Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1894. 
Die Insel Ponapi steht, wie die ganze Gruppe der Karolinen, unter 
spanischer Oberhoheit. Sie hat eine ziemliche Längen- und Breitenausdehnung, 
ist von bedeutender Höhe und in einem Abstande von 20 bis 30 Sm sichtbar. 
In einem Abstande von ungefähr 1 Sm wird die Insel von einem Riff umgürtet, 
durch welches an der Nordostseite eine Passage nach Jamestown führt, die */a Sm 
breit ist. Von der Passage bis zur Station der Jaluit-Geselischaft auf der kleinen 
Insel Lungur beträgt die Entfernung 2 Sm. An jeder Seite der Einfahrt steht 
auf dem Riff, welches in nächster Nähe passirt werden kann, eine Bake. Der 
Durchsegelung dieser Passage stehen keine Hindernisse entgegen, und möchte 
ich daher den Schiffsführern rathen, wenn sich ihnen kein Lootse zur Verfügung 
stellt, dieselbe ohne einen solchen zu unternehmen. Unerläßlich ist aber eine 
frische beständige Briese, nicht östlicher als NE, weil man sonst nicht aufliegen 
kann, und das Warpen wegen des tiefen Wassers und der häufig auftretenden 
harten Böen eine schwere Arbeit ist. Sämmtliche Untiefen im Fahrwasser sind 
durch Baken mit Kreuzen oder Bällen, welche weithin auffallen, gekennzeichnet, 
Nachdem wir die Einfahrt mit scharf angebrafsten Raaen durchsegelt 
hatten, konnten wir nach Lungur abhalten. In der Nähe dieser Insel wurde mit 
St. B.-Anker und 90 m (50 Fad.) Kette geankert, worauf der Vertreter der 
genannten Gesellschaft, Herr Helgenberger, der mir später beim Kinklariren 
gute Dienste leistete, an Bord kam. 
Die Insel Ponapi ist außerordentlich fruchtbar, und die Vegetation ist 
grofsartig, aber die Spanier thun nicht viel, um Nutzen daraus zu ziehen und 
den Handel zu heben. Die Eingeborenen sind schlecht auf die Spanier zu sprechen 
und möchten lieber unter deutschem Schutze stehen. An Gartenerzeugnissen sind 
Yams, süße Kartoffeln, Ananas, Bananen, Brodfrucht u. a. m. zu annehmbaren 
Preisen erhältlich. Auch ist sehr gutes Trinkwasser vorhanden; leider ist der 
Ort, von dem man es holen mufß, weit entfernt, nämlich zwei Stunden Ruderns 
mit dem Boote aufwärts an einem kleinen Bache. Hier befindet sich die Quelle, 
aus der man in der kurzen Zeit von 3 bis 4 Minuten das Boot füllen kann. 
In Ponapi ist in der Regel nur wenig Ladung vorhanden; wir bekamen 
daher auch nur 15 Tonnen Kopra und 115 Säcke Elfenbeinnüsse, und das Löschen 
und Laden beanspruchte demgemäfs nur fünf Tage. Beim Ankeraufgehen läfst 
man das Schiff an einer Leine, die an einem Baume festgemacht wird, herum- 
schlagen. 
Am 11. März traten wir ohne den Lootsen, der für die Aussegelung 
bestellt war, aber nicht an Bord kam, bei nordnordöstlichem Winde die Reise 
nach Yap, einer der westlichsten Inseln der Karolinen-Gruppe, an. Während 
dieser ganzen Reise war der Wind frisch und lebhaft aus einer zwischen NNE 
und Ost schwankenden Richtung. Die Reise hatte eine Dauer von acht Tagen. 
Es ist dem Schiffsführer dringend zu rathen, sich gegen Ende der Reise gut 
südlich zu halten, da der Strom in der Nähe von Yap stark nach NW setzt, so 
dafs ein Zurückkreuzen, wenn man zu niedrig kommen sollte, sehr schwer fällt. 
Am 19. März um 9 Uhr vormittags erblickten wir Yap und segelten darauf bei 
einer schlanken Briese aus ENE dicht am Riff entlang bis vor die Passage. 
Hier nahmen wir einen vom Agenten gesandten Lootsen an Bord, konnten aber 
des zu schralen Windes wegen nicht einlaufen, sondern mufsten unter des Lootsen 
Aufsicht ab- und anliegen. Um 4 Uhr nachmittags raumte der Wind bis ESE 
auf, und wir konnten nun auf Nordnordostkurs ganz bis zur Station aufliegen. 
Um 5% Uhr wurde mit St. B.-Anker und 90 m (50 Fad.) Kette geankert, 
In Hinsicht auf Erfrischungen und Trinkwasser bietet Yap ganz dasselbe 
wie Ponapi. Das Löschen und Laden geht ebenfalls langsam von statten, da der 
Transport nur mit Booten bewerkstelligt wird. Unser Aufenthalt in Yap dauerte 
bis zum 4. April 1893, umfafste also 16 Tage; dann traten wir mit einer vollen 
Ladung von etwa 812 Tonnen, bestehend zum gröfsten Theil aus Kopra und 
einigen Elfenbeinnüssen, unsere Heimreise nach Europa an.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.