Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Nichtauffindung der Colonia-Untiefe und die Samanä-Bai, 
127 
Am nächsten Morgen, den. 10. Januar, ankerte das Schiff wieder auf dem 
Ankerplatze des vorigen Tages. Aber auch an diesem Tage blieben die Nach- 
forschungen nach der Untiefe erfolglos, und die Boote mulfsten nach zwei Stunden 
wegen der aufserordentlich steilen Dünung auf dem Riff zurückkehren. An beiden 
Tagen wurden im Ganzen 69 Lothungen ausgeführt nebst den zugehörigen Winkel- 
messungen zwischen Mt. Capitan und Mt. Diablo sowie Mt. Diablo und Kap 
Samanä. 
Da die Dünung so: sehr hoch und steil auf dem Riff lief, wurde nach 
Brandung oder Wasserverfärbung von der Bramsahling aus gesehen, ohne dafs 
dieselbe beobachtet werden konnte. 
Auf Grund der vorgenommenen Lothungen kann angenommen werden, 
dafs die Canadaigua-Bank sich weiter nach Osten erstreckt, als in der Karte ver- 
zeichnet ist, da noch östlicher als die 10 Faden-Grenze (18,3 m) 10 m-Stellen 
gefunden wurden, wo nach der Karte kein Grund hätte angenommen werden 
müssen. Der „West Indian Pilot“ spricht sogar die Vermuthung aus, dafs die 
Canadaigua-Bank im Osten mit den südlichen Riffen zusammenhängt. 
„Währenddes Aufenthaltes S.M.S. „Moltke“ in St. Thomas hatte ich“, berichtet 
der Kommandant, „Erkundigungen eingezogen bei den dort verkehrenden deutschen 
Dampfern betreffs ihres Kartenmaterials und ihrer Ansteuerung der Samanä-Bai. Er- 
fahrene Kapitäne äußerten, da[s sie, wohl wissend, dafs dieSüdseite der dortigen Küste 
unsicher sei, stets das Kap Samanä schon deshalb ansteuerten, weil es eine vorzügliche, 
nicht zu verwechselnde Marke sei. Dabei gebrauchen sie, zumal beim Aussteuern, 
noch die Vorsicht, dafs sie das Kap Balandra nicht nördlicher als West peilen, 
und dieses ist nach meinen Erfahrungen ein sehr guter Anhalt. Bei Kap Samanä 
angekommen, laufen sie dann im Abstande von 1 bis 2 Sm an der Küste entlang 
und dann dicht um das Kap Balandra herum in die Bai hinein. Denselben Kurs 
laufen sie aussteuernd. Befolgen alle Schiffe diese Regel, so sind Unglücksfälle 
ausgeschlossen. 
Nach einer kleinen Segelanweisung für einige westindische Häfen, heraus- 
gegeben für die deutschen Dampfer vom Kapt. Drescher, würde als Ergänzung 
dem „Westindischen Pilot“, II, 1887, Seite 230, hinzuzufügen sein, dals der west- 
liche Kurs nach dem Passiren der Chico-Untiefen auf Gorda Point zu geändert 
werden sollte, sobald sich das Schiff in der Linie Gorda Point—Arena Cay 
(NW—SE) befindet. In Bezug auf die weitere Fahrt siehe auch diese Annalen, 
1893, Seite 234, 
a 
Die Wasserstands- und Strömungsverhältnisse des Flusses 
Esmeraldas (Ecuador) und die Lage eines Schiffes auf der Rhede 
desselben zur Regenzeit, a 
Von Kapt. J. GRUBE, Führer der Bark „Theodor“. ; 
Am Abend des 25. Februar 1891 erreichten wir, nach Guayaquil bestimmt, 
einen sicheren Ankerplatz bei der Insel Puna, nach einer 96tägigen Reise von 
Hamburg, welche somit als beendet betrachtet werden konnte. Nachdem wir 
noch zwei Tage auf dem Guayaquil-Flusse zugebracht hatten, kamen wir am 
28. Februar an die Stadt und konnten sogleich an die Werfte legen. Kaum 
einen Monat später — am 27. März — wurde dieser Hafen wieder verlassen, um 
in Ballast nach Esmeraldas zu versegeln, woselbst das Schiff durch den Verlader 
Sr. Quintero mit einer Ladung Steinnüsse befrachtet werden sollte. Am 5. April 
erreichten wir diesen Hafen (wenn man ihn so nennen darf, denn er ist weiter 
nichts als eine offene Seerhede), und am 7. begannen unsere 60 Ladetage zu 
zählen. Das Laden ging langsam von statten, so dafs wir erst am Abend des 
17. Juni die Heimreise antreten konnten. 
. Wenngleich der Hafen von Esmeraldas schon einige Male von deutschen 
Kapitänen, welche für die Seewarte arbeiten,. in diesen Annalen beschrieben 
worden ist, möchte ich doch noch meine Erlebnisse daselbst schildern, welche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.