Annalen der Hydrographie und Maritimen Metgorologie, März 1895.
Auflösung. 1. Aus der Azimuttafel entnehme man mit der Polardistanz
112° und dem Stundenwinkel = 8,5” das Azimut = N 3,5° W.
2. Aus der Gradtafel entnehme man bei 3,5° als Kurs und 450 als Distanz
die Abweichung == 28“.
3. Mit 28 als Distanz und # = 12° als Kurs entnehme man den Breiten-
unterschied = 27,4, daher R . = 274 - 8,55 = 233” = 3' 53%“. (Die genaue
Rechnung nach der Delambre’schen Formel oder der ihr entsprechenden, oben
angegebenen, in England gebräuchlichen Formel ergiebt 3’ 59“.)
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß wir mit dem Rechnungs-
verfahren: auf einzelne Bogensekunden, -Bruchtheile von Graden bei Benutzung
der Azimut- und Strichtafeln, nicht einverstanden sind. Auch wollen wir nicht
unterlassen, es als einen geradezu unbegreiflichen Umstand zu bezeichnen, dafs
der Verfasser bei Ausführung seiner logarithmischen Rechnungen mit 6 Decimalen
rechnet, wo es sich, selbst wenn man auf einzelne Sekunden Werth legt, nur
um dreizifferige Zahlen im Resultat handelt.
Da nun die meisten in der Praxis gebräuchlichen Azimuttafeln nur bis zu
23° Deklination und 60° Breite gehen, also in vielen Fällen, namentlich wo es
sich um die Beobachtung eines anderen Gestirns handelt als die Sonne, nicht
ausreichen, so empfiehlt Herr @Goodwin schon aus diesem Grunde, aber auch
aus einem anderen hier gleich zu erörternden Grunde, die Anwendung der Tafeln
von Brent-Walter-Williams, welche er kurz die Brent-Tafeln nennt. —
Diese gelten für alle Deklinationen bis 70° und sind beim vorliegenden Problem
auf alle Himmelskörper anwendbar, welche in einer Höhe kleiner als 87°
kulminiren.
Aus denselben ist die Hälfte des oben angegebenen Werthes
f— 908 p_coB d sin? 15
sin (g — 0) sin 1“
mit den Argumenten und d direkt, unter dem Namen C, zu entnehmen.
Machen wir nun die Annahme, das Schiff bewege sich mit einer Schnellig-
keit von K Seemeilen per Stunde voran, und K cos Kurs = K‘ sei der pro
Stunde zurückgelegte Breitenunterschied, sowie K‘“ der in der Minute zurück-
zelegte Breitenunterschied, dann ändert sich der Horizont des Beobachters in
der Richtung der beobachteten Meridianhöhe, oder nahe genug in der Richtung
der beobachteten gröfsten Höhe in der Zeitminute um K“ Bogenminuten.
Man kann nun den Fall der beobachteten gröfsten Höhe so ansehen, als
sei eine Nebenmittags- (Ex Meridian-) Höhe beobachtet, und es handelt sich dann
darum, die Zeit zu finden, um welche der Beobachtungsmoment von der Kul-
minationszeit des Gestirns abweicht. — Es ist sodann mit dieser Zeit die Reduktion
auf den Meridian zu finden, und mit dieser die Breite für den Zeitpunkt der
beobachteten gröfsten Höhe — was wohl beachtet werden möge —, nicht etwa
die Breite für die Kulminationszeit, d. h. bei der Sonne, für 12% wahre Zeit.
Dieselbe ist also für die Zwecke der Besteck- und Journalführung in der Praxis
noch für den seit der Beobachtung bis Mittag, oder eventuell im umgekehrten
Sinne zurückgelegten Weg zu korrigiren.
Für den Fall nun, dafs auch die Deklinationsänderung des beobachteten
Gestirns bewirkt, daß der Zeitpunkt der gröfsten Höhe um einen merklichen
Betrag von der Zeit der Kulmination abweicht — was bei der Sonne nur von
antergeordneter Bedeutung ist und höchstens zur Zeit der Aequinoktien eventuell
zu berücksichtigen wäre, für den Mond aber häufig in Betracht zu ziehen ist —,
kann man die Gröfse K” als die Gesammtwirkung der Schiffsbewegung in
meridionaler Richtung und der Aenderung der Deklination des Gestirns auffassen
und hat dann dieselbe einfache Berechnung.
Um nun diese Berechnung, d. h. sowohl die Bestimmung der Zeit, zu
welcher die gröfste Höhe eintritt, als auch die Reduktion auf den Meridian
möglichst einfach zu gestalten, hat Herr Goodwin eine kleine Tafel berechnet
und zwar nach den nachfolgenden Principien:
Man bedenke, dafs K” die mittlere Geschwindigkeit der Höhenänderung
in der oben bezeichneten Zeiteinheit — einer Zeitminute — ist.