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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1895.
wird mit Ausnahme von Zeiten, wo ein Orkan weht. Als eine vorläufige
Erklärung hat man die Hypothese aufgestellt, dafs während der naturgemäfsen
Ausbreitung der Schallwellen einige von diesen eine solche krummlinige Richtung
nehmen können, dafs sie die Oberfläche des Wassers in einer entgegengesetzten
Richtung treffen und auf die Weise nach dem Orte des Schallgebers zurückreflektirt
werden. Soweit Prof. Henry.
Meine fortgesetzten, hier mitgetheilten Studien über Nebelsignale sind
wesentlich theoretisch. Auf Grundlage der in der ersten Abhandlung gegebenen
Formeln habe ich die sogenannte normale Fortpflanzung des Schalles eingehender
untersucht und die Verhältnisse erleuchtet durch numerische Beispiele mit ver-
schiedenen meteorologischen Konstanten.
Darauf habe ich den Gang der Schallstrahlen studirt unter der Voraus-
setzung, dafs man mit zwei Luftschichten zu thun habe, jede mit ihrer vertikalen
Vertheilung der Temperatur, der Feuchtigkeit und der Geschwindigkeit des
Windes. Durch eine Reihe von Beispielen, aus verschiedenen meteorologischen
Luftzuständen herbeigeholt, habe ich gesucht, diese Verhältnisse zur Darstellung
zu bringen, so dafs es möglich sein wird, die Ergebnisse der Theorie mit den
Ergebnissen aus den oben angeführten Beobachtungen und anderen derselben
Art zu vergleichen.
A. Die normalen Hörweiten.
In meiner ersten Abhandlung!) habe ich gezeigt, dafs die Schallstrahlen
Kreise werden, alle durch die Schallquelle gehend, wenn die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit des Schalles sich gleichförmig mit der Höhe ändert in der in
Betracht kommenden Luftschicht und gleich rasch in allen deren Vertikal-
linien. Ist die Aenderung der Temperatur At°, die Aenderung des Dunstäruckes
Ae mm und die Aenderung der Windgeschwindigkeit Aw Meter per, Sekunde,
alles für eine Erhebung von einem Meter, At und Ae positiv gerechnet für
eine Abnahme, Aw für einen Zuwachs mit der Höhe, so liegen die Centra
sämmtlicher Kreise, welche die Schallstrahlen vorstellen, auf einer und derselben
geraden horizontalen Linie, deren Vertikalabstand von der Schallquelle, positiv
nach oben gerechnet, in Metern
1
Y = 3%
wok = a84t-+bde—cd4weosp
2 — 0,0009175, b = 0,0001243, c = 0,001506
alle positiv und p der Winkel (Azimuth) zwischen der in Betracht kommenden
Vertikalebene und der Vertikalebene durch den Schallgeber und die Windrichtung,
von Lee aus gerechnet.
Ist die Höhe der Schallquelle über dem Meere = h Meter, die Höhe des
Ohrs = z Meter, der Halbmesser des Grenzstrahls, welcher den Horizont
tangirt. = R, so hat man (Fig. 4, Seite 90 der ersten Abhandlung)
BRB=22+h
und die Hörweite
Xı = VRR + VRR
X: = V/@1+DBh + VCen+2h—7ı
Da h und z immer klein und % immer sehr grofs ist, kann man mit
genügender Genauigkeit das erste Glied unter beiden Wurzelzeichen gleich 2%
setzen und bekommt die bequemere Form
& Va Vz _ Vh+yz
Vk VE Vx
Die Grenze des Schallschattens im Niveau z und im Azimuth p wird also
ausgedrückt durch die Polargleichung
X, —
il) Diese Annalen, 1892, S. 89 bis 92.