240 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1895.
Küstentheilen am 17. von ausgedehnten, am 18. von mehr vereinzelten Gewittern
begleitet. Indem am 14, bis 17. ein Minimum vom Skandinavischen Meer über
Jütland nach Norddeutschland gelangte und ein anderes am 16. bis 19. von der
Adria her über Ungarn und Norddeutschland nach Belgien schritt, war ganz
Centraleuropa am 16. bis 20. von einem grofsen Depressionsgebiet bedeckt. Am
18, war der Luftdruck in Deutschland besonders niedrig, dann stieg das Baro-
meter langsam, die Luftdruckunterschiede glichen sich allmählich aus, und es
bildete sich wieder eine mehr gleichmäfsige und veränderliche Luftdruckvertheilung
heraus, bei welcher am 21. an der preufsischen, am 22. an der Ostsee und am
23. bis 25. an der ganzen Küste ausgedehnte Nebel auftraten. Auf der Rück-
seite des von Jütland hereinbrechenden Minimums waren bei hohem Druck im
Westen starke nordwestliche Winde zur Entwickelung gelangt, welche eine starke
Abkühlung herbeiführten, und blieb das Wetter während der ganzen Zeit, aufser
im äufsersten Osten, andauernd kühl.
In den letzten Tagen vom 27. bis 31. wurde die Küste von einem Hoch-
druckgebiet beherrscht, dessen Kern von Grofsbritannien über Centraleuropa nach
Südosteuropa schritt, Auf der Rückseite des Maximums stieg die Temperatur
am 30. und 31. bei fast überall heiterem Wetter und leichten meist südöstlichen
und östlichen Winden und erreichte am letzten Monatstage in den westlichen
Gebietstheilen ihre höchsten Werthe. Am Abend des 31. jedoch standen die
Nordsee und westliche Ostsee unter dem Einflufßs einer im Rücken des Maximums
heranschreitenden Depression, und fanden hier weitverbreitete Gewitter mit
geringen Niederschlägen statt.
Nur vereinzelt traten nach den Schätzungen der Beobachter an den Signal-
stellen stürmische Winde auf, und zwar am 15. in Brake (NW 8), am 16. in
Borkum (NNW 8 bis 9), am 17. in Brüsterort (SE 8) und am 18. auf Greifs-
walder Oie (E 8). }
Sehr ergiebiger, 20 mm übersteigender Niederschlag wurde beobachtet
am 15. in Travemünde (20,4) und in Kiel (20,3), am 22, in Colbergermünde (34,8)
und am 23, in Neufahrwasser (20,8).
In den Monatswerthen waren Luftdruck und Temperatur zu hoch, die
registrirte Windgeschwindigkeit meist erheblich zu niedrig, während die Nieder-
schläge, durch die Gewitter bedingt, verschiedenartige Abweichungen von den
Normalwerthen hatten.
Von den Windrichtungen traten zumal die nordöstlichen und östlichen,
stellenweise und meist in zweiter Linie die nordwestlichen durch ihre gröfsere
Häufigkeit hervor.
Berichtigungen
zum
„Bericht der Deutschen Seewarte über das Ergebnifs der magnetischen Beobachtungen ete.“,
Annalen 1895, Mai.
S, 174, Z. 26 yv. u., lies: „0,18006“ statt 0,18066.
S. 177, Zeilen 18, 20, 23, 25 v. o., lies: „Juni“ statt Januar,
S. 177, Zeilen 21 und 31 v. o., lies: „Kiswere“ statt Kiswore,
S. 177, Z. 9 v,. u., lies: „39° 17,7“ statt 39° 7,7‘
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