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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Beschreibung der Küste von Deutsch-Ostafrika. 
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welchen besondere Beschreibungen nachstehend gegeben werden. Die erstere 
hat nur ein schmales, lediglich für kleine Dampfer und Dhaus geeignetes .Fahr- 
wasser. Sie erscheint bei Hochwasser als ein grofses Gewässer, ist aber zum 
yröfsten Theile von Riffen ausgefüllt, welche bei Niedrigwasser trocken liegen. 
Die Mansa-Bai dagegen bildet einen guten Hafen, dessen Einfahrt 
keine Schwierigkeiten bietet. Von beiden Baien gehen weit in das Land ein- 
schneidende flache Kanäle aus, die von Dhaus und Kanoes benutzt werden. 
Die zwischen den Inseln Kuale und Ulenge einschneidende Kuale-Bai hat 
gleichfalls gute Ankerplätze, ist aber in Anbetracht des Umstandes, dafs die 
bessere Mansa-Bai dicht daneben liegt, von keinem Werthe. 
Wasser. 
Mit. Ausnahme des auf den Amboni-Hügeln entspringenden und in die 
Kuale-Bai mündenden Msembasi-Baches hat das ganze vorliegende Gebiet weder 
fiefsende noch stehende Gewässer. Die Eingeborenen entnehmen ihr Trinkwasser 
aus Brunnen oder Erdlöchern, . welche sie selber graben. Oft mufls das Wasser 
aus grofsen Entfernungen herbeigeschafft werden. Das Wasser ist überall schlecht 
und für Europäer gesundheitsschädlich. Rindvieh, Schafe und Fische sind meistens 
in kleinen Mengen für nicht zu hohe Preise käuflich, an Früchten sind hin und 
wieder einige Bananen und Mangos. von mangelhafter Beschaffenheit zu haben. 
Sonst giebt es nichts an Lebensmitteln, und ist auf eine regelmäßige Versorgung 
mit frischem Proviant für ein größeres Schiff nicht zu rechnen, ; 
Ortschaften, Handel und Erzeugnisse. 
Die bedeutendsten Ortschaften sind Mansa, das einen ziemlich lebhaften 
Handel bat, und demnächst Moa, wo sich ein Zollamt befindet. In den beiden 
genannten Orten sowie in allen gröfseren Dörfern wohnen. indische Händler, 
welche ausschliefslich den Handel vermitteln. Es werden Mtama, Kopra und 
Kautschuk aus-, Baumwollstoffe, Eisenwaaren, Salz, Pulver und Gewebre ein- 
geführt. Die gebräuchliche Münze ist die Rupie, deutsche wie englische. Der 
Handel geht theils über Tanga, theils direkt nach Zanzibar. Vermittelt wird 
derselbe durch Dhaus und Tepen verschiedener Größe. Die Dhaus gehören fast 
ohne Ausnahme nach Zanzibar und sind von Arabern und Zanzibarleuten bemannt. 
Die Tepen sind offene Fahrzeuge eigenartiger Konstruktion. Ihre Segel bestehen 
aus Matten von Palmblättern, und das ganze Fahrzeug ist ohne jegliche eiserne 
oder hölzerne Bolzen oder Nägel mit Baststricken kunstvoll zusammengefügt. 
Die Tepen gehören meistens zu Lamu und sind auch von Lamuleuten bemannt. 
Die Bevölkerung. 
Für ostafrikanische Verhältnisse ist das Land gut bevölkert. Alle gröfseren 
Dörfer sind mit Steinmauern oder Pallisaden befestigt. Die Befestigung ist stets 
in Form eines Vierecks mit Bastionen an den Thoren angelegt. Wegen der 
1äufigen räuberischen Einfälle. der Massai waren diese Befestigungen früher noth- 
wendig; zur Zeit sind dieselben meistens in Verfall gerathen, Kinzelne Massai- 
Banden machen jedoch noch immer die Gegend unsicher und stehlen Vieh. 
Die Einwohner der Küstendörfer und Inseln gehören zum Stamme der 
Wassegeju, landeinwärts wohnen die Wadigo. Nach letzteren führt die Land- 
schaft den Namen Udigo oder Digo. Die Wassegeju sind Mohammedaner, leben 
jedoch noch mehr nach ihren alten Sitten und Gebräuchen. als nach den Vor- 
schriften des Koran. An einzelnen Stellen sind gute Kokospalmplantagen vor- 
handen. Die hauptsächlichsten Nahrungspflanzen sind Mohogo (Maniok oder 
Cassada) und Mtama (Negerkorn). Daneben wird etwas Reis und Sesam gebaut. 
Die Wadigo gewinnen aus einer in ihrem Lande vorkommenden Liane auch 
Kautschuk. An Vieh sind gutes Rindvieh, Schafe und Ziegen vorhanden. Seit 
der etwa vor zwei Jahren in ganz Ostafrika aufgetretenen Viehseuche sind die 
Bestände an Rindvieh jedoch sehr gelichtet. Die Wassegeju treiben außerdem 
viel Fischerei, zu welchem Zwecke sie sich kleiner aus einem Stamm gearbeiteter 
Kanoes mit Ausliegern bedienen. Der Fischfang findet hauptsächlich auf den 
äufsersten Korallenriffen und Bänken statt. 
Ann. Ad. Hyär. ote., 1995. Haft I.
	        
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