206 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1895.
Der größte Tiefgang, mit dem ein Dampfschiff, und zwar im Dezember, in den
Hafen kam, war 19 Fufs 8 Zoll.
Von den 93 Segelschiffen, welche im Berichtsjahre Port Natal besuchten,
gelangten 89 mit einem durchschnittlichen Tiefgang von 14 Fuß gleich mit der
nächsten Fluth in den Hafen, während nur vier, deren Tiefgang im Mittel 16 Fufs
war, einen Tag und in einem Falle zwei Tage draufsen zu warten hatten, ehe
sie die Barre passiren konnten. Der gröfste Tiefgang bei den eingekommenen
Seglern war 20 Fuß 6 Zoll engl.; Ankunft des betreffenden Schiffes im
November 1893.
Reise der deutschen Bark „Mona“ von Rangun nach Rio de Janeiro.
Bericht des Kapt. C. FESENFELDT.
Nachdem wir in Rangun eine Ladung von 27060 Sack polirtem Reis
eingenommen hatten und durch einen Dampfer den Fluß hinuntergeschleppt
worden waren, verliefsen wir am 3. März 1894 um 2 Uhr morgens, mit Land-
briese aus NNW, bei Hochwasser unsern Ankerplatz unweit der Lootsenbrigg.
Der Wind nahm bald ab, und als die Fluth uns entgegenkam, stoppten wir
Jieselbe vor einem Wurfanker. Es war taube Gezeit, sonst dürfte ein Wurf-
anker schwerlich gehalten haben. In der Folge war der leichte Wind vor-
herrschend südwestlich und westlich und wurde nur ganz allmählich raumer;
wir steuerten damit für den Zehngrad-Kanal und überschritten 10° N-Br in
92,9° O-Lg am 10. März. Bis zum 13. in 8° N-Br und 91° O-Lg war es
immer sehr flau; an diesem Tage hatten wir morgens um 6'/2 Uhr ein heftiges
Gewitter, wobei eine in der Auflösung begriffene Wasserhose nahe hinter dem
Heck des Schiffes passirte. Dieselbe hatte etwa 8 m Durchmesser, zog nach
westlicher Richtung, und schien der Wasserstaub sich mit dem Zeiger der Uhr
zu drehen. Nach dem Gewitter frischte der Wind auf und war in den nächsten
Tagen meistens ENE. In 4° N-Br wurde es jedoch wieder flauer, und das
Wetter wurde schaurig mit häufigen Gewitterböen; auch beobachteten wir schon
südliche Dünung. Mit ganz leichtem Nordwind passirten wir am 21. März nach
18tägiger Fahrt die Linie in 87,4° O-Lg.
Jenseits der Linie frischte der Westmonsun allmählich auf, womit wir
südwärts steuerten. Am 28. März mittags befanden wir uns in 11,8° S-Br und
89° O-Lg; der Wind war WSW 6 bis 7, das Barometer war seit dem Tage
vorher um 3 mm gefallen und die südliche Dünung, welche wir schon von
1° N-Br an bemerkt, hatte so zugenommen, dafs ich eine Cyklone im Südosten
vermuthete, weshalb ich beidrehen liefls, um derselben Zeit zu geben, sich zu
antfernen. Das Barometer fiel dann noch um 2 mm bis 4*p, zu welcher Zeit
3s bei WzS 7 auf 754 mm (unred.) stand. Im Laufe der Nacht drehte sich der
Wind, dessen Stärke auch in den Böen 8 nicht überschritt, weiter und war um
Mitternacht NW, um Mittag den 29. in 12,3 S-Br und 894° O-Lgy Nord und
bis zur Stärke 5 abgeflaut; zugleich war das Barometer bis auf 758,5 mm
gestiegen. Wir hielten dann ab, doch konnten wir zunächst wegen der hohen
Südwestsee nur wenige Segel führen, und machte das Schiff deshalb keine Fahrt.
Am folgenden Tage, in 13,2° S-Br und 888° O-Lg, war der Wind schon SE
und wurde so zum Passat. Es wäre mir sehr interessant zu wissen, welchen Weg
die Cyklone eingeschlagen hat. Nach der hohen Südsüdost-Dünung zu urtheilen,
welche wir am 31. März und am 1. April beobachteten, scheint sie schon bald
amgebogen zu sein; doch habe ich weiter keinen Anhalt, dies zu entscheiden. !)
Der Passat wehte anfänglich frisch, wurde aber, nachdem 20° S-Br über-
schritten worden war, flauer, und vom 12. zum 13. April, in 23,9° S-Br und
56,7° O-Lg, erfolgte das erste Umlaufen des Windes, welches jedoch rasch von
statten ging. Später drehte sich der Wind entgegengesetzt, durch Ost nach SE
i) Unter den bisher bei der Seewarte eingegangenen Journalen ist keines, welches Beob-
achtungen über diese Cyklone enthält, weshalb deren Bahn wenigstens zur Zeit noch nicht des
Näheren festgestellt werden kann.