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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Segelanweisung für die Moa-Bai. 
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Der kegelförmige Kilulu ist der höchste Berg der Gegend, von allen 
Seiten sichtbar und eine nicht zu verkennende Landmarke. Der bewaldete Gipfel 
zeigt eine sattelförmige Senkung und südlich von dieser einen hervortretenden 
Baum. Der Berg liegt in W%4N 5 Sm Abstand von Ras Kungunganda und ist 
255 m hoch (über Hochwasser). (In der englischen Seekarte ist Ras Kungunganda 
irrthümlich Ras Mkadini genannt worden; Mkadini heilst ein anderes südlicher 
gelegenes Kap.) Im Süden schließt sich die Kirimba - Hügelkette an den 
Kilulu an. 
Moa ist ein größeres unmittelbar am Strande gelegenes Dorf von etwa 
500 Einwohnern und der Marktplatz der Umgegend. Vor demselben befindet 
sich eine gute Anlegestelle für Dhaus. Die Mangroven sind vor dem Dorfe zwar 
abgehauen, jedoch noch meterlange Stümpfe davon stehen geblieben, so daßs man 
beim Landen mit Booten vorsichtig sein muß. Der Ort ist an der West- und 
Südseite von einer Steinmauer, an der Nordseite von einem Pallisadenzaun um- 
geben, nach See zu dagegen offen. Unmittelbar am Strande liegt das Zollhaus, 
ein kleines zweistöckiges Gebäude, das am Südende einen niedrigeren Anbau 
hat. Es ist das einzige steinerne Haus im Ort, ziemlich weit von See aus sichtbar 
and giebt eine sehr gute Ansteuerungsmarke ab. Wie es in dieser Gegend bei 
allen Dörfern üblich ist, so ist auch hier der Raum innerhalb der Mauern mit 
Kokospalmen bepflanzt. Ein Brunnen ist vorhanden, das Wasser jedoch schlecht 
und für Europäer auf die Dauer schwerlich geniefsbar. Die Eingeborenen selbst 
holen ihr Wasser lieber aus Löchern und Pfützen in der Nähe. Der Ort liegt 
überhaupt sehr niedrig und ungesund für Europäer. An Lebensmitteln ist aufser 
Ziegen, Schafen, Hühnern und Eiern wenig vorhanden. Fische werden nur 
spärlich gefangen, von Früchten sind hin und wieder Bananen zu haben. 
Die Einwohner gehören meist dem Wassegeju-Stamme an, aufserdem sind 
drei oder vier indische Händler ansässig. Der einzige am Ort befindliche Araber 
ist als Akida (Dorfschulze) vom Kaiserlichen Gouvernement eingesetzt. Zu seiner 
Unterstützung hält sich dieser einen eigenen Askari (Soldat oder Polizist); bei 
feierlichen Gelegenheiten bewaffnen sich beide mit alten Gewehren. Der Akida 
ist dem Bezirkshauptmann zu Tanga unterstellt und schickt schwere Verbrecher 
zur Aburtheilung dahin; im Uebrigen regiert er Moa und Umgegend in 
patriarchalischer Weise, 
Das Zollhaus befindet sich erst im Bau, und ein Zollamt ist noch nicht 
eingerichtet. Zur Zeit werden nur geringe Mengen von Mtama und Kautschuk 
nach Tanga ausgeführt, doch erwarten die indischen Händler nach Eröffnung des 
Zollamts eine wesentliche Zunahme. 
Die Eingeborenen der Küstendörfer gehören fast durchweg zum Stamme 
der Wassegeju, weiter landeinwärts wohnt der Wadigo-Stamm, In den gröfseren 
Dörfern wohnen einige indische Händler, Araber sind in geringer Zahl auf Einzel- 
höfen (Schamba) ansässig, bilden aber unbestritten die herrschende Klasse, Da 
die Gegend fortwährenden Ueberfällen durch Massai-Horden ausgesetzt ist, so 
sind sowohl alle Dörfer wie auch die Höfe der Araber mit Steinmauern oder 
Pallisaden befestigt. Die Befestigung ist fast immer in Form eines Quadrats 
oder Rechtecks angelegt. Vor fünf oder sechs Jahren sollen die letzten Reste 
der früher beträchtlichen Rindviehherden von den Massais geraubt worden sein. 
Die Wadigo gewinnen Kautschuk aus einer Liane, die jedoch erst in einer Ent- 
fernung von acht Stunden von der Küste vorkommt. 
Ansteuerung. 
Solange die Seekarten noch nicht vollständig sind, erreichen Schiffe die 
Moa-Bai am sichersten, wenn sie von der Tanga-Bai aus den Weg zwischen der 
Küste und den vorgelagerten grofsen Korallenriffen wählen, wo sie ein gutes 
klares Fahrwasser finden; die Ostküsten der Inseln Ulenge und Kuale sind frei 
und können in einem Abstande von ungefähr 1 Sm passirt werden. Nördlich 
von Kuale erblickt man die Einfahrt der Mansa-Bai. (Diese Bai bietet gute 
Ankerplätze.) 
Von hier ab ist es gerathen, einen etwas größeren Abstand vom Lande 
zu nehmen, etwa 1,5 Sm, da das Küstenriff der Halbinsel Gomani an einer Stelle 
bis auf eine Seemeile vorspringt. Die seewärts gelegenen Riffe sind durch die 
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