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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

(d 
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1894. 
Schaden anrichteten. — Aufserdem werden noch mehre Unfälle gemeldet: Ein 
Fabrikschornstein der Feldmann’schen Stoutsfabrik und Weberei wurde vom 
Blitz getroffen; der Strahl sprang dann auf die Fabrik über, zertrümmerte eine 
Anzahl Fensterscheiben und zündete in dem Spulsaal, doch gelang es den 
Arbeitern, das Feuer im Entstehen zu löschen. Am Bahnhof wurde ein Tele- 
graphenpfahl beschädigt. In der benachbarten Ortschaft Lübschenkamp traf ein 
sogenannter kalter Schlag das Wohnhaus des Landmannes Hans Bühmann; 
fast sämmtliche Fensterscheiben des Hauses, Spiegel etc. wurden vom Luftdruck 
zertrümmert; im Viehstall wurde ein werthvoller Ochse getödtet. Das Unwetter 
war von einem so starken Schneefall begleitet, daß man auf der Straße kaum 
die Strafsenlaternen erkennen konnte. 
Ratzeburg, 11. Februar. Ein heftiger Sturm tobte hier in den letzten 
Tagen, der seinen Höhepunkt in Begleitung eines starken Gewitters gestern 
Abend erreichte. Mehrere der stärksten Bäume im nahen Gehölze sind -ent- 
wurzelt oder umgebrochen worden. Auch in der Stadt hat der Sturm vielen 
Schaden angerichtet. Am schrecklichsten sind die Zerstörungen auf dem an- 
liegenden Domhof. Nachdem die Schallluken im Thurm der Domkirche auf- 
gerissen waren, erfafste der Wind das ganze Dach, drehte es im Wirbel herum 
und stürzte es, ca 100 Schritte forttreibend, mit furchtbarem Gekrach auf den 
Kirchhof. Hätten die alten Linden das Dach nicht aufgehalten, wäre es wohl 
im nahen See begraben worden. Die stärksten Aeste der Bäume sind wie Strohb- 
halme geknickt, ein Theil der Umfassungsmauer des Kirchhofes ist umgefallen 
und viele Grabdenkmäler sind zertrümmert. Zerbrochene Balken, zersplitterte 
Bretter und zerrissene Dachpappe liegen wüst durcheinander und bedecken fast die 
nördliche Hälfte des Gottesackers. Zum Glück wurde das Dach der Kirche durch 
den Thurm und den westlichen Vorbau geschützt. 
Schwerin. Bei dem zweiten Gewitter am Sonnabend Abend gegen 
7',4 Uhr befand ich mich an der Ecke der Bischof- und Schmiedestrafse und 
sah, wie zwei in kurzen Zwischenräumen erscheinende Blitze in die Spitze des 
Domthurmes fuhren. Beide Male fiel von der Spitze des Thurmes- ein Funkenregen, 
sich langsam bis zur Mitte des '"hurmes in südöstlicher Richtung herabsenkend, 
wo alsdann die Funken erloschen. Ks machte einen ähnlichen Eindruck, wie 
eine sich zur Erde senkende, erlöschende Rakete. 
Rostock, 13. Februar. Das Gewitter am Sonnabend kam von Westen 
herauf und zog ungewöhnlich niedrig. Diesem letzteren Umstande darf man es 
vielleicht zuschreiben, dafs so viele Blitze eingeschlagen haben. Es sind nicht 
weniger als zehn Fälle bekannt geworden, in denen hier und in der Umgegend 
elektrische Entladungen theils gezündet haben, theils als sogenannte kalte Schläge 
erfolgt sind. In Rostock schlug ein Blitz auf den Hof eines Hauses, in der 
Scharrenstrafßse, ein zweiter in den Thurm der St. Petrikirche. Die elektrische 
Lichterscheinung kreiste mehrere Male um die Helmstange des Thurmes, bevor 
sie an dem Blitzableiter herab in die Erde fuhr, und bot hierbei ein wahrhaft 
großartiges Naturschauspiel. In Wilsen brannte die Mühle nieder, und in Kassebohm 
wurde durch Blitzschlag ein unerhebliches Schadenfeuer verursacht, Weiter ver- 
lautet, dafs in Barnsdorf ein Blitz in einen Baum im Hofgarten und ein anderer 
in eine Pappel inı Dorfe gefahren sei. In Biestow hatte unmittelbar vor-dem Ausbruch 
des Gewitters ein Lehrling auf dem dortigen Müllergehöfte die eiserne Kette der 
Windmühle niedergezogen, um das Werk zum Stillstand zu bringen. In diesem 
Augenblick schlug ein Blitz in die Kette, glitt daran herab und fuhr in die Erde. 
Der Lehrling wurde durch den Luftdruck etwa einen halben Meter in die Höhe 
geschleudert und kam, ohne Schaden zu nehmen, mit dem Schrecken davon. 
Gleich darauf schlug ein zweiter Blitz in die Spitze des mit eichenen Schindeln 
gedeckten Kirchthurms in Biestow und zündete, Das Feuer wurde sofort bemerkt, 
und zur Bekämpfung ward die Dorfspritze in Thätigkeit gesetzt. Glücklicher- 
weise leistete das vom Regen durchnäfste Holzwerk den Flaumen Widerstand 
und glinmte nur langsam weiter, sonst hätte bei dem herrschenden Sturme das 
Feuer sich leicht auf die benachbarten Gebäude weiter verbreiten können. Aufßser- 
dem waren die Dächer nals, so daß es den Dorfbewohnern gelang, die vom 
Winde fortgeführten und auf die Dächer niederfallenden Funken auszulöschen, 
bevor sie gefährlich werden konnten, Inzwischen hatte man von Biestow einen 
Boten nach Rostock geschickt und die Hülfe der Feuerwehr erbeten. ‚Diese
	        
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