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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Fulst: Ueber die Berechnung nautisch-astronomischer Aufgaben. 
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(9 == Zn war angenommen worden, dafs d alle Werthe von: — 0,5 bis + 0,5 
gleichmäfsig oft annähme. Diese Voraussetzung ist ohne Zweifel erlaubt, sobald 
wir diesen Fehler in seiner Allgemeinheit betrachten, sie kann aber unrichtig 
werden, sobald man, wie oben geschehen, den Fehler für einen bestimmten Fall 
ins Auge fafßst. Ein Beispiel möge dies erläutern. Es handle sich darum, den 
Fehler zu bestimmen, der zu erwarten ist, wenn man einen Winkel von 51° 38’ 
mit Hülfe des Sinus bestimmt. In diesem Falle ist 4=1 und d in der Nähe 
dieses Winkels, wie ein Blick in eine mehrstellige Tafel zeigt, durchgehends 
zwischen 0,4 und 0,5. Hier würden wir also, wenn wir den wahrscheinlichen 
Fehler, wie oben geschehen, bestimmten, zu einem zu kleinen Resultat gelangen. In 
einem anderen Falle, z. B. bei der Bestimmung eines Winkels von 32° durch 
den Sinus, würden wir, da in der Nähe dieses Winkel d immer kleine Werthe 
annimmt, den wahrscheinlichen Fehler zu grofs erhalten, Die von uns gegebenen 
Zahlen nehmen auf diese Abweichungen keine Rücksicht, sie stellen gewisser- 
malen Mittelwerthe dar. 
Ss. 
Obwohl sich aus dem Vorhergehenden schon entnehmen läfst, dafs die 
Genauigkeit, die die Berechnung mit vierstelligen Logarithmen gewährt, voll- 
kommen ausreichend ist selbst für die Bestimmung des Stundenwinkels und somit 
für die Bestimmung der Länge auf See, so soll auf diesen Punkt doch noch 
etwas näher eingegangen werden. Es soll untersucht werden, in welchem Mafse 
die Fehler der Rechnung die durch die Ungenauigkeit der Beobachtung hervor- 
gerufenen Fehler im Stundenwinkel bezw. in der Länge vergröfsern. Hierdurch 
werden wir erst ein klares Bild von dem Einflufßs der Rechnung mit vierstelligen 
Logarithmen auf die Genauigkeit des Resultats erhalten. 
Bei der Beobachtung der Kimmabstände auf See hat man mit zahlreichen 
und erheblichen Fehlerquellen zu rechnen. (Man vergleiche z. B, Geleich: 
„Die Refraktion und die Unverläfslichkeit der beobachteten Kimm- 
abstände“. Beilage .zu Heft VIII und IX, 1880, der „Mittheilungen aus dem 
Gebiet des Seewesens‘, und v. Freeden: „Handbuch der Navigation“, 
Seite 221 und Seite 291 ff, wo an der Hand einer Reihe von Beobachtungen, 
die von Kapt. Dinklage eigens zu diesem Zweck angestellt worden sind, die 
Ungenauigkeit der Beobachtungen erwiesen wird.) Ich habe indessen in der mir 
zugängigen Litteratur keine Beobachtungsreihen finden können, die geeignet 
wären, aus ihnen den Verlauf der Beobachtungsfehler sowie den wahrscheinlichen 
Beobachtungsfehler mit hinreichender Wahrscheinlichkeit nachzuweisen, Es scheint 
an derartigen Beobachtungen, die sich auf einen grofsen Zeitraum und auf Orte 
mit den verschiedensten klimatischen Verhältnissen beziehen müfsten, überhaupt 
zu fehlen. Da ich so die Vertheilung der Beobachtungsfehler empirisch nicht 
ermitteln konnte, mußte ich den umgekehrten Weg einschlagen. Ich habe daher 
willkürlich einen wahrscheinlichen Beobachtungsfehler angenommen und aus ihm, 
wie in der Theorie der Methode der kleinsten Quadrate gelehrt wird, die Ver- 
theilung der Fehler abgeleitet (vergleiche hierzu Encke’s Abhandlung: „Ueber 
die Methode der kleinsten Quadrate“ im „Berliner Astronomischen Jahr- 
buch für 1834“, Seite 270 ff.) 
Als wahrscheinlichen Fehler habe ich 0,5’ angenommen. . Aus ihm ergiebt 
sich folgende Vertheilung der Beobachtungsfehler, 
Bei 100 Beobachtungen liegt der Fehler, abgesehen vom Vorzeichen 
11 mal unter 0,1‘ 11 mal zwischen 0 und 0,1‘ 
1 0,2‘ m” O1‘ „ 02 
31 9,38 02‘ „ 03 
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