Die Ansegelung von Para und die Wasserstrafse des Amazonenstromes, 15
Wenn das Schiff 8 oder 9 Faden (14/2 bis 16!/ m) lothet und kein Land
in Sicht ist, oder wenn das Land ziemlich entfernt zu sein scheint, so steht es
östlich von Salinas und nahe bei Caite-Bai, dem gefährlichsten Theil der Küste
zwischen‘ Salinas und San Joad. Es sollte dann unverzüglich vom Lande ab-
halten, selbst wenn die nächste Lothung bei weiterer Annäherung an Land eine
Tiefe von 12 oder 13 Faden (21 bis 24 m) ergeben sollte. Es ist durchaus
aothwendig, daß diese Warnung befolgt wird, besonders in der trockenen Jahres-
zeit, etwa von August bis Dezember. Während der trockenen Jahreszeit ist das
Land von Dunst bedeckt, verursacht durch Sandtreiben, und kann zu Zeiten nur
bei einem Abstande von 5 bis 6 Meilen gesehen werden. Während der nassen
Jahreszeit dagegen kann das Land auf einen Abstand von 16 Meilen gesehen
werden. Das unterscheidende Merkmal von Salinas ist neben dem Leuchtthurm
der weiße Sandstrand, aber es mul bemerkt werden, dafs Salinas, Falsas und
die Inseln: im Hintergrunde der Caite-Bai ebenfalls einen weifsen Sandstrand
haben; aber das eigentliche Salinas hat einen viel höheren Strand und niedrige
Sandhügel, und gerade westwärts, wo das Dorf liegt, ist wenig oder kein Strand
— nur hier und da ein Flecken weißen Sandes.
Wenn ein Schiff Salinas-Feuer ausgemacht hat, wird es in der Regel
raumen oder ganz achterlichen Wind bis zum Feuerschiff und den Fluß hinauf
haben. Wenn es Lootsensignale macht, sollte es nicht nur vom Flackerlicht
Gebrauch machen, sondern gelegentlich auch von einer Rakete. Kein Schiff
sollte ohne Lootsen nachts auf das Feuerschiff oder den Kanal lossteuern, und
selbst mit einem Lootsen an Bord ist es besser, das Tageslicht abzuwarten, be-
sonders wenn der Lootse noch jung in seiner Stellung ist. Es wird nichts da-
durch gewonnen, dafs das Schiff ohne Lootsen fährt, denn die volle Lootsen-
gebühr muß in jedem Falle gezahlt werden. Wenn das Schiff aber ohne Lootsen
weiter mul, sollte es nicht vor 4 Uhr morgens die Fahrt nach dem Feuerschiff
beginnen. Man ist dann im Stande, bei aufgehender Sonne sich des Schiffsortes
zu vergewissern. Ehe man das Salinas-Feuer aus Sicht verliert, sollten ver-
schiedene Peilungen des Feuers genommen sein, um den Abstand des Schiffes vom
Lande ganz sicher zu bestimmen, und bei den abgesetzten Kursen muß je nach
Ebbe oder Fluth der nöthige Spielraum gegeben werden. Die Fluth wird das
Schiff ein wenig nordwärts versetzen, die Ebbe südwärts.
Wenn das Schiff dwars ab vom ersten Feuerschiff angekommen ist, kann
es seinen Kurs durch den Dentro-Kanal in 10 bis 14 Faden (18 bis 25'/2 m) auf
das zweite Feuerschiff absetzen, das 16 Meilen vom ersten entfernt ist. Bei
Tage werden die Brecher auf der Braganca-Bank an B.B. des einlaufenden
Schiffes eine gute Führung sein. Dicht an der Kante dieser Bank sind 5 Faden
(9 m) Wasser.
Wenn man vom ersten Feuerschiff ab 10 Meilen gemacht hat, ist man frei
von allen Gefahren im Norden und kann mit Sicherheit bis nach Collares laufen
in 7 bis 8 Faden (13 bis 14!/2 m). Sollte hier Ebbe laufen und zu stark für
das Schiff sein, so kann man auf dieser Flußstrecke irgendwo ankern, indem man
etwas östlich hält, bis in 6 Faden (11 m) Wasser,
. Von Collares bis Chapgo Virado wird man in 10 bis 14 Faden (18 m bis
2514 m) Wasser hinaufgehen und Sorge tragen, von dem „Corsa Secca“ klar zu
bleiben, der westlich liegt und in dessen unmittelbarer Nähe 15 bis 16 Faden
(27'/ bis 29 m) Wasser sind. Andererseits, wenn man auf dieser Strecke in
5 oder 7 Faden (11 bis 13 m) Wasser geräth, ist man zu weit östlich und thut
besser, in tieferes Wasser zu holen, 10 oder 12 Faden (18'/2 bis 22 m).
Chapeco Virado ist jetzt ein festes rothes Feuer; es war beabsichtigt, das
Chapco Virado-Feuer in ein weißes umzuändern, aber das rothe besteht noch
(Dezember 1894). Wenn man Chapeo Virado in einem Abstande von 1'/2 Meilen
passirt, wird bald darauf die Mosqueiro-Ladebrücke sichtbar. Bekommt man
diese in die Peilung SOzS, so kann man ohne Gefahr auf einem Südkurse auf
die Sant’ Antonio-Bai lossteuern, wo man entweder ankern und auf einen Lootsen
aus der Stadt warten oder sich selber am Lande entlang weiterlootsen kann.
Die hauptsächlichsten Gefahren von der Sant’ Antonio-Bai bis zum Ankerplatz
gegenüber der Stadt sind jetzt ziemlich gut durch Bojen und Baken bezeichnet,
und wenn die Flußkarte an Bord benutzt wird, bietet dieser Theil keine
Schwierigkeiten mehr.