Notizen.
Notizen.
1. Wintergewitter und Elmsfeuer in Nordwestdeutschland.
Von der Gewitter-Beobachtungsstation Altenwerder bei Hamburg berichtet der
Beobachter, Hülfsarbeiter der Seewarte Kapt. H. Meyer: Am Sonnabend,
den 10. Februar d. J. herrschten nach stürmischem Westwinde am Tage abends
harte Böen von NW mit Schnee; von 7" bis 9"p häufiges Blitzen im Westen.
Von etwa 8* bis 8!/s* p, während einer anhaltenden Schneeböe, war auf der
Flaggenstange der Dampfsägerei des Herrn Koch hierselbst ein St. Elmsfeuer
dauernd sichbar; dasselbe leuchtete zeitweilig ganz hell, während es mitunter
auch nur schwach schimmerte.
Am Montag den 12. Februar wehte am Tage ein schwerer Westsüdwest-
sturm, wodurch viel Schaden verursacht und unter Anderm auch die obengenaunte
Flaggenstange gebrochen wurde. Im Laufe des Nachmittags nahm der Sturm an
Heftigkeit ab, der Wind drehte nördlicher und wehte abends nur noch in den
Böen heftig. Während einer Schneeböe von 6* 30” bis 6" 35” p war auf unserer
Flaggenstange im Garten St. Elmsfeuer; dasselbe wiederholte sich um 7" 55” p
während einer anderen Schneeböe. Es folgten später noch öfter Schneeböen,
doch wurde trotz der gröfsten Aufmerksamkeit St. Elmsfeuer nicht wieder beob-
achtet. Es wurde jedoch auch an diesem Abend einige Male Wetterleuchten im
Osten bemerkt.
Die folgenden Zeitungsnachrichten über dieses merkwürdige Wintergewitter
geben einen Ueberblick über dessen Ausdehnung und Stärke. Eine Besprechung
des orkanartigen Sturmes vom Montag dem 12. Februar soll das nächste Heft
dieser Annalen bringen.
Meldorf, 11. Februar. Ein Blitzstrahl traf die Diener’sche Mühle in
dem benachbarten Geestdorfe Nindorf, die bis auf den Grund niederbrannte. Sie
war mit Blitzableiter nicht versehen. Zu gleicher Zeit entzündete der Blitz auch
ein Gewese im Kronprinzenkoog bei Marne, dessen Feuerschein weithin in die
Marsch hineinleuchtete. Aus St. Michaelisdonn verlautet: Das Unwetter war
gestern Abend während einer Stunde mit heftigen elektrischen Entladungen ver-
bunden, die bei dem heftigen Sturm einen schauerlichen Eindruck machten, Von
unserem Wohnorte aus bemerkten wir im Westen, Norden und Süden des Kreises
drei Feuer. -
Rendsburg, 12. Februar. Die heftigen Weststürme der letzten Tage
haben einen aufsergewöhnlich hohen Wasserstand in der Untereider herbeigeführt,
und Beschädigungen verschiedener Art sind zu verzeichnen. Am Sonnabend
Nachmittag kam plötzlich ein mit Gewitter verbundener furchtbarer Schneesturm
zum Ausbruch. Der Blitz zündete in der Mühle zu Seemühlen bei Fockbeck und
äscherte dieselbe völlig ein.
Kiel, 11. Februar, Gewitter. Gestern Nachmittag entlud sich über
unserer Stadt ein sehr starkes von Schnee- und Hagelschauern begleitetes Gewitter.
Ein kalter Schlag fuhr in den Kirchthurm der Nicolaikirche, Der Blitz nahm
seinen Weg durch eine kupferne Regenröhre und fuhr dann in die Erde. In
den der Kirche gegenüberliegenden Häusern der Schuhmacherstrafße sind durch
den starken Luftdruck viele Fensterscheiben zertrümmert worden.
Itzehoe, 11. Februar. Gewitter und Feuersbrunst. Während des
heftigsten Schneesturms entlud sich gestern Abend gegen 7 Uhr über der Stadt
ein kurzes, aber so furchtbares Gewitter, wie es in unseren Gegenden nur selten
vorkommt. Ein Blitzstrahl traf die in unmittelbarer Nähe der Artilleriekaserne
belegene Windmühle auf dem Coriansberg und entzündete dieselbe. Schon nach
wenigen Minuten schlugen die Flammen aus der Kappe und, angefacht durch den
orkanartigen Sturm, war die grofse Mühle bald eine gewaltige Feuersäule. Die
schnell herbeigeeilten Löschmannschaften der verschiedensten Korps konnten von
der Mühle nichts retten, sie hatten genug zu thun, die benachbarten Häuser des
Coriansberges zu schützen; der Funkenflug war nämlich bei dem fürchterlichen
Sturm ein ganz ungeheurer, wodurch mehrere Strafsen unpassirbar wurden. Zum
Glück lag auf den Dächern der gefährdeten Häuser eine Schneeschicht, auch
schneite es noch beständig, so dafs das Flugfeuer immer bald erlosch, Die
niederstürzenden brennenden Flügel fielen auch so glücklich, dafs sie keinen
Ann. d. Hydr. ete., 1894, Heft I.