Magnetische Beobachtungen in dem deutschen Küstengebiete im Jahre 1894,
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wurde. Die Beobachtungen stimmten untereinander sehr gut überein, Der Ort
der Beobachtung war nahe bei dem trigonometrischen Punkt Mulinuu., .
Wenn auch die vorstehenden Beobachtungen nur eine verschwindend
kleine Anzahl darstellen, wenn verglichen mit den magnetischen Arbeiten in
überseeischen Orten fremder Marinen, namentlich jener der französischen Kriegs-
fahrzeuge, so liefern sie immerhin einen dankenswerthen Beitrag zur Kenntnifs
der magnetischen Deklination. Es kann wohl nicht oft genug darauf hingewiesen
werden, wie wichtig es ist, dafs magnetische Bestimmungen in fremden Welt-
theilen von der gröfsten Bedeutung für die Entwickelung unserer Kenntnisse
von den magnetischen Verhältnissen der Erde sind und dafs namentlich seitens
der Fahrzeuge der Kriegsmarinen jede Gelegenheit wahrgenommen werden sollte,
die noch bestehenden Lücken durch ‚gute, zuverlässige Beobachtungen aus-
zufüllen. . Dr. N.
Ballonfahrten in die Region der Cirruswolken.
Die Höhenbestimmungen der leichten Federn und Schleier, die sich
hoch über allen übrigen Wolken am Himmel zeigen und deren Beobachtung wir
das Meiste verdanken, was wir über die höheren Luftschichten wissen, bewegen
sich zum gröfsten Theile zwischen 4000 und 10000 m. Als mittlere Höhe der
Cirrus- sowohl als der Cirrostratuswolken haben Ekholm und Hagström 9000 m
gefunden; Vettin fand als mittlere Höhe seines „oberen Cirrus“ 7200 m. Bis
in solche Höhen vorzudringen, ist es aber dem Menschen bisher nur ausnahms-
weise und nur unter grofser Lebensgefahr möglich gewesen. Die Gefahr besteht vor
Allem in der sogenannten Bergkrankheit, die beim Luftschiffer allerdings erst in viel
größeren Höhen aufzutreten pflegt als beim Bergsteiger, aber gerade ihm, wenn er
die Herrschaft über den Ballon verliert und willenlos in noch gröfsere Höhen geführt
wird, verhängnifsvoll werden kann. Die Berg- oder besser Höhenkrankheit besteht
in Herzklopfen, Kopfschmerz, Schwindel, Uebelkeit, Athemnoth und vor Allem
Ermattung, Schläfrigkeit und schließlich Ohnmacht. Sie ist, wie die Erfahrung
und auch neuere Experimental-Untersuchungen lehren, das Produkt des Zu-
gammenwirkens von körperlicher Anstrengung und der ungenügenden Sauerstoff-
zufuhr in der verdünnten Luft;!) unterstützt wird sie ferner durch die Kälte der
grofsen Höhen, da diese ja allein schon unbezwingbare Schläfrigkeit und Erstarrung
der Glieder hervorzubringen vermag. Es ergiebt sich daraus das dreifache Mittel
zu ihrer Verhütung: Athmung mitgenommenen Sauerstoffes, Schonung der Kräfte
und Schutz gegen die Kälte. Um aber diese Mittel passend anwenden zu können,
dazu gehört grofse Ruhe, Umsicht und Energie, wie sie. nur längere Erfahrung
bei guter Naturanlage giebt.
Bei den beiden höchsten Fahrten, welche vor 1894 ausgeführt worden sind,
haben sich diese Gefahren als sehr ernst erwiesen,
Beim Aufstiege, den der berühmte englische Meteorologe Glaisher mit
dem Luftschiffer Coxwell am 5. September 1862 von Wolverhampton aus machte,
wurde dem Ersteren beim schnellen Aufsteigen zuerst das Ablesen schwierig,
zwei oder drei Minuten darauf, bei einem Luftdruck von 248 mm, verlor er die
Herrschaft über seine Glieder, gleich darauf die Sehkraft und dann das Bewulstsein.
Auch Mr. Coxwell war nahe daran und konnte, als er endlich die unklar
gewordene Ventilleine frei hatte, sie nicht mehr mit den Händen ziehen, da er
die Herrschaft über diese verloren hatte; er hing sich deshalb mit den Zähnen (?)
daran und rettete wohl nur durch diese Entschlossenheit sein und Glaisher’s Leben.
1) Dafs im Sauerstoffmangel die vornehmste Ursache der „Bergkrankheit“ gegeben ist, hat
bereits vor 100 Jahren B. de Saussure bei Gelegenheit seiner Montblanc-Besteigung ausgesprochen:
da die Luft auf dessen Gipfel nur halb so dicht sei wie am Meeresspiegel, so könne jeder Athemzug
auch nur halb so viel Sauerstoff enthalten. Au(ser Zweifel gesetzt ist dann dieser Einfluls 1874/75
durch die Versuche mit künstlicher Druckverminderung von Paul Bert, die ganz neuerdings von
P. Regnard durch den experimentellen Nachweis ergänzt wurden, dafs das Hinzutreten von Muskel-
arbeit auch bei Thieren die Wirkung des Sauerstofmangels sehr verstärkt.