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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

170 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1895. 
Auf der Barre liegt auf dem östlichen Ausläufer der Sembilang-Bank eine kleine 
weiße Tonne, welche nur schlecht zu sehen ist und die man, einfahrend, bei 
WSW-Kurs von der schwarzen Tonne aus, an St. B. lassend, in ungefähr !/4 Sm 
Abstand passiren mufs. Von hier aus steuert man mit SWzW-Kurs auf die erste 
Bake und dann, dieselbe in etwa !/s Sm an St. B. lassend, mit ungefähr SSW- 
Kurs in der Mitte zwischen den anderen Baken. Die erste Bake steht zu weit 
westlich auf der Bank, deren Rand sie kennzeichnen soll. Auch die anderen 
Baken, welche in der Mitte in gleichem Abstande zu passiren sind, stehen nicht 
alle genau richtig am Rande der Bank, und ist die Farbe derselben nur auf kurze 
Distanz und gegen das Sonnenlicht überhaupt nicht zu unterscheiden. Die mir 
von der Petroleum - Gesellschaft in der Karte vermerkten Baken waren in 
Wirklichkeit nur zum Theil vorhanden, wodurch das Einfahren sehr erschwert 
wurde. In der tieferen Rinne des Sembilang Goels wurde am 24. Dezember 1894, 
beim Einfahren gegen auslaufenden Strom, ein starker Wirbelstrom angetroffen, 
30 dafs das Schiff, trotzdem es nur Ballast geladen hatte und mit Dampfsteuer- 
apparat versehen ist, nicht zu steuern war. 
Richtige Lootsen sind nicht vorhanden; die Petroleum-Gesellschaft schickt 
aber einkommenden Dampfern bei der schwarzen Tonne eine Dampfbarkasse ent- 
gegen, welche, vorausdampfend, den richtigen Weg anzeigt. Dasselbe geschieht 
auch beim Auslaufen der Dampfer. Der Führer dieser Barkasse erwies sich als 
kundig und zuverlässig. 
Nach von mir selbst angestellten Lothungen auf der Barre, welche zu drei 
verschiedenen Malen an Bord einer Dampfbarkasse, kreuzweise hin- und her- 
’ahrend, ausgeführt wurden, habe ich nicht so viel Wasser auf der Barre vor- 
gefunden, als wie man der holländischen Karte gemäfs erwarten sollte. Am 
23. November 1894, Mondesalter 25 Tage, wurden zur Zeit des Hochwassers nur 
16 engl. Fufs auf der Barre gelothet. Es laufen zwei Gezeiten innerhalb 
24 Stunden; die Nachtgezeiten sind bei abnehmendem Monde höher wie die 
des Tages. Die Hochwasserzeit fällt bei Voll- und Neumond auf 12 Uhr. 
Beim Ankerplatz in Pulo Sembilang angestellte Beobachtungen in Betreff 
des Hochwassers ergaben am 23. November bei der Tagesgezeit nur einen Fluth- 
wechsel von 4 Fufs 8 Zoll engl., dagegen wurden bei der nächsten Nachtgezeit 
ö Fufs 6 Zoll beobachtet. Am 24. November war der Fluthwechsel 5 Fufs 0 Zoll. 
Am 25. November um 10% Uhr morgens zur Zeit des Hochwassers passirte 
„Tai-cheong“ die Barre mit einem Tiefgang von 16 Fufs 8 Zoll, ohne merklich 
den Grund zu berühren. Gelothet wurden zur Zeit nur gut 16 Fufs, woraus ich 
schliefse, dafs der Grund der Barre aus weichem Schlick bestehen mufßs und war 
dies auch mit dem Loth wahrzunehmen. Am 27. Dezember 1894 betrug der 
Fluthwechsel 5 Fuß 11 Zoll und sollten nach einer auf Pulo Sembilang errichteten 
korrespondirenden Wassermarke laut Angaben in der holländischen Karte 17 Fufßs 
Wasser auf der Barre sein. In Wirklichkeit wurden nur 16 Fufs angetroffen, 
wonach aller Wahrscheinlichkeit nach sich die Barre seit 1890 etwas erhöht hat. 
Es soll zeitweise eine hohe Dünung an der Barre stehen. Jedenfalls ist anzu- 
nehmen, dafs das Hochwasser hier auch vom vorherrschenden Winde beein- 
lufst wird. 
Wie ich höre, soll die Sembilang-Mündung baldigst von der holländischen 
Regierung ordentlich mit Seezeichen versehen werden, was natürlich von hier 
{ahrenden Kapitänen mit Freuden begrüfßst werden würde, 
Der Ladeplatz auf Pulo Sembilang ist vorläufig nur provisorisch her- 
gerichtet, Das Schiff mufs mit Vor- und Hinteranker vertäut werden und wird 
lann mittels Leinen, welche an Bäumen am Ufer befestigt werden, an drei in 
atwa 6 m Wassertiefe eingerammte Pfähle geholt, von wo aus dann mittelst Schiff- 
orücke die Verbindung mit dem Lande hergestellt wird. Das Laden und Herein- 
tragen ging verhältnilsmäfsig schnell. Es fehlte jedoch an geeigneten Stauern. 
Bei Regenwetter kann nicht geladen werden, weil man, wenn die Kisten nals 
sind, das etwa vorhandene Lecken nicht konstatiren kann, und weil die Blech- 
kisten durch das Naflswerden leicht rosten. Die zum Laden benöthigten Kulis, 
iheilweise Javanen und theilweise Chinesen, werden von der Petroleum-Gesellschaft 
in Pahalan Berandan gestellt. ) 
Die Insel Pulo Sembilang ist ungefähr 3 Sm lang und 3 Sm breit, besteht 
zum gröfsten Theile aus sandigem Boden, ist von flacher Form und überall mit
	        
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