiten-
grade das entschiedene Uebergewicht gewinnen. Die in unseren Gegenden sehr
bäufig vorkommenden Theildepressionen haben auf den Verlauf unserer Witterungs-
erscheinungen einen so bedeutsamen Einflufs, dafs sie den typischen Gang der-
selben in aufserordentlich hohem Mafse modificiren, ein Umstand, welcher der
Ausübung der Wetterprognose so grofse Schwierigkeiten bereitet.
Die Fortbewegung der wandernden Maxima, welche ebenfalls auf unserer
Karte dargestellt ist, zeigt nicht so viele Unregelmälsigkeiten, wie man bisher
anzunehmen geneigt war. Die Hauptzugstraße der Maxima ist hier, wie auch
bei den meisten anderen Isobaren-Typen nach Ost gerichtet, häufig nach SO
und zuweilen auch nach NO. Bemerkenswerth ist, dafs im Westen und Osten
der Karte die Maxima meist wandernde sind, dagegen auf dem Ocean sie in
stationäre übergehen. Die letzteren, die stationären Maxima, haben für uns
ein ganz besonderes Interesse, indem sie den Witterungserscheinungen der Gegend,
über welcher sie lagern, den Charakter der Beständigkeit aufdrücken. Die Lage
der stationären Maxima ist je nach der Jahreszeit verschieden. Sehr bedeutungs-
voll ist, dafs insbesondere in der Sommerzeit die stationären Maxima auf den
Britischen Inseln (Isobaren-Typen L) am häufigsten auftreten, und dieses ist der
Grund, weshalb die Umschläge zü feucht-kühler Witterung in unseren Sommern
so häufig sind.
Solche Bestrebungen, wie die hier besprochenen, gehen, was ihre praktische
Seite anbetrifft, darauf hinaus, Anhaltspunkte zu gewinnen, wie sich die Auf-
einanderfolge der Witterungserscheinungen auf grofsen Gebieten gesetzmäfsig
gestaltet, und diese praktisch zu verwerthen. Die Erreichung dieses Zieles ist
zwar noch mit fast unübersteigbaren Hindernissen verknüpft, indessen nicht un-
möglich und vielleicht nach absehbarer Zeit wahrscheinlich.
Indem der Vortragende auf das Wesen der im Vorstehenden niedergelegten
Untersuchung näher eingeht, betont er die Wichtigkeit von Untersuchungen
ähnlicher Art und richtet an die versammelten Meteorologen die Aufforderung,
das in den täglichen synoptischen Wetterkarten für den Nordatlantischen Ocean
und der „Vierteljahrs-Wetter-Rundschau“ enthaltene Material zum Gegenstande
eingehender Untersuchung zu machen und fügt hinzu, dafs die genannten Ver-
öffentlichungen auch in materieller Hinsicht eine entsprechende Unterstützung
seitens der Fachmeteorologen oder der Institute derselben nicht erfahren hätten.
Bei dieser Sachlage könne, schliefst der Vortragende, über kurz oder lang die
Frage aufgeworfen werden, ob die in Rede stehenden Veröffentlichungen wirklich
den Werth besäfßen, welchen die Herausgeber für dieselben in Anspruch nehmen,
und er gebe demgemäfs anheim, zu erwägen, ob es nicht zweckmäßig sei, dafs
die gegenwärtige Versammlung ihre Ansicht darüber zum Ausdruck bringe.
Auf Grund dieses Vortrages fafste die Abtheilung für Meteorologie in der
folgenden Sitzung eine Resolution folgenden Wortlauts:
„Die meteorologische Abtheilung der 66. Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte in Wien spricht im Anschlufs an den Vortrag
des Herrn Geheimrath Dr. Neumayer und an andere in den Ab-
theilungssitzungen gehaltene Vorträge die Ansicht aus, dals die
Hoffmeyer’schen, zur Zeit vom Dänischen meteorologischen Institut
und der Deutschen Seewarte herausgegebenen Karten —- die synop-
tischen Karten des Nordatlantischen Oceans und der anliegenden
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