Segelanweisung für die Moa-Bai.
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Der kegelförmige Kilulu ist der höchste Berg der Gegend, von allen
Seiten sichtbar und eine nicht zu verkennende Landmarke. Der bewaldete Gipfel
zeigt eine sattelförmige Senkung und südlich von dieser einen hervortretenden
Baum. Der Berg liegt in W%4N 5 Sm Abstand von Ras Kungunganda und ist
255 m hoch (über Hochwasser). (In der englischen Seekarte ist Ras Kungunganda
irrthümlich Ras Mkadini genannt worden; Mkadini heilst ein anderes südlicher
gelegenes Kap.) Im Süden schließt sich die Kirimba - Hügelkette an den
Kilulu an.
Moa ist ein größeres unmittelbar am Strande gelegenes Dorf von etwa
500 Einwohnern und der Marktplatz der Umgegend. Vor demselben befindet
sich eine gute Anlegestelle für Dhaus. Die Mangroven sind vor dem Dorfe zwar
abgehauen, jedoch noch meterlange Stümpfe davon stehen geblieben, so daßs man
beim Landen mit Booten vorsichtig sein muß. Der Ort ist an der West- und
Südseite von einer Steinmauer, an der Nordseite von einem Pallisadenzaun um-
geben, nach See zu dagegen offen. Unmittelbar am Strande liegt das Zollhaus,
ein kleines zweistöckiges Gebäude, das am Südende einen niedrigeren Anbau
hat. Es ist das einzige steinerne Haus im Ort, ziemlich weit von See aus sichtbar
and giebt eine sehr gute Ansteuerungsmarke ab. Wie es in dieser Gegend bei
allen Dörfern üblich ist, so ist auch hier der Raum innerhalb der Mauern mit
Kokospalmen bepflanzt. Ein Brunnen ist vorhanden, das Wasser jedoch schlecht
und für Europäer auf die Dauer schwerlich geniefsbar. Die Eingeborenen selbst
holen ihr Wasser lieber aus Löchern und Pfützen in der Nähe. Der Ort liegt
überhaupt sehr niedrig und ungesund für Europäer. An Lebensmitteln ist aufser
Ziegen, Schafen, Hühnern und Eiern wenig vorhanden. Fische werden nur
spärlich gefangen, von Früchten sind hin und wieder Bananen zu haben.
Die Einwohner gehören meist dem Wassegeju-Stamme an, aufserdem sind
drei oder vier indische Händler ansässig. Der einzige am Ort befindliche Araber
ist als Akida (Dorfschulze) vom Kaiserlichen Gouvernement eingesetzt. Zu seiner
Unterstützung hält sich dieser einen eigenen Askari (Soldat oder Polizist); bei
feierlichen Gelegenheiten bewaffnen sich beide mit alten Gewehren. Der Akida
ist dem Bezirkshauptmann zu Tanga unterstellt und schickt schwere Verbrecher
zur Aburtheilung dahin; im Uebrigen regiert er Moa und Umgegend in
patriarchalischer Weise,
Das Zollhaus befindet sich erst im Bau, und ein Zollamt ist noch nicht
eingerichtet. Zur Zeit werden nur geringe Mengen von Mtama und Kautschuk
nach Tanga ausgeführt, doch erwarten die indischen Händler nach Eröffnung des
Zollamts eine wesentliche Zunahme.
Die Eingeborenen der Küstendörfer gehören fast durchweg zum Stamme
der Wassegeju, weiter landeinwärts wohnt der Wadigo-Stamm, In den gröfseren
Dörfern wohnen einige indische Händler, Araber sind in geringer Zahl auf Einzel-
höfen (Schamba) ansässig, bilden aber unbestritten die herrschende Klasse, Da
die Gegend fortwährenden Ueberfällen durch Massai-Horden ausgesetzt ist, so
sind sowohl alle Dörfer wie auch die Höfe der Araber mit Steinmauern oder
Pallisaden befestigt. Die Befestigung ist fast immer in Form eines Quadrats
oder Rechtecks angelegt. Vor fünf oder sechs Jahren sollen die letzten Reste
der früher beträchtlichen Rindviehherden von den Massais geraubt worden sein.
Die Wadigo gewinnen Kautschuk aus einer Liane, die jedoch erst in einer Ent-
fernung von acht Stunden von der Küste vorkommt.
Ansteuerung.
Solange die Seekarten noch nicht vollständig sind, erreichen Schiffe die
Moa-Bai am sichersten, wenn sie von der Tanga-Bai aus den Weg zwischen der
Küste und den vorgelagerten grofsen Korallenriffen wählen, wo sie ein gutes
klares Fahrwasser finden; die Ostküsten der Inseln Ulenge und Kuale sind frei
und können in einem Abstande von ungefähr 1 Sm passirt werden. Nördlich
von Kuale erblickt man die Einfahrt der Mansa-Bai. (Diese Bai bietet gute
Ankerplätze.)
Von hier ab ist es gerathen, einen etwas größeren Abstand vom Lande
zu nehmen, etwa 1,5 Sm, da das Küstenriff der Halbinsel Gomani an einer Stelle
bis auf eine Seemeile vorspringt. Die seewärts gelegenen Riffe sind durch die
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