150 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1895.
Bronsart-Spitze liegend, zuläuft. Bronsart-Spitze, nordöstlich laufend, ist etwa
1 Sm, also doppelt so lang, wie auf der Karte angegeben.
Der Landeshauptmann hat an einer Fahrt der „Ysabel“ nach der Nord-
westküste behufs Arbeiteranwerbung theilgenommen. Seinem über diese Reise
erstatteten Bericht ist zu entnehmen, dafs die von Dr. Finsch („Nachrichten“
1885,86, Seite 42) ausgesprochene Ansicht, der Eingeborenen-Name der Insel
Gressien sei Muschu, nicht zutrifft. Muschu ist nur eins der Dörfer, die von
Szub an wie folgt genannt wurden: Beim, Gononkon, Ababimu und Winyet.
Die Grasflächen der Gressien-Insel sind alte Kulturgebiete der Eingeborenen und
ohne erhebliche Ausdehnung, wie denn die Insel flach, sandig, korallinisch und
in Folge dessen so unfruchtbar ist, dafs die Eingeborenen ihre Pflanzungen
hauptsächlich auf der d’Urville-Insel haben. Diese ist bis zur Bertrand-Insel die
einzige hochragende Insel und beherrscht deshalb mit ihrer runden Kuppe weit-
hin die Gegend, ein des hervorragenden Forschers würdiges Denkmal.
Der Bodin-Hafen bietet ein geschützteres Liegen als der ziemlich offene
Dallmann-Hafen, da die den ersteren abschliefsenden Inseln Angal (nicht Angai)
oder Sanssouci, Seniü oder Sainson, Abi oder Faragut und Tamär oder Dudemaine
in Verbindung mit dem Festlande Schutz nach allen Richtungen hin gewähren,
Die letztgenannte Insel ist mit dem Festlande durch ein Riff verbunden.
Die Inseln Angal und Seniü, welche der Landeshauptmann besuchte, sind
aufserordentlich stark bevölkert. Auf der ersteren Insel flatterte an einem Baum
ein geflochtenes Zeichen (aiteren), welches die Fische anlocken soll. Besonders
bemerkenswerth sind die thurmähnlichen Karawaris mit ihren kleinen Kämmerchen,
in welchen die der Beschneidung zu unterwerfenden Jünglinge isolirt werden.
Ein Betreten der Gebäude wurde nicht gestattet, obwohl dieselben unmittelbar
neben und zwischen den Wohnhäusern liegen, so dafs, da die erwähnten
Kämmerchen theils offen stehen, theils mit Grasvorhängen geschlossen sind, an
eine eigentliche Geheimhaltung nicht zu denken ist. Die Kanus, ausgehöhlte
Baumstämme mit Ausleger, sind zum Theil von erheblicher Gröfse, die Masten
sind bis 10 m hoch. Eine eigenthümliche Weise, Muschelarmringe zu fertigen,
wurde hier beobachtet, Aus einer Tridacna oder einer sonst geeigneten Muschel
wird eine Platte. geschlagen, welche demnächst in ein weiches Stück Holz ein-
gedrückt wird, das zwischen den Füfsen gehalten wird. Nachdem die Muschel-
platte somit festgelegt ist, wird eine Bambusstange, deren Durchmesser dem-
jenigen des gewünschten Armringes entspricht, mittels einer kurzen, angebundenen
Handhabe unter Aufschütten von Sand auf die Platte auf letzterer hin und her
gedreht, so dafs schliefslich ein kreisrundes Stück ausgeschnitten wird, wonach
der Ring durch Abschleifen der Aufsenseite fertiggestellt wird. Der Bambus-
schleifer heißt Abuk.
Nach Auskunft des Häuptlings Massui liegen zwischen Bodin-Hafen und
Bertrand-Insel (Tarawai) zwei bisher unbekannte Riffe. Beim Verlassen des
Hafens wurden ferner zwei brandende, auf den Karten fehlende Riffe beobachtet.
Das südlichere peilt Dudemaine-Insel West, Nordende von Faragut SSO'/0,
das nördliche liegt zwischen dem Bastian- und dem Joest-Flufßs, ca 3 Sm vom
Festlande entfernt. Bezüglich des ersten Riffes ist mithin die Beobachtung
d’Urville’s zutreffend und die Bemerkung von Dr. Finsch (a. a. O. Seite 43)
richtig zu stellen.
Die von Dr. Finsch gewählte Bezeichnung „Angriffs-Hafen“ entspricht
der Sachlage nicht, da die von d’Urville der Letzteren entsprechend genannte
Angriffs-Bucht nach Nord bis NO gänzlich offen ist und die See von SO bezw.
NW um die kleinen Riffecken im Norden und Süden mit voller Kraft herum-
läuft. Hohe Hügel fallen zum Ufer steil ab, und das Landen ist nirgendwo
leicht. Der Landeshauptmann landete in der Nordwestecke an einem steil ab-
fallenden Strande, wo sich etwa 50 Männer einfanden, die sich durchaus nicht
feindlich benahmen, sich aber auch auf nichts einließsen. Kanus waren nur drei
rorhanden.