Nichtauffindung der Colonia-Untiefe und die Samanä-Bai,
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Am nächsten Morgen, den. 10. Januar, ankerte das Schiff wieder auf dem
Ankerplatze des vorigen Tages. Aber auch an diesem Tage blieben die Nach-
forschungen nach der Untiefe erfolglos, und die Boote mulfsten nach zwei Stunden
wegen der aufserordentlich steilen Dünung auf dem Riff zurückkehren. An beiden
Tagen wurden im Ganzen 69 Lothungen ausgeführt nebst den zugehörigen Winkel-
messungen zwischen Mt. Capitan und Mt. Diablo sowie Mt. Diablo und Kap
Samanä.
Da die Dünung so: sehr hoch und steil auf dem Riff lief, wurde nach
Brandung oder Wasserverfärbung von der Bramsahling aus gesehen, ohne dafs
dieselbe beobachtet werden konnte.
Auf Grund der vorgenommenen Lothungen kann angenommen werden,
dafs die Canadaigua-Bank sich weiter nach Osten erstreckt, als in der Karte ver-
zeichnet ist, da noch östlicher als die 10 Faden-Grenze (18,3 m) 10 m-Stellen
gefunden wurden, wo nach der Karte kein Grund hätte angenommen werden
müssen. Der „West Indian Pilot“ spricht sogar die Vermuthung aus, dafs die
Canadaigua-Bank im Osten mit den südlichen Riffen zusammenhängt.
„Währenddes Aufenthaltes S.M.S. „Moltke“ in St. Thomas hatte ich“, berichtet
der Kommandant, „Erkundigungen eingezogen bei den dort verkehrenden deutschen
Dampfern betreffs ihres Kartenmaterials und ihrer Ansteuerung der Samanä-Bai. Er-
fahrene Kapitäne äußerten, da[s sie, wohl wissend, dafs dieSüdseite der dortigen Küste
unsicher sei, stets das Kap Samanä schon deshalb ansteuerten, weil es eine vorzügliche,
nicht zu verwechselnde Marke sei. Dabei gebrauchen sie, zumal beim Aussteuern,
noch die Vorsicht, dafs sie das Kap Balandra nicht nördlicher als West peilen,
und dieses ist nach meinen Erfahrungen ein sehr guter Anhalt. Bei Kap Samanä
angekommen, laufen sie dann im Abstande von 1 bis 2 Sm an der Küste entlang
und dann dicht um das Kap Balandra herum in die Bai hinein. Denselben Kurs
laufen sie aussteuernd. Befolgen alle Schiffe diese Regel, so sind Unglücksfälle
ausgeschlossen.
Nach einer kleinen Segelanweisung für einige westindische Häfen, heraus-
gegeben für die deutschen Dampfer vom Kapt. Drescher, würde als Ergänzung
dem „Westindischen Pilot“, II, 1887, Seite 230, hinzuzufügen sein, dals der west-
liche Kurs nach dem Passiren der Chico-Untiefen auf Gorda Point zu geändert
werden sollte, sobald sich das Schiff in der Linie Gorda Point—Arena Cay
(NW—SE) befindet. In Bezug auf die weitere Fahrt siehe auch diese Annalen,
1893, Seite 234,
a
Die Wasserstands- und Strömungsverhältnisse des Flusses
Esmeraldas (Ecuador) und die Lage eines Schiffes auf der Rhede
desselben zur Regenzeit, a
Von Kapt. J. GRUBE, Führer der Bark „Theodor“. ;
Am Abend des 25. Februar 1891 erreichten wir, nach Guayaquil bestimmt,
einen sicheren Ankerplatz bei der Insel Puna, nach einer 96tägigen Reise von
Hamburg, welche somit als beendet betrachtet werden konnte. Nachdem wir
noch zwei Tage auf dem Guayaquil-Flusse zugebracht hatten, kamen wir am
28. Februar an die Stadt und konnten sogleich an die Werfte legen. Kaum
einen Monat später — am 27. März — wurde dieser Hafen wieder verlassen, um
in Ballast nach Esmeraldas zu versegeln, woselbst das Schiff durch den Verlader
Sr. Quintero mit einer Ladung Steinnüsse befrachtet werden sollte. Am 5. April
erreichten wir diesen Hafen (wenn man ihn so nennen darf, denn er ist weiter
nichts als eine offene Seerhede), und am 7. begannen unsere 60 Ladetage zu
zählen. Das Laden ging langsam von statten, so dafs wir erst am Abend des
17. Juni die Heimreise antreten konnten.
. Wenngleich der Hafen von Esmeraldas schon einige Male von deutschen
Kapitänen, welche für die Seewarte arbeiten,. in diesen Annalen beschrieben
worden ist, möchte ich doch noch meine Erlebnisse daselbst schildern, welche