280 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1895.
abnehmend, rasch ostwärts wanderte und sich am 20. von der südlichen Nordsee
nach Ungarn hin erstreckte. Bei den östlichen und zumal südöstlichen Winden
dieser Tage war das Wetter am 18. fast durchweg trocken, am 19. an der
mittleren und östlichen, am 20. an der mittleren Ostseeküste vorwiegend heiter,
doch traten an der Nordsee am 19. und bis zur westlichen Ostsee am 20. viel-
fach starke Regenfälle auf, meist in Begleitung von Gewittern; die Morgen-
jemporaturen stiegen vom 18. bis 20. stetig, an der preufsischen Küste noch bis
zum 21.
Hoher Druck drängte vom 21. bis 23. im Rücken dieser Depression rasch
von der Biscayasee nach und buchtete nach Centraleuropa vor, doch verlagerte
sich der Kern hohen Druckes am 23. nach den Britischen Inseln, so dafs die
zunächst von NW nach SW herumgegangenen Winde wieder nach NW drehten.
Am 24. und 25. beherrschte das Maximum die Britischen Inseln und Frankreich,
während ein Minimum vom Nordischen Meere über Mittelskandinavien und die
südliche Ostsee nach Russland schritt, am 24. an der ganzen Küste, am 25. noch
an der mittleren Ostseeküste von stürmischen westlichen bis nördlichen Winden,
Stärke 8 bis 9, begleitet. Nachdem am 21. und 22. auf dem ganzen Gebiete
irockenes, an der Nordsee vielfach heiteres Wetter geherrscht hatte, traten am
23. und 24. wieder an der ganzen Küste, am 25. östlich von der Oder Regenfälle
auf, am 23. von der Elbe bis zur Oder von ausgebreiteten Gewittern begleitet,
Die Morgentemperaturen fielen unter dem Einfluß der Luftzufuhr aus nördlichen
Richtungen bis zum 25. oder 26. und stiegen dann wieder bis Ende des Monats
and zumal meist stark in den letzten Tagen bei leichten zunächst veränderlichen
and dann südwestlichen Winden.
Nach Vorübergang des Sturmwirbels trat zunächst am 26. und 27. wieder
sehr gleichmäßige Druckvertheilung über Centraleuropa ein, worauf in den letzten
Tagen eine Depression im Nordwesten, ihr Gebiet allmählich südostwärts ausbreitend,
and hoher Druck über Südosteuropa für die Witterung bestimmend wurden. Vom
26. bis 28. war das Wetter, außer an der preufsischen Küste, vorwiegend trocken,
an den beiden ersten Tagen über den mittleren Gebietstheilen vorwiegend heiter,
loch schon am 29, traten wieder Regenfälle von der Nordsee bis zur Oder-Mündung,
am 0 an der ganzen Küste auf, an beiden Tagen von ausgebreiteten Gewittern
begleitet.
Sehr ergiebige, 20 mm übersteigende Niederschläge fielen am 1. zu Greifs-
walder Oie (30), am 2. zu Brunshausen (22), am 15. zu Wittower Posthaus (22),
am 19. und 20. zu Flensburg (29), am 23. zu Leba (33), am 25. zu Neufahr-
wasser (36) und am 30. zu Nesserland (22).
Die Morgentemperaturen lagen in der ersten Dekade, aufser am 3. und 4.,
vorwiegend, am 1., 9. und 10., 20. sowie am 30. überall über den normalen, vom
13. bis 18. sowie vom 24, bis 28. fast durchweg darunter.
In den Monatswerthen war, im Vergleich mit den vieljährigen Mittel-
werthen, der Luftdruck etwas zu hoch, die registrirte Windgeschwindigkeit meist
nicht unerheblich zu niedrig und die Temperatur nahezu normal, während die
Niederschlagsmengen des Monats, durch die ungleiche Vertheilung und Ergiebigkeit
der Gewitterregen bedingt, in verschiedenem Sinne abwichen, insbesondere aber
vielfach erheblich zu grofs ausfielen.
Von den verschiedenen Windrichtungen überwogen an Häufigkeit ihres
Vorkommens meist eine oder mehrere Richtungen aus dem Nordwestquadranten,
doch trat im Osten die NE-Richtung auch mehrfach hervor, und wurde in einigen
Fällen eine ziemlich gleichmäßige Vertheilung der Häufigkeit der Windrichtungen
neobachtet.
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