Mohn: Studien über Nebelsignale.
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mindern, während die beobachtete Wirkung in einigen Fällen mehrere Hundert
Procent beträgt. Die Ursache ist vielmehr eine Aenderung in der Richtung
der Fortpflanzung des Schalles. Ein Schall, der mit dem Winde geht, wird
gebrochen oder gebogen gegen die Erde hinab, während ein Schall, der gegen
den Wind geht, aufwärts geworfen wird und über den Kopf des Beobachters
geht, so daß er in einem gröfseren Abstand in einer Höhe von mehreren Hundert
Fuß hörbar ist, an der Erdoberfläche aber nicht hörbar.
4. Obgleich als allgemeine Regel der Schall weiter gehört wird, wenn
er mit dem Winde geht, als wenn er gegen den Wind geht, giebt es doch Fälle,
in welchen der Schall am weitesten gegen den Wind gehört wird. Es ist nach-
yewiesen worden, dafs diese Erscheinung von einem herrschenden Oberwind
bedingt ist, welcher gleichzeitig weht in einer dem Unterwind an der Erdoberfläche
entgegengesetzten Richtung. Diese Oberwinde sind keine Gedankenversuche,
für die Erklärung des Phänomens erfunden, sondern wirkliche Zustände, bewiesen
durch ‚die bei den Versuchen bei Sandy Hook im Jahre 1874 durch Ballons
gemachten Beobachtungen, und-aus der wirklichen Bewegung der (oberen) Luft
(aus SW) während Nordoststürmen au Stationen an der Küste von Maine.
5. (Von Nebeltrompeten.)
6. (Nebel, Schnee, Hagel, Regen macht keinen Unterschied in der
Hörbarkeit des Schalles. Die Sirene ist der kräftigste Schallgeber.)
7. Der Schallschatten schrumpft zusammen hinter hervorstehendem Land
oder Gebäuden.
8. Es ereignet sich oft auf einem Schiffe, das sich von einer Station
entfernt, dafs der Schall plötzlich aufhört an einem Punkte des Kurses und dann,
nach Ausbleiben während einiger Zeit, wieder in einem gröfseren Abstand gehört
wird, um sich dann allmählich abzuschwächen mit der Zunahme der Entfernung.
Diese Erscheinung wird nur dann beobachtet, wenn der Schall gegen den Wind
geht, und wird hergeleitet aus der Brechung der Schallwelle aufwärts, 8o da(s
sie über den Kopf des Beobachters geht, diesen Gang aufwärts fortsetzt, bis sie
fast die obere Grenzfläche des Windstroms erreicht, dann abwärts gebrochen
wird, so dafs der Schall wieder gegen die Erde gesendet wird. Oder man könnte
sich die Wirkung dadurch hervorgebracht denken, dafs eine Art von Schall-
schatten, von Refraktion herrührend, sich allmählich in einem größeren Abstande
zusammenschliefst, durch die Ausbreitung der Schallwelle nach beiden Seiten
nahe an der Erde in einer von der Brechung aufwärts unabhängigen Richtung.
Eine andere Erklärung könnte darin gefunden werden, dafs aller Wahrscheinlichkeit
nach die tieferen Schichten der Schallstrahlen so gebrochen werden, dals die
Strahlen eine schlangen- oder wellenförmige Linie bilden. Ein solcher Schlangen-
lauf würde das Resultat sein von aufeinander folgenden Lagen mit ungleicher
Geschwindigkeit in einem dem Schall entgegengesetzten Winde, welcher an und
nahe an der Erdoberfläche geschwächt worden ist, in der Höhe‘ von einigen
hundert Fuß ein Maximum von Geschwindigkeit erreicht und.dann in gröfseren
Höhen an Geschwindigkeit einbüßt wegen. der Friktion des Luftstroms gegen
einen oberen Gegenstrom oder ruhende Luft. In einigen Fällen ist das Phänomen
aus einer von diesen Ursachen abzuleiten, in anderen aus allen zusammen. Dafs
es nicht von einer sperrenden oder schirmenden Wirkung eines anomalen
Zustandes der Atmosphäre herrührt, geht aus der Thatsache hervor, dafs‘ ein
Schall, welcher in der entgegengesetzten Richtung geht, durch den sogenannten
lautlosen Theil ohne Hinderung hindurchkommt. Es ist nach allen Beob-
achtungen wahrscheinlich, dafs in allen Fällen der Brechung des Schalls, wenn
er gegen den Wind geht, er strebt nach der Erde herabzukommen durch die
naturgemäfse Ausbreitung des Schalles, ;
9. Eine merkwürdige Erscheinung ist gefunden worden, welche sich in
allen Arten von Wetter zeigt, in Regen, Schnee und dichtem Nebel und welche
man das Luft-Echo genannt hat. Sie besteht in einem deutlichen Echo, scheinbar von
einem Raum nahe am Horizont von einem Umfang von 15 bis 20 Graden in Azimuth,
gerade in der Verlängerung der Achse der Trompete herkommend. Die Stärke
dieses Echos hängt von der Stärke und Quantität des erzeugenden Schalles ab
and ist daher am gröfßsten bei der Sirene, Es kann nicht dem zufälligen Dasein
eines flockigen Theils der Atmosphäre zugeschrieben werden, auch nicht der
Reflexion an den Wellenkämmen, wie man zuerst glaubte, indem es immer gehört